Umwelt – Alma & Georges /alma-georges Le magazine web de l'Université de Fribourg Thu, 12 Dec 2024 14:13:48 +0000 fr-FR hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.5 Umweltpreis: Wie die Verbuschung im Wallis philosophische Fragen aufwirft /alma-georges/articles/2024/umweltpreis-wie-die-verbuschung-im-wallis-philosophische-fragen-aufwirft /alma-georges/articles/2024/umweltpreis-wie-die-verbuschung-im-wallis-philosophische-fragen-aufwirft#respond Thu, 12 Dec 2024 14:13:48 +0000 /alma-georges?p=21623 Wie sehr soll der Mensch in die Natur eingreifen? Sophie Buchers Antwort auf diese Frage entspricht nicht dem akademischen Mainstream. Sie hat sich die Verbuschung in ihrer Walliser Heimat unter dem Aspekt der Tugendethik angeschaut – und dafür den Umweltforschungspreis der Universität Freiburg gewonnen.

«The Virtue Ethics of Shrub Encroachment on Cultural Landscapes.ÌýExtensive Subalpine Grasslands in the Valais, Switzerland as a Case Study of Good Environmental Stewardship», lautet der Titel der Masterarbeit, für die Sophie Bucher von der Jury einstimmig mit dem Umweltforschungspreis 2024 ausgezeichnet worden ist. Im Interview erklärt die Walliserin, warum das Thema wichtig ist, weshalb nicht alle Leute ihrer Meinung sind, und wie sie die Rolle des Menschen im Ökosystem sieht.

Wie kamen Sie darauf, sich in Ihrer Masterarbeit mit dem Thema Verbuschung auseinanderzusetzen?
Ich wollte etwas mit einem Bezug zum Wallis machen. Während meines Studiums hatte ich oft das Gefühl, dass ich das Gelernte nicht recht in meinen Alltag einbauen kann und die Leute aus meinem Umfeld sich nicht viel darunter vorstellen können. Deshalb suchte ich ein sehr konkretes Thema. Während eines früheren Praktikums im Naturpark hatte ich bei Entbuschungsarbeiten mitgeholfen und wusste, dass das eine Thematik ist, die viele Leute im Wallis interessiert. Entsprechend spannend war es, mich mit ihnen auszutauschen.

Warum ist das Thema wichtig?
Es gibt zwei Hauptgründe: Erstens sind die Landschaften, zu denen ich geforscht habe, Biodiversitätshotspots. Zweitens gehören sie im Wallis wie anderswo zum kulturellen Erbe. Die Thematik erlebt gerade eine Wiederbelebung, die Leute fangen sich zunehmend an, dafür zu interessieren. Dadurch entstehen kontroverse Diskussionen um Fragen wie: Was wollen wir erhalten? Wie sehr sollen wir eingreifen? Wie sehr dürfen wir diese Landschaften nutzen?

In welche Richtung geht die Tendenz im Wallis?
Generell hat man damit zu kämpfen, dass immer weniger Personal zur Verfügung steht. Es kümmern sich zunehmend Freiwillige darum, aber das reicht bei weitem nicht aus, um die Flächen, die man eigentlich pflegen könnte, zu erhalten. Der Wille ist grundsätzlich da und es gibt Leute, die um Hilfe anfragen, weil die Verbuschung für sie direkte negative Auswirkungen hat. Vergleicht man aber die Situation mit dem Zustand von vor 40 Jahren, bräuchte es mehr Aufwand.

Damals wurde mehr Aufwand betrieben?
Es gab vor allem mehr Personen, die in der Landwirtschaft tätig waren, entsprechend wurden die Landschaften mehr genutzt. Heute spazieren wir durch die meisten dieser Flächen bloss, sie sind wichtig als Erholungsgebiet, haben aber keine Versorgungsfunktion mehr. Entsprechend schwieriger ist es, die Leute dafür zu motivieren, den Aufwand für die Pflege auf sich zu nehmen. Und doch ist ein Bewusstsein dafür vorhanden – und es wird immer grösser.

Was passiert, wenn der Mensch ü²ú±ð°ùhaupt nicht eingreift?
Die flachen Grasländer verschwinden, es gibt mehr Sträucher und es kommt zur Verbuschung. Das kann an gewissen Orten gut sein, etwa in steilen Hängen, wo es positiv ist, wenn wieder ein tieferes Wurzelwerk entsteht, das Erosion entgegenwirkt. Aber je nachdem, welche Pflanzen wachsen, können Monokulturen entstehen. Dominante Pflanzen verhindern so Biodiversität.

Sie behandeln die Thematik in Ihrer Arbeit auch auf einer philosophischen Ebene. Was war Ihre Herangehensweise?
Ich wählte einen interdisziplinären Ansatz, mit Fokus auf die Ethik. In unserem Masterstudium ist es so etwas wie der Klebstoff, der alles zusammenhält, die Themen immer auch unter dem ethischen Aspekt zu betrachten. Konkret habe ich mich dazu entschieden, etwas zur Tugendethik zu machen. Im Gegensatz zu den anderen grossen Teilgebieten der Ethik geht es da vor allem um die Kultivierung des eigenen moralischen Charakters. Das passt gut zum Thema, weil es in diesem Spannungsfeld zwischen Nutzung und Pflege angesiedelt ist. In der Tugendethik ist die Mässigung ein zentrales Thema, dass ein Kompromiss zwischen zwei Extremen gefunden wird. Auch Begriffe wie Identitätsstärkung und Kulturerbe sind von Bedeutung.

Stichwort Tugendethik: Was gehört zu den Aufgaben und Pflichten des Menschen im Zusammenhang mit der Verbuschung im Wallis?
Zu den wichtigsten Schlüssen, die ich in meiner Arbeit ziehe, gehört, dass es eben nicht darum geht, uns komplett zurückzuziehen und mit einem Laissez-faire-Ansatz die Natur sich selbst zu ü²ú±ð°ùlassen. Es ist sinnvoll und sogar notwendig, dass wir einen Einfluss auf diese Landschaften ausüben. Ich habe drei Tugenden herausgearbeitet, die dafür wichtig sind: Mässigung, das Wohlwollen anderen Lebewesen gegenü²ú±ð°ù sowie Loyalität, also Dankbarkeit dafür, was wir in diesen Landschaften bereits erleben durften, dass wir davon profitiert haben – und nun entsprechend diese Tradition weiterführen. Es ist eine Verpflichtung, diese Lebewesen, dieses Ökosystem zu unterstützen.

Ist das die gängige Sichtweise in der Ethik und im Umweltschutz?
Nicht unbedingt, sie geht ein wenig gegen den Mainstream. Es gibt Leute, die sehr stark den Laissez-faire-Ansatz befürworten. Je nach Blase, in der man sich bewegt, geht man davon aus, dass sich der Mensch generell zurückhalten und zurückziehen sollte. Der Tenor ist, dass es in Arroganz mündet, eine Hybris ist oder ganz einfach naiv, wenn wir jetzt noch mehr machen wollen, nach allem, was der Mensch bereits angerichtet hat.

Sie hingegen glauben an das Gute im Menschen?
Auf jeden Fall. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht alles, das vom Menschen kommt, direkt verteufeln. Es geht darum, den Wert des Eingreifens zu erkennen, zu sehen, dass es etwas bewirken kann. Für die meisten Leute ausserhalb des akademischen Rahmens ist das selbstverständlich. Folglich sind es im akademischen Kontext mitunter abgehobene Diskussionen – in denen ich gerne dagegenhalte.

Kann man sagen: Der Mensch ist Teil des Ökosystems, folglich wäre es nicht natürlich, wenn er sich komplett heraushielte?
Absolut. Es ist auch interessant, aus einer Erziehungsperspektive an das Thema heranzugehen. Wir sollten uns selbst erziehen und zur Verantwortung ziehen. Es geht nicht darum, dass wir eingreifen, wie es uns gerade beliebt; wir müssen uns ständig hinterfragen, kontinuierlich schauen, welche Auswirkungen unser Eingreifen hat, und daran wachsen – damit wir würdig sind, diese Verantwortung aktiv zu ü²ú±ð°ùnehmen. Das ist ein zutiefst humanistischer Ansatz, keineswegs auf Dominanz ausgerichtet. Wir sind nun einmal da und müssen irgendwas mit unseren Kräften machen, die diejenigen vieler anderer Spezies ü²ú±ð°ùsteigen.

Wenn Sie sich die Schweizer Umweltpolitik unter dem Aspekt der Tugendethik anschauen, wo müsste hauptsächlich der Hebel angesetzt werden?
Es würde sich lohnen, bei der Bildung nicht nur in Digitalisierung und die MINT-Fächer zu investieren, sondern vermehrt auch darin, die Natur zu erfahren. Es wäre wichtig, dass möglichst viele Leute erleben, was die Natur mit uns machen kann, dass wir vielleicht auch einmal der Natur ausgesetzt sind und uns zurechtfinden müssen. Ich habe persönlich sehr gute Erfahrungen gemacht mit Naturwochen, in denen Kinder im Sommer campen und ein längerfristiges Verständnis dafür entwickeln, was es bedeutet, wenn man die Natur lesen und sich darin zurechtfinden kann. Allein schon diese Verankerung würde sehr viel auslösen, wenn sie bei mehr Leuten vorhanden wäre als heute.

Was haben Sie gemacht, damit die Erkenntnisse aus Ihrer Arbeit möglichst breit gestreut werden?
Ich durfte sie in einem Seminar an der Uni Bern bei einem Kolloquium vorstellen. Das wurde von einem meiner Co-Betreuer organisiert, der dort als Biologie-Professor tätig ist. Zudem habe ich die Arbeit all meinen Gesprächspartnern weitergeleitet. Grundsätzlich gilt: Falls sich jemand melden will, um mit mir weiter darü²ú±ð°ù zu diskutieren, bin ich sehr offen dafür.

Zum Schluss noch etwas komplett anderes: Wie hoch war das Preisgeld und was machen Sie damit?
Es gab 3000 Franken. Was ich damit mache? Da ist Tugendethik wieder ein gutes Stichwort. (lacht) Ich könnte es einerseits sparen, andererseits fände ich es auch schön, mir etwas zu gönnen, um die Auszeichnung richtig zu feiern. Wer weiss, vielleicht läuft es auf eine längere Wanderung hinaus.

Zur Person: Sophie Bucher hat 2023 an der Universität Freiburg das Masterstudium in Environmental Sciences and Humanities abgeschlossen. Im September 2024 begann sie an der Berner Fachhochschule die Ausbildung zur Hebamme. Nebenbei ist die Walliserin in einem Teilzeitpensum im Nachhaltigkeitsteam der BLS tätig.

________

 

]]>
/alma-georges/articles/2024/umweltpreis-wie-die-verbuschung-im-wallis-philosophische-fragen-aufwirft/feed 0
Umweltforschungspreis: Eine Auszeichnung für wegweisende Beiträge zur Bewältigung globaler Umweltprobleme /alma-georges/articles/2024/umweltforschungspreis-eine-auszeichnung-fur-wegweisende-beitrage-zur-bewaltigung-globaler-umweltprobleme /alma-georges/articles/2024/umweltforschungspreis-eine-auszeichnung-fur-wegweisende-beitrage-zur-bewaltigung-globaler-umweltprobleme#respond Tue, 30 Apr 2024 08:57:59 +0000 /alma-georges?p=20109 Der Umweltforschungspreis würdigt herausragende Beiträge von Forschenden, die sich um das Verständnis von Umweltproblemen und -herausforderungen bemühen. Doch seine Bedeutung geht weit ü²ú±ð°ù die Anerkennung einzelner Wissenschaftler_innen hinaus. Ein Gespräch mit Prof. Cathryn Magno, Mitglied der Preiskommission.

Können Sie für diejenigen, die den Umweltforschungspreis vielleicht nicht kennen, kurz seine Bedeutung erklären und wie er zu einem besseren Verständnis von Umweltproblemen und -lösungen beiträgt?
Der Umweltforschungspreis würdigt herausragende Beiträge von Forschenden, die sich um das Verständnis von Umweltproblemen und -herausforderungen bemühen. Er bietet uns die Möglichkeit, die bahnbrechende Arbeit einzelner Wissenschaftler_innen zu würdigen, die dazu beitragen, unser Verständnis komplexer Umweltprobleme zu verbessern. Wir hoffen, dass er Forschende dazu motiviert, die Grenzen des aktuellen Wissens zu erweitern, um neue Methoden zu erforschen und innovative, effektive Lösungen zu entwickeln. Der Preis unterstreicht auch die Bedeutung der Umweltforschung im Allgemeinen. Durch den Preis können wir forschungsbasierte Erkenntnisse und Empfehlungen an ein breiteres Publikum weitergeben, das ü²ú±ð°ù die akademische Gemeinschaft hinausgeht und sich an politische Entscheidungsträger_innen sowie die breite Öffentlichkeit wendet. Die breite Anerkennung von Umweltproblemen ist entscheidend für die Akzeptanz und Umsetzung wichtiger, wenn auch manchmal schwieriger Veränderungen in unserem täglichen Leben, in unseren Gemeinden und als Mitglieder der Weltbevölkerung.

Die Umweltforschung ist von Natur aus komplex und interdisziplinär. Der Preis ermutigt Wissenschaftler_innen zur Zusammenarbeit ü²ú±ð°ù die Grenzen der Disziplinen hinweg und inspiriert aktuelle und zukünftige Forschende dazu, sowohl komplizierte Fragen zu stellen als auch komplizierte Antworten zu akzeptieren. Die Dringlichkeit von Umweltproblemen kann durch die Weiterentwicklung von Ideen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Methoden verstärkt werden, die alle darauf abzielen, Massnahmen zur Eindämmung der Umweltzerstörung und zur Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Prof. Cathryn Magno

Warum haben Sie sich entschlossen, dem Ausschuss beizutreten und was hat Sie motiviert, zu dieser besonderen Initiative beizutragen?
Die Umweltforschung ist ein Bereich, der kritisches Denken ü²ú±ð°ù die Beziehungen zwischen Mensch und Natur, die globale Reichweite, reale Probleme und systemische Ansätze zur Problemlösung erfordert. Es geht um die Frage, wie Gerechtigkeit und Gleichberechtigung gewährleistet und gleichzeitig Nachhaltigkeit auf kulturü²ú±ð°ùgreifende, interdisziplinäre und kooperative Weise gefördert werden können. Sie könnte auch die tiefen epistemischen, politischen, kulturellen, ethischen usw. Wurzeln unserer aktuellen Umweltkrise(n) untersuchen. Das sind genau die Fragen, die wir in meinem eigenen Fachbereich der vergleichenden und internationalen Bildung stellen, in dem wir uns mit dem generationenü²ú±ð°ùgreifenden Prozess der Wissenserschaffung, des Transfers/Austauschs, der Förderung und der Kritik befassen. In beiden Bereichen bereiten wir künftige Führungskräfte darauf vor, die globalen Herausforderungen der Nachhaltigkeit durch die Entwicklung von Wissen und Forschung zu bewältigen. Dabei erkennen wir an, dass Umweltprobleme keine nationalen, sozialen oder kulturellen Grenzen respektieren, und dass Bildung eine entscheidende Rolle bei der Sensibilisierung, Aktivierung und Unterstützung der Menschen – insbesondere der Jugend, aber nicht nur – für den notwendigen Wandel spielt.

Vergleichende Bildung beinhaltet die Untersuchung von Bildungssystemen, -politiken, -prozessen und -praktiken ü²ú±ð°ù Zeit und Raum hinweg. Im Rahmen des Teilbereichs der Politikleihe können Forschende zum Beispiel erfolgreiche umweltbewusste Unterrichtsstrategien an einem Ort identifizieren, um sie an anderer Stelle anzuwenden, oder Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler können Einstellungen oder Werte innerhalb und zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen in Bezug auf Umweltauswirkungen untersuchen. Wenn wir mehr ü²ú±ð°ù die grundlegenden Ansichten ü²ú±ð°ù die Umwelt erfahren, können wir wirksame Umweltbildungsprogramme entwickeln, die auf unterschiedliche kulturelle Kontexte zugeschnitten sind, und die gelebte Umwelterfahrung von Menschen (und Nicht-Menschen) auf der ganzen Welt besser verstehen. Was die Klimagerechtigkeit angeht, ist es uns ein großes Anliegen, dass die Umweltzerstörung oft unverhältnismäßig stark marginalisierte Gemeinschaften auf der ganzen Welt betrifft. In unserem Teilbereich Bildung in Notsituationen befassen wir uns zum Beispiel mit der Bereitstellung von Bildung für Menschen, die von Naturkatastrophen betroffen sind und bei denen oft noch andere Faktoren wie Geschlecht, soziale Klasse, ethnische Zugehörigkeit usw. hinzukommen. Wir wollen Wege aufzeigen, wie die Beziehung zwischen Umwelt und Bildung gestaltet werden kann, indem wir den Anthrozentrismus in Frage stellen und menschliche Praktiken und Ideologien durchbrechen, um die Welt nicht nur zu beschreiben, sondern sie vielmehr zu verändern.

Im Einklang mit dieser Bildungsphilosophie freue ich mich, in einem Preiskomitee mitzuarbeiten, das transformative Forschung zum Thema Umwelt und den damit verbundenen globalen Herausforderungen würdigt.

Können Sie uns einen Überblick ü²ú±ð°ù Ihre Aufgaben geben und was Ihre Rolle beinhaltet?
Da dies meine erste Erfahrung im Ausschuss ist, weiss ich nicht, wie ich diese Frage interessant beantworten soll. 😉 Zusammen mit den anderen Ausschussmitgliedern werde ich die eingereichten Dossiers von Bewerber_innen prüfen, die an der Universität Freiburg arbeiten oder gearbeitet haben und innerhalb der letzten zwei Jahre in ihrer Habilitations-, Doktor- oder Masterarbeit oder in einer Veröffentlichung ü²ú±ð°ù die Umwelt geschrieben haben. Der Preis kann zur Finanzierung von Studienreisen, Konferenzteilnahmen, Publikationskosten oder zukünftigen Forschungsarbeiten verwendet werden. Die Bewerbungsfrist endet am 30. Juni 2024!

Warum ist es wichtig, disziplinäre und interdisziplinäre Forschung im Bereich der Umweltwissenschaften und der Nachhaltigkeit zu fördern?
Ich würde sagen, dass es in jedem Bereich wichtig ist, sowohl disziplinäre als auch interdisziplinäre Forschung zu fördern, vor allem aber in Bereichen, die dringende soziale, politische, technologische und sogar kulturelle Veränderungen erfordern, wie die Umweltwissenschaften angesichts der wachsenden Klimakrise und der Notwendigkeit von Klimagerechtigkeit. Während die disziplinäre Forschung es uns ermöglicht, bestimmte Aspekte der Umweltkrise zu erforschen (z. B. Ökologie oder Umweltchemie), bietet die interdisziplinäre Forschung das Potenzial, ganzheitlichere Lösungen für vielschichtige Probleme zu entwickeln. Die Integration von Wissen ermöglicht es Wissenschaftler_innen, positive Synergien und/oder unbeabsichtigte (positive oder negative) Folgen zu erkennen, die sie in ihrer eigenen Disziplin vielleicht nicht «gesehen» oder berücksichtigt hätten. Es regt zu kreativem Denken und neuen Ansätzen an und bezieht oft die Sichtweisen verschiedener Sektoren wie Regierungen, Unternehmen und Gemeindeorganisationen mit ein. Das wiederum führt zu Ergebnissen und Empfehlungen, die sozial und kulturell angemessen, nachhaltig und machbar sind.

Welche Botschaft möchten Sie potenziellen Bewerber_innen und der breiten Öffentlichkeit vermitteln, wie wichtig es ist, Initiativen wie den Preis zu unterstützen und sich daran zu beteiligen?
Potenziellen Bewerber_innen würde ich sagen: Bitte macht mit, denn eure Beiträge sind wichtig! Wir schauen auf eure Forschung – sowohl auf die Fragen als auch auf die Ergebnisse – um die komplexen Zusammenhänge im Bereich der Umweltwissenschaften besser zu verstehen und um herauszufinden, welche Massnahmen wir ergreifen können, um unseren Planeten positiv zu verändern. Die breite Öffentlichkeit muss sich auf die Wissenschaft verlassen können, um mutige Entscheidungen darü²ú±ð°ù zu treffen, wie sie ihr Leben als Individuum und in Gemeinschaft mit anderen Menschen und der natürlichen Welt leben. Mit deiner Teilnahme an dieser Initiative machst du auf die Bedeutung der Umweltforschung aufmerksam, aber auch auf die Notwendigkeit, weiterhin in sie zu investieren, wenn wir die drängenden Probleme ernsthaft angehen wollen. Du kannst dabei helfen, die Führung zu ü²ú±ð°ùnehmen.

Wie kann der Preis Ihrer Meinung nach die Umweltforschung positiv beeinflussen und was erwarten Sie von den Beiträgen junger Forscher_innen in diesem Bereich?
Durch die Auszeichnung herausragender Beiträge würdigt der Preis die Arbeit junger Wissenschaftler_innen und motiviert und inspiriert sie hoffentlich, die Grenzen des Wissens zu erweitern, neue Methoden zu erforschen und drängende Umweltprobleme mit neuem Enthusiasmus anzugehen. Der Preis hat auch das Potenzial, die Vernetzung, die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zu fördern, was junge Forschende in ihrem Bestreben unterstützen wird, ü²ú±ð°ù die aktuellen Lösungen hinauszugehen und komplexe Probleme anzugehen. Es ist eine Möglichkeit, Talente zu fördern und das Fachwissen einer neuen Generation von Umweltführungskräften zu entwickeln, von denen wir wiederum erwarten, dass sie ihre neuen Perspektiven einem breiten Publikum vorstellen. Junge Forschende sind oft die leidenschaftlichsten und engagiertesten Wissenschaftler_innen in jedem Bereich, und wir erwarten, dass dieser Preis sie dazu ermutigt, sich für Bewusstsein, Handeln und Gerechtigkeit in der Umweltwissenschaft einzusetzen.

__________

]]>
/alma-georges/articles/2024/umweltforschungspreis-eine-auszeichnung-fur-wegweisende-beitrage-zur-bewaltigung-globaler-umweltprobleme/feed 0
Warum Unternehmen radikal umdenken müssen /alma-georges/articles/2024/warum-unternehmen-radikal-umdenken-mussen /alma-georges/articles/2024/warum-unternehmen-radikal-umdenken-mussen#respond Mon, 08 Apr 2024 17:40:56 +0000 /alma-georges?p=20055 Greenwashing ist ein Ärgernis. Wie aber lassen sich die Prinzipien der Nachhaltigkeit in Projekten und Unternehmen wirklich umsetzen? Mit dieser Frage setzt sich EPFL-Dozent und Unternehmer Sascha Nick intensiv auseinander – bald auch an einem Workshop an der Universität Freiburg.

Sascha Nick, Sie sind am 2. Mai Hauptdozent beim Workshop «How to transform sustainability principles into sustainable projects or companies?» Wie lautet Ihre Kernbotschaft?
Die Lösung für fast alle Nachhaltigkeitsprobleme liegt nicht in einer Technologie, Methode oder einem Produkt, sondern in einem besseren Denken – einer ganz anderen Denkweise. Das beginnt mit dem Verständnis, was Nachhaltigkeit im Rahmen eines Projekts oder Unternehmens bedeutet. Es erfordert nicht nur das Erkennen der unmittelbaren Auswirkungen, sondern auch der breiteren Auswirkungen auf die Umwelt, die Menschen und die Gesellschaft. Zum Beispiel werden durch die Umsetzung nachhaltiger Produktionspraktiken Energie, Materialien, Land und Arbeitskräfte genutzt – sie beeinflusst also auch die Gesellschaft im Allgemeinen. Darü²ú±ð°ù hinaus ist es wichtig, zu verstehen, wie Machtstrukturen und die Perspektiven der Menschen Entscheidungen beeinflussen. Eine Verschiebung von einem Fokus auf Profit und Konsum hin zum langfristigen Wohlbefinden (wellbeing) von Ökosystemen und Gemeinschaften wird beispielsweise zu einer anderen Organisation der Gesellschaft führen.

Was sind die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung?
Die wichtigsten Herausforderungen bei der Annahme nachhaltiger Praktiken resultieren aus der Notwendigkeit, gesellschaftliche Normen neu zu definieren, die oft mit festgefahrenen Gewohnheiten und Überzeugungen kollidieren. Zum Beispiel erfordert der Übergang zu erneuerbaren Energiequellen, die Nutzung fossiler Brennstoffe zu stoppen, die heute die Grundlage für gesellschaftliche Strukturen und wirtschaftliche Systeme sind – diese müssen sich ebenfalls ändern. Diese Barrieren zu ü²ú±ð°ùwinden, erfordert viel mehr als nur Technologie, zum Beispiel Veränderungen in Politik, Bildung und Kultur. Ebenso wichtig ist es, die heutigen Machtstrukturen und Interessen zu hinterfragen; so werden etwa Öl- und Bergbauindustrien den erforderlichen Übergang mit finanziellen Anreizen und politischer Einflussnahme bekämpfen.

Nachhaltigkeit ist ein oft verwendeter Begriff. Was bedeutet Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Projekten und Unternehmen genau?
In Projekten und Unternehmen umfasst Nachhaltigkeit mehr als nur das Erfüllen heutiger Bedürfnisse – es erfordert auch die Berücksichtigung der langfristigen Auswirkungen gegenwärtiger Handlungen auf die Artenvielfalt und zukünftige Generationen. Zum Beispiel können bei einem Bauprojekt umweltfreundliche Materialien und nachhaltige Baupraktiken verwendet werden, um den CO2-Fussabdruck zu minimieren und Umweltverschmutzung zu reduzieren. Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmassnahmen in Unternehmen und Projekten kann jedoch aufgrund ihrer Verflechtung mit breiteren gesellschaftlichen Systemen herausfordernd sein. Zum Beispiel kann die Lieferkette eines Unternehmens Materialien aus Regionen mit laxen Umweltvorschriften beziehen, was es schwierig macht, Nachhaltigkeitsstandards während des gesamten Produktionsprozesses aufrechtzuerhalten.

Greenwashing ist in diesem Zusammenhang immer wieder ein Thema. Wie verbreitet ist es in der Geschäftswelt, dass Nachhaltigkeit in erster Linie ein Marketingbegriff ist – und wie sehr schadet das echten Nachhaltigkeitsbestrebungen?
Greenwashing, eine verbreitete Praxis in der Geschäftswelt, täuscht nicht nur Menschen, sondern untergräbt auch echte Nachhaltigkeitsaktionen. Um die Dinge komplizierter zu machen, ist Greenwashing oft keine direkte Lüge, sondern konzentriert sich auf unwichtige Details, um das grosse Ganze zu verbergen. Zum Beispiel versucht ein Unternehmen durch die Verwendung von Bio-Baumwolle für Autositze und die Kommunikation darü²ú±ð°ù die verbleibenden zwei Tonnen des Autos zu ü²ú±ð°ùdecken, die jedes Jahr Tausende Liter Öl verbrennen und Machtstrukturen basierend auf der Autoabhängigkeit (car dependency) und der Zersiedelung festigen.

Können Sie ein Beispiel nennen, in dem die Prinzipien der Nachhaltigkeit erfolgreich umgesetzt wurden?Erfolgreiche Nachhaltigkeitsbemühungen beinhalten oft innovative Ansätze, die sowohl der Umwelt als auch der Gesellschaft zugutekommen. Zum Beispiel kann ein Versorgungsunternehmen energieeffiziente Geräte bereitstellen, zeitabhängige Preise einführen oder direkt Unternehmen oder Gemeinden beraten. Das hilft seinen Kund_innen, den Stromverbrauch zu reduzieren und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit zu verbessern. Ein problematisches Beispiel wäre ein Lebensmittelunternehmen, das zwar Landwirt_innen in der Lieferkette hilft, den Pestizideinsatz zu reduzieren und sich während des Gebrauchs der Pestizide besser zu schützen – aber gleichzeitig süchtig machende zuckerhaltige Produkte herstellt und verkauft.

Sie betonen in Ihren Texten, dass ein positives Zukunftsnarrativ für uns als Gesellschaft wichtig ist. Wie könnte ein solches Narrativ aussehen?
Eine positive Zukunftserzählung stellt sich eine Welt vor, in der nachhaltige Praktiken zur dominanten Kultur werden, leicht umzusetzen und wünschenswert sind. Gemeinschaften und Gesellschaften, die sich auf öffentliche Dienstleistungen, Zugang zu Elektrizität, Gesundheitsversorgung und die Reduktion von Ungleichheiten konzentrieren, können ein hohes Wohlbefinden, Glück und Widerstandsfähigkeit erreichen, während sie erheblich weniger Ressourcen verbrauchen – und gleichzeitig alle grossen Probleme lösen: Klima, Biodiversität, Ungleichheit. Diese Zukunftserzählung betont die Verflechtung von menschlicher und planetarer Gesundheit. Sie inspiriert Hoffnung und befähigt zur Tat für eine bessere Zukunft.

Was erhoffen Sie sich von der Konferenz in Freiburg?
Die Konferenz zielt darauf ab, die Teilnehmenden dazu zu ermutigen, ein ganzheitlicheres Verständnis von Nachhaltigkeit zu entwickeln, das menschliche Bedürfnisse, ökologische Einschränkungen und systemisches Denken integriert. Darü²ú±ð°ù hinaus möchte die Konferenz die Teilnehmenden dazu inspirieren, Pionier_innen für positive Veränderungen innerhalb ihrer Organisationen und Gemeinschaften zu werden, indem sie die Bedeutung von Zusammenarbeit und gemeinschaftlichem Handeln betont. Die Teilnehmenden dürfen spannende Diskussionen, praktische Einblicke, Networking-Möglichkeiten und eine angenehme Erfahrung erwarten.

Zur Person

Dr. Sascha Nick ist Dozent am Laboratory of Environmental and Urban Economics an der EPFL in Lausanne und lehrt als Dozent auch an der Universität Lausanne sowie als Professor an der Business School Lausanne. Das Zusammenspiel zwischen Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Gesellschaft gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten. Er hat zudem mehrere Start-ups in den Bereichen Industriesoftware und Nachhaltigkeit gegründet.

Anmeldung zum Workshop

Der englischsprachige Workshop «How to transform sustainability principles into sustainable projects or companies?» findet am 2. Mai von 12.15 bis 14 Uhr im Adolphe Merkle Institut (Unifr PER 18) statt. Die Anmeldung ist kostenlos, aber obligatorisch.

Zusätzliche Informationen und Anmeldung hier.

_________

]]>
/alma-georges/articles/2024/warum-unternehmen-radikal-umdenken-mussen/feed 0
Gemeinsam nachhaltig geniessen /alma-georges/articles/2023/gemeinsam-nachhaltig-geniessen /alma-georges/articles/2023/gemeinsam-nachhaltig-geniessen#respond Thu, 14 Dec 2023 10:58:13 +0000 /alma-georges?p=19437 Inmitten der Hektik des Doktoratsstudiums in Physik fand Florin vor einem halben Jahr nicht nur wissenschaftliche Herausforderungen, sondern auch eine Leidenschaft für nachhaltiges Engagement. Als neues Mitglied der Myosotis-Vereinigung an der Unifr setzt er sich mit einem innovativen Ansatz für Umweltschutz ein: einen veganen Kochabend. In einer Stadt, in der der Verzicht auf Käsefondue als Herausforderung gilt, erzählt Florin vom Versuch, Menschen durch die Kunst des veganen Kochens zu verbinden.

Florin (27) begann vor einem halben Jahr sein Doktoratsstudium in Physik am AMI und stürzte sich gleichzeitig in die Treffen von Myosotis, der Vereinigung für die Umwelt der Unifr. Für den leidenschaftlichen Koch war es nicht nur eine Gelegenheit, sich zu engagieren, sondern auch eine Möglichkeit, durch gemeinsame Projekte neue Bekanntschaften zu schliessen. In einem Generationswechsel innerhalb der Gruppe fand Florin sich als Teil eines völlig neuen Teams wieder, das sich von bisherigen Erfahrungen inspirieren liess, aber auch experimentell vorgeht. «Ich koche sehr gerne selbst. Es ist eine grossartige Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen und macht einfach Spass. Veganes Essen zu kochen ist manchmal eine Herausforderung, da man schmackhafte und umweltfreundliche Zutaten finden muss. Daher hatte ich die Idee, einen veganen Kochabend zu organisieren», erzählt Florin. Wohnhaft in Freiburg fand er jedoch, auf Fondue zu verzichten sei tatsächlich schwierig.

Myoso … was?
Warum trägt die Vereinigung so einen ungewöhnlichen Namen? «Der Name sollte auf Deutsch und Französisch gut funktionieren, und Myosotis, der Name einer Pflanze, lautet in beiden Sprachen gleich.» Myosotis befindet sich gerade in der Planungsphase, denn im April 2024 steht die nächste Nachhaltigkeitswoche an, bei der ein veganer Kochabend und andere Aktivitäten rund um das Thema geplant sind.

Wie zuhause, nur anders
Florin ist aufgeregt. Bisher hat er noch keinen solchen Abend durchgeführt: «Man muss an so viele Details denken, wenn man in einer Küche arbeitet, die man nicht kennt. Hat es genug Equipment? Funktioniert der Herd?» Nachdem er jedoch auch die letzten fehlenden Zutaten beim Einkaufen gefunden hat, ist er etwas entspannter. Das mehrgängige Menü wird im Neighborhub auf dem Bluefactory-Areal zubereitet. Es gibt eine Rüebli-Zimtsuppe und einen gemischten Salat als Vorspeise, einen Auflauf mit veganem Hackfleisch und Käse als Hauptspeise, Kürbis-Brownies als Dessert sowie Glühwein und Chailatte als Getränke. Die Atmosphäre ist familiär, im Hintergrund wird jazzige Weihnachtsmusik gespielt, unter den Studierenden wird viel gelacht. Kann man sich eine bessere Alternative vorstellen, um den St. Nikolaus-Tag zu verbringen?

«Wie mussten irgendwann eine Grenze setzen»
Florin kocht mit ca. 25 Teilnehmenden. Einige Interessierte mussten vertröstet werden, denn nach dem Verschicken der Einladung per Newsletter gingen innerhalb weniger Stunden ü²ú±ð°ù 40 Anfragen ein. Chiara (25) ist eine der Glücklichen, die dabei sein darf. Sie studiert Neurowissenschaften und besucht die Veranstaltung, weil sie ein nachhaltiges Festtagsessen kochen und andere Leute kennenlernen möchte. Veganes Kochen sei für sie als Vegetarierin nicht vollkommen neu, aber sie findet den sozialen Aspekt spannend. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, zusammen mit ein paar anderen den Glühwein und Chailatte zuzubereiten.

Wie erklärt sich Florin den Ansturm? «Einerseits macht vielen Leuten das Kochen Spass, und gemeinsames Kochen ist eine schöne Aktivität. Andererseits interessieren sich viele generell für das Thema ‘Vegetarisch, Vegan und Nachhaltigkeit beim Kochen’. Das bewegt immer mehr Leute.» Zudem gebe es in der Schweiz auch viel mehr vegetarisch-vegane Alternativen zu kaufen als früher. Eine vermehrte Sensibilisierung für das Thema finde statt, allerdings – so Florins Feststellung – sei sie noch stark auf bestimmte Milieus wie z. B. die Uni begrenzt. «Aber es wird mittlerweile auch die breite Bevölkerung erreicht, das ist schön.»

Rezept für vegane Kürbis-Brownies (auf Englisch)

Ingredients

For the pumpkin puree:

  • 600 g hokkaido pumpkin
  • 300 g vegan cream cheese (plain)
  • ground cinnamon
  • ground nutmeg
  • ground all-spice For the brownie batter:
  • 600 g dark chocolate
  • 600 g flour
  • 600 g sugar
  • 150 g unsweetened cocoa powder
  • 300 g apple sauce
  • 300 ml vegetable oil
  • 600 ml plant-based milk

Instructions

  1. Bring a pot of water to a boil. Cut the pumpkin into bite-sized pieces and cook for approx. 10 minutes until all the pieces are soft. Then drain and blend in a tall container, and leave to cool.
  2. Mix the cooled pumpkin puree with vegan cream cheese and season with cinnamon, nutmeg and allspice. Tip: Be sure to taste the pumpkin cream cheese mix before spreading it on the brownie batter, as each type of cream cheese is different in flavor. Add more sweetness if needed.
  3. Melt the dark chocolate over a double boiler and allow it to cool slightly.
  4. Preheat the oven to 180 °C (355 °F) (convection heat). Grease a baking pan (20 x 25 cm /8 x 10 inches) and pat out with some cocoa powder.
  5. Mix the flour, sugar and cocoa powder in a large bowl. Then add the melted chocolate, apple sauce, vegetable oil and plant-based milk and mix until smooth.
  6. Pour the batter into the prepared baking pan, then spread the cream cheese and pumpkin cream over the brownie batter and create small swirls through the brownie batter with a fork.
  7. Bake the brownies at 180 °C (355 °F) (convection heat) for 25–30 minutes. Allow to cool before cutting.

Lust auf mehr Rezepte? Wir empfehlen, die Newsletter von Myosotis zu abonnieren. 😉

_________

  • Website von
]]>
/alma-georges/articles/2023/gemeinsam-nachhaltig-geniessen/feed 0
Was ist die Hoffnung der Welt? /alma-georges/articles/2023/was-ist-die-hoffnung-der-welt /alma-georges/articles/2023/was-ist-die-hoffnung-der-welt#respond Fri, 27 Oct 2023 07:07:53 +0000 /alma-georges?p=19086 Bei den diesjährigen, 9. Ökumenischen Studientagen des Zentrums für Glaube und Gesellschaft an der Universität Freiburg sprach unter anderem der renommierte anglikanische Theologe und emeritierte Erzbischof von Canterbury Rowan Williams ü²ú±ð°ù die (christliche) Hoffnung für diese Welt. Die Veranstaltung ist ein paar Monate her, die Themen sind aktueller denn je: Umwelt, Territorialdenken, eine sich rasant entwickelnde Technologie … Theologie-Student Max Ammann blickt zurück und macht sich in einer Gastkolumne Gedanken ü²ú±ð°ù die Kernbotschaft der Veranstaltung.

Was ist die tragende Hoffnung für unsere Welt? In einer sich rasch verändernden Welt stellten sich die 9. Ökumenischen Studientage des Zentrums für Glaube und Gesellschaft in Freiburg genau dieser Frage. Der Klimawandel, gesellschaftlicher Wandel und der rasante technologische Fortschritt sind Themen, auf die auch der christliche Glaube eine Perspektive der Hoffnung ermöglichen muss. Das Zentrum für Glaube und Gesellschaft, das die Studientage jedes Jahr organisiert, möchte Brücken zwischen akademischer Theologie, christlicher Spiritualität und Gemeindepraxis schlagen und genau das ist bei einer so ambitionierten Fragestellung gefragt. Die Vorrangstellung erhielt die Spiritualität und in diesem Sinne begann die Tagung mit einem Morgengebet. Die meditativen Taizé-Gesänge, der Psalmengesang, die Schriftlesungen und nicht zuletzt die mehrminütige Stille zeigen an, dass die christliche Hoffnung nicht allein auf den klugen Vorträgen und Diskursen beruht.

Pilgerschaft nach Hause zu Gott
Nach dem Gebet ging es aber gleich los mit den ersten Vorträgen und Podiumsdiskussionen. Ryan McAnnaly-Linz ist systematischer Theologe und stellvertretender Direktor des Yale Center for Faith & Culture in den USA. Er machte mit seinem Vortrag «Home on the way: Discipleship between Babylon and Jerusalem» den Anfang dieses ersten Tages, der die biblischen und theologischen Grundlagen der christlichen Hoffnung erörtern sollte. McAnnaly-Linz erinnerte daran, dass die Christen in dieser Welt nicht zuhause, sondern bloss Pilger seien. Das sei aber kein Anlass zu jenseitsvertröstender Weltflucht, vielmehr handle es sich um eine Pilgerfahrt «from here to here». Der leidenschaftliche vorgetragene und theologisch vielschichtige erste Vortrag verlangte den Teilnehmern bereits einiges Mitdenken ab. In den Pausen mischten sich Referenten und Zuhörer, neue Bekanntschaften geschlossen und alte erneuert. Die Mehrsprachigkeit der Studientage sowie die ökumenische Perspektive mit Vertretern aus den protestantischen, anglikanischen und katholischen Traditionen machen die Studientage auch zu einem hervorragenden christlichen Networkinganlass für den erweiterten akademisch-theologischen Bereich.

Bewahrung der Schöpfung und die Weisheit des Jubeljahres (Lev 25)
Der zweite Vortrag hielt Theologin, Sozialaktivistin und Mitglied des Domkapitels der Kathedrale von Rochester (England) Ruth Valerio. Sie zeigt auf, wie sich die biblische Genesis-Erzählung von den babylonischen Schöpfungsmythen unterscheidet, und wie sich daraus das äusserst positive christliche Schöpfungsverständnis ergibt: «[…] und siehe, es war sehr gut» (Gen 1, 31). Davon ausgehen wies sie auf den engen Zusammenhang von Schöpfung und Erlösung hin: Gottes Erlösungsplan betreffe die gesamte Schöpfung, also auch Natur und Umwelt. Deswegen müsse christliche Jüngerschaft die Welt miteinbeziehen und dürfe die Fragen des Klimawandels und Umweltschutzes nicht ignorieren. Damit legte sie den Grundstein für den auf sie folgenden Hauptreferenten der Studientage: Der Anglikaner Rowan Williams ist nicht nur emeritierter Erzbischof von Canterbury, sondern zweifellos auch einer der renommiertesten Theologen der letzten Jahrzehnte. Williams legte dar, wie sich der Blick der Menschen auf das Land insbesondere im 16./17. Jahrhundert gewandelt habe und sie zunehmend als Eigentum verstand. Hier verortete der emeritierte Erzbischof ein grundlegendes Problem des heutigen Umganges mit der Natur. Bei der Predigt zum ökumenischen Gottesdienst am Abend des ersten Tages brachte Williams auch die im Titel der Veranstaltung stehende Hoffnung ins Spiel, die im Letzten nur auf dem Heilshandeln Gottes in Christus gründen könne.

Christliche Hoffnung und die Rolle der Kirche
Die Hoffnung war auch am zweiten Tag der Konferenz das prägende Thema. Prof. Christine Schliesser, Privatdozentin für Systematische Theologie an der Universität Zürich und Studienleiterin am Zentrum Glaube & Gesellschaft, markierte die Hoffnung als Signatur christlicher Existenz. Dabei eröffnete sie eine kleine Theologie der Hoffnung, um ihr neben den oftmals mehr beachteten göttlichen Tugenden Glaube und Liebe eine eigene Strahlkraft zu sichern. Besonders wichtig war ihr die Grundlage der Hoffnung in Christus, die leitende Kraft der Hoffnung zur Bewältigung von Hindernissen und die Antriebskraft der Hoffnung, die den Menschen Gott für das Heil bedrängen und der Erde treu bleiben lässt. Die christliche Hoffnung fordere von Gott ein Heilshandeln in der Welt und Erlösung für die Opfer der Geschichte im eschatologischen Jenseits zugleich. Darauf konnte Rowan Williams in seinem zweiten Vortrag «The Jubilee Community: dispossessed living, public hope» aufbauen. Er definierte den Zweck der Kirche so, dass sie zur Wiederherstellung der Welt durch die Gnade Gottes beitragen solle, statt ein bestimmtes Territorium geistlicher oder physischer Art in der Welt zu verteidigen. Die Kirche sei kein Verein unter anderen, sondern die tragende Gemeinschaft jener, die auf Gott vertrauen. Williams kritisierte scharf jede Form von Stammes- oder Territorialdenken und plädierte für eine im weitesten Sinne besitzlose und gottorientierte Kirche.

Christliche Gemeinschaften und Praxistipps für die Welt von heute
Eine Besonderheit der Studientage dieses Jahres stellte die Möglichkeit dar, eine Vielzahl von Ordensgemeinschaften kennenzulernen: Mit den Zisterziensern, Benediktinern, der Gemeinschaft der Seligpreisungen, der Bruderschaft der Christusträger, den Diakonissen von Riehen und vielen mehr waren zahlreiche katholische und protestantische Gemeinschaften vor Ort. Alle Gemeinschaften stellten sich vor, liessen sich befragen und man versuchte sich gemeinsam Gedanken zu machen, inwiefern sie Vorbild für die moderne Gesellschaft sein könnten. Das nötige intellektuelle Rüstzeug hierfür hatte man am Donnerstagvormittag vom Patristiker Prof. Gregor Emmenegger (Freiburg) erhalten. Emmenegger erzählte die Geschichte des christlichen Mönchtums von einer «anarchistischen Gegengesellschaft» in der ägyptischen Wüste bis zum gelehrten Benediktinertum hinter europäischen Klostermauern nach. Er zeigte auf, wie monastische Gemeinschaft je nach Ort und Zeit unter Pachomius eben als Gegengesellschaft, mit Basilius dem Grossen als Element des Gemeindeaufbaus und bei Augustinus als christliche Elite verstanden wurde. Dies schlägt sich bis heute in der Augustinus–, der Benedikts– und der Basiliusregel nieder.

Yuval Noah Harari und die Bedrohung des Transhumanismus
Nach zahlreichen im weitesten Sinne hoffnungsvollen Impulsen nahmen die Studientage am Abend des zweiten Tages eine dunkle Wendung. Bei der Vorpremiere des Films «The Great Fake», der unter Mitarbeit des Zentrums für Glaube und Gesellschaft entstanden war, erhielten die Teilnehmer einen kritischen Einblick in die dystopischen Fantasien des israelischen Bestsellerautors und Historikers Yuval Noah Harari («Homo Deus»). Dieser entwirft ein Szenario, in welchem der technologische Fortschritt einen Grossteil der Menschheit arbeitslos und im Grunde ü²ú±ð°ùflüssig macht, weswegen diese mit Drogen und Computerspielen ruhiggestellt werden. Die Zukunft des Menschen liege in einer Symbiose mit der Technik, die ihn in allen Bereichen ü²ú±ð°ùtreffe. Im Film kritisierten die Macher die äusserst fragwürdigen anthropologischen und epistemologischen Annahmen des Israelis und der transhumanistischen Szene. Dr. Oliver Dürr, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum Glaube & Gesellschaft und Habilitand am Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie an der Universität Zürich, gab dann am Freitagmorgen einen Einblick in das Thema seiner Dissertation «Homo Novus. Vollendlichkeit im Zeitalter des Transhumanismus. Beiträge zu einer Techniktheologie» und kritisierte den sogenannten technischen Solutionismus, d. h. die Annahme, dass man mit der Technik alle Probleme der Menschheit lösen könne. Er zeigte auf, dass technischer Fortschritt immer auch einen menschlichen Fortschritt, eine positive Anthropologie verlange, wenn sie dem Menschen wirklich helfen soll.

Christlicher Humanismus und tätige Hoffnung
Hier konnte Prof. Dr. Carmody Grey, Assistenzprofessorin für Theologie an der University of Durham (England) und assoziierte Professorin für Ethik an der Universität Bern, anknüpfen. Die katholische Theologin sprach ü²ú±ð°ù den Zusammenhang von Humanismus und Christentum. Präzise und stringent legte sie dar, wie der Humanismus zum Grundparadigma unserer Zeit geworden, aber wegen der Krise des Menschenverständnisses in der Moderne in Schieflage geraten sei. Jeder gehe heutzutage selbstverständlich von der Heiligkeit des Menschen aus und empfinde daher z.B. Folter als in sich böse. Doch seien wir uns nicht mehr einig, was der Mensch ü²ú±ð°ùhaupt sei. Das Christentum sei zwar die höchste und reinste Form des Humanismus, aber trotzdem nicht mit diesem deckungsgleich – zu konfliktbeladen war die Geschichte der Kirche mit dem Humanismus. Trotzdem gäbe es keinen reineren Humanismus als die Vorstellung, dass der Schöpfer von Himmel und Erde Mensch geworden sei, wie die Engländerin in Anlehnung an Papst Benedikt XVI. bemerkte. Den Christen käme also weiterhin eine wichtige Rolle zu. Prof. Dr. Dr. Günther Thomas, Professor für Systematische Theologie, Ethik und Fundamentaltheologie an der Ruhr-Universität Bochum, gab zum Abschluss Einblick in mögliche praktische Konsequenzen christlicher Hoffnung. Er beschrieb mit viel Wortwitz und Eloquenz die Rolle der Christen im «Weltabenteuer Gottes» und die Provokation einer tätigen Hoffnung in «Klage, Arbeit, Modellierung und Feier». Dieses Schlussstück liess die Tagung dem Titel entsprechend auf einer hoffnungsvollen Note enden. Die anfangs gestellte Frage, was die Hoffnung der Welt sei, wurde aber am schönsten von Rowan Williams beantwortet. Dieser sagte bei einem Podiumsgespräch sinngemäss, dass die Hoffnung der Welt letztlich nur das Antlitz Christi tragen könne. In diesem Sinne endeten die Studientage mit einem längeren ökumenischen Abschlussgebet vor der Kreuzikone von Taizé.

Die Studientage 2024 stehen dann unter dem Titel «Cultural Witness – Das christliche Zeugnis in einer pluralen Welt» und finden vom 12. bis 14. Juni 2024 statt.

_________

]]>
/alma-georges/articles/2023/was-ist-die-hoffnung-der-welt/feed 0
Die Uni Freiburg soll zum Hub für umweltethische Fragen werden /alma-georges/articles/2022/die-uni-freiburg-soll-zum-hub-fur-umweltethische-fragen-werden /alma-georges/articles/2022/die-uni-freiburg-soll-zum-hub-fur-umweltethische-fragen-werden#respond Fri, 04 Feb 2022 07:35:19 +0000 /alma-georges?p=15255 Fairere, ethisch korrekte Lösungen für Umweltprobleme – das ist das Ziel des jungen UniFR_ESH Instituts an der Universität Freiburg. Direktor Ivo Wallimann-Helmer ist ü²ú±ð°ùzeugt, dass der Mix aus Natur- und Geisteswissenschaften seine Studierenden zu kompetenten und gefragten Generalist_innen werden lässt. Für die Zukunft des Instituts hat er ambitionierte Ziele.

An welchen Orten sind Abfalldeponien vertretbar? Wie gehen wir mit den realen und den eingebildeten Risiken von nuklearem Abfall um? Und wie beim Biodiversitätsschutz mit gebietsfremden Arten? Ist eine einzelne Person moralisch ü²ú±ð°ùfordert, wenn von ihr lapidar verlangt wird, sie solle ihre CO2-Emissionen um «so viel wie möglich» reduzieren? Wird sie womöglich sogar ungerechtfertigterweise gegenü²ú±ð°ù denjenigen benachteiligt, die sich nicht um ihre Emissionen scheren?

Umweltprobleme und deren Lösungsansätze werfen fast immer ethische Fragen auf. Und diese sind oft nicht leicht zu beantworten. Wer zum Beispiel ist verantwortlich dafür, dass Anpassungsmassnahmen in Nepal ergriffen werden? Die Industrieländer, die schliesslich hauptsächlich für den Klimawandel verantwortlich sind? Oder doch die Nepales_innen selbst, da man weiss, dass Massnahmen effektiver sind, wenn sie von der Lokalbevölkerung mitgetragen werden? Und falls dem so ist, wer muss Ressourcen und Know-how zur Verfügung stellen?

Immer wieder neue Fragen
Umweltprobleme müssen angegangen werden, da ist sich zumindest die Wissenschaft einig. «Es ist aber auch wichtig, dass dies auf eine faire, ethisch korrekte Art gemacht wird», sagt Ivo Wallimann-Helmer. Er ist Professor für Umweltgeisteswissenschaften am Departement für Geowissenschaften und Direktor des ÌÇÐÄVolg Environmental Sciences and Humanities Institute (UniFR_ESH Institute), dem Institut, das vor zweieinhalb Jahren gegründet wurde und in seiner Forschung bestrebt ist, Antworten auf Fragen wie die eingangs formulierten zu finden.

Denn man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass in den kommenden Jahren immer wieder neue solcher Herausforderungen und Dilemmata hinzukommen werden. «Eine neue Herausforderung ist zum Beispiel, dass mit Klimaschutz auch Gewinn gemacht werden kann.» Wallimann-Helmer denkt da etwa an die CO2-Entfernung aus der Atmosphäre und deren Lagerung. «Diejenigen, die den besten Zugang zu Lagerstätten und auch die Technologie dazu haben, sind diejenigen, die mit am meisten zum Klimawandel beigetragen haben: die Ölfirmen. Die investieren nun in Lagerstätten in der Nordsee.»

Weg von der technizistischen Idee
Umweltwissenschaften gibt es an der Universität Freiburg schon länger, mit der Gründung des neuen Instituts sind nun aber die Umweltgeisteswissenschaften und damit ethische Fragestellungen ein zentraler Bestandteil davon geworden. Im Zentrum steht nicht mehr hauptsächlich interdisziplinäre empirische Wissenschaft, weil nackte Zahlen nicht immer der Weisheit letzter Schluss sind. «Wir wollen weg von der technizistischen Idee, dass sich alles von selbst regeln wird, wenn man nur genügend Daten sammelt. Oft gibt es ethische und historische Zusammenhänge, die nahelegen, dass ein anderes Vorgehen sinnvoll ist, als die nackten Zahlen vermuten liessen.» Bei Klimafragen etwa fällt mitunter der Begriff Pfadabhängigkeit. Während es Luxusemissionen tatsächlich zu beschränken gilt, ist es in den meisten Gesellschaften unmöglich, radikale Emissionsreduktionen zu realisieren, ohne drastische Ungerechtigkeiten in Kauf nehmen zu müssen.

Als Philosoph bezeichnet sich Wallimann-Helmer als das, was man in der Politik manchmal einen «Realo» nennt. Als «Mann der kleinen Schritte» erarbeitet er mit den Studierenden zwar «sehr kreative Ideen», wie er sagt, ruft aber gleichzeitig gewisse Errungenschaften in Erinnerung, die angesichts von Umweltherausforderungen nicht einfach ü²ú±ð°ù Bord geworfen werden dürfen: Demokratie, Freiheit und Gleichheit etwa.

An allen fünf Fakultäten
Über den Tellerrand schauen, ein Problem von verschiedenen Seiten betrachten, das ist bei den Umweltwissenschaften in Freiburg zentraler Kern. «Die Studierenden sollen am Ende fähig sein, ethische Konflikte und Herausforderungen zu erkennen, im breiten Kontext einzuordnen, sie zu analysieren, neu zu sortieren und eine Lösung zu suchen. Das alles vor dem Hintergrund von breitem, interdisziplinärem Grundwissen», sagt Wallimann-Helmer.

Und wo Interdisziplinarität draufsteht, ist im Fall der Umwelt- und Umweltgeisteswissenschaft an der Uni Freiburg auch tatsächlich Interdisziplinarität drin. Studiert wird an allen fünf Fakultäten. Die Studierenden belegen Geowissenschaften mit den Geograph_innen und Geolog_innen, Umweltökonomie mit den Ökonom_innen und Umweltrecht mit den Jurist_innen. Das ist herausfordernd, aber natürlich lehrreich. «Sie lernen immer mit den Spezialist_innen, lernen so, die verschiedenen Sprachen der verschiedenen Fachbereiche zu verstehen.»

Fast einzigartig
Wallimann-Helmer ist zuversichtlich, dass seine Studierenden auf dem Arbeitsmarkt eine Lücke schliessen werden. «Ich bin fest davon ü²ú±ð°ùzeugt, dass Kompetenzen in Ethik im Umweltkontext gefragt sind, sei es bei Umweltberatungsunternehmen, NGOs oder in der Verwaltung», nennt er drei Bereiche, in denen die Studierenden in Zukunft ihr Wissen als Fachkraft einbringen könnten. «Zurzeit fehlt dieses Bewusstsein an vielen Orten nämlich noch.»

Der Mix aus Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften, den die Universität Freiburg anbiete, sei fast einzigartig. «Für den Bereich `Umweltgeisteswissenschaften’ gibt es nach unseren Recherchen auf Master-Ebene in der Schweiz und im näheren Ausland neben unserem noch ein weiteres Angebot in Lausanne – sonst sind wir die einzigen.» Rund 120 Bachelor-Studierende und 20 Master-Studierende sind derzeit für Umweltwissenschaften und Umweltgeisteswissenschaften eingeschrieben. Für Wallimann-Helmer dürften es in Zukunft gerne noch ein paar Studierende mehr sein, er hat ambitionierte Ziele: «Ich bin bestrebt, dass die Uni Freiburg in einigen Jahren schweizweit und auch ü²ú±ð°ù die Landesgrenzen hinaus als Hub für Umweltgeisteswissenschaften, als breit aufgestelltes Kompetenzzentrum für umweltethische Fragestellungen bekannt sein wird, das inspirierende Forschung betreibt und auch internationale Studierende und Forschende anzieht.»

__________

]]>
/alma-georges/articles/2022/die-uni-freiburg-soll-zum-hub-fur-umweltethische-fragen-werden/feed 0
Fluchen in der Küche für den guten Zweck /alma-georges/articles/2021/fluchen-in-der-kuche-fur-den-guten-zweck /alma-georges/articles/2021/fluchen-in-der-kuche-fur-den-guten-zweck#respond Thu, 18 Mar 2021 16:45:57 +0000 /alma-georges?p=13360 Lecker, gesund und nachhaltig kochen. Können wir all diesen Ansprüchen gleichzeitig gerecht werden? Oder sind wir von Vornherein zum Scheitern verurteilt? Ein Selbstversuch im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche 2021 der Unifr.

Das vielfältige Online-Programm der diesjährigen Nachhaltigkeitswoche hat es mir nicht leicht gemacht, mich für etwas zu entscheiden. Ziel dieser besonderen Woche ist es, Schweizer Hochschulen zu sensibilisieren und sie zu unterstützen, Nachhaltigkeitsvorbilder für die Gesellschaft insgesamt zu werden. Besonders sympathisch finde ich, dass Sensibilisierung auch in der Küche stattfinden kann … Die sogenannte Green Faculty, ein Konzept der mathematisch-naturwissenschaftlichen und medizinischen Fakultät, bot in diesem Rahmen einen vielversprechenden Kochkurs an. Angepriesen wurde ein umweltfreundliches, leicht zu kochendes Menü mit gesunden Zutaten und ein gemütlicher Abend mit anderen Menschen – natürlich per Zoom, da wir ja immer noch in der Pandemie sind.

S’Füfi und s’Weggli?
Die Ausschreibung machte mich stutzig und neugierig zugleich. Die Industrie macht es uns heute ziemlich leicht, rein pflanzliche Produkte zu konsumieren, ohne das Gefühl zu haben, auf etwas zu verzichten. Es gibt veganen Lachs, veganes Rührei und in der Schweiz haben wir sogar Raclette- und Fondue-Alternativen! Ein Bio Start-up aus dem Berner Oberland räuchert beispielsweise Schweizer Bio-Knospe Karotten und unterstützt regionale Bauern und Kleinbetriebe, indem es wenn immer möglich einheimische Lebensmittel verarbeitet. Eine andere Firma produziert pflanzliche Käsealternativen in Thun – die dafür verwendeten Cashewnüsse stammen aber aus Indonesien. In diesem Fall kaufen oder doch lieber im Regal stehen lassen? Wie aufwendig ist es, beim Kochen gleichzeitig auf Faktoren wie «saisonal», «regional», «fairtrade» «günstig» und «kulinarisch ansprechend» zu achten?

I f*** love junk food!
Das Kochatelier kam mir – unabhängig von diesen vielen Fragen – mehr als gelegen: Ich esse seit drei Jahren keine Produkte tierischen Ursprungs mehr, weil ich Tiere liebe und mir die Umwelt wichtig ist. Selbstverständlich hat meine Ernährungsweise auch einen positiven Effekt auf meine Gesundheit, aber das ist nicht meine Hauptmotivation. Mit anderen Worten: Ich liebe Junk-Food und habe nichts gegen Fertigprodukte! Doch seit einer Weile nagt das schlechte Gewissen an mir, ausgelöst durch zahlreiche Videos auf Instagram und Facebook von ü²ú±ð°ùmotivierten Leuten, die im Lockdown ihr eigenes Brot backen, literweise Hafermilch produzieren und ihren Tofu selbst pressen. Das klingt für mich alles nach sehr viel Aufwand. Konnte ich im Atelier womöglich lernen, grüner zu kochen, ohne mehrere Stunden dafür investieren zu müssen?

Federkohl = chou frisé = Kale
Ein Blick in die Agenda und zack! Schon war ich für den Workshop angemeldet. Wenig später kontaktierte mich Organisatorin Loetitia. Alle Teilnehmer_innen bekamen Zugang zu einer Webseite mit einer Einkaufsliste, Video-Tutorials und Unterlagen zur Vorbereitung. Ich studierte die Liste und mir wurde klar, wie schlecht mein Französisch ist, wenn es um das Benennen von Lebensmitteln und Küchenutensilien geht. Nach etwas Übersetzungsarbeit besorgte ich mir die Lebensmittel. Kale, eine Zwiebel, frischen Knoblauch … Und viele Produkte hatte ich bereits zuhause, so beispielsweise Nudeln, Sojasauce und Linsen. Auf dem Speiseplan waren eine Bolognese auf Linsenbasis und ein Federkohlsalat, wobei hier mehrere Saucen zur Auswahl standen. Loetitia achtet sehr darauf, nachhaltig einzukaufen. Wir wurden beispielsweise gebeten, Schweizer Linsen zu besorgen und den Stangensellerie, der gerade nicht Saison hat, beispielsweise mit Gemüsebrühe oder mit Lauch zu ersetzen. (Gut so, ich hasse nämlich Stangensellerie!) Als ich auf der Verpackung nachlas, dass meine Linsen aus den USA stammen, war ich schockiert. Immerhin hatte ich sie damals nicht selbst gekauft, sondern geschenkt bekommen (Ja, das ist die Wahrheit!).

Kochen ist politisch!
Ich gebe zu, dass ich mir für den grossen Abend Verstärkung holte. Unter dem Deckmantel einer gemeinsamen Aktivität zum Wohle unserer Beziehung ü²ú±ð°ùredete ich meine Partnerin, mir beim Kochen zu helfen. In Wahrheit hatte ich aber Panik vor dem französischsprachigen Kurs und wollte eine Simultanü²ú±ð°ùsetzerin und Kochassistentin vor Ort haben. Die Linsen mussten bereits vor dem gemeinsamen Online-Treffen gekocht werden – das schaffte ich noch alleine. Kaum hatte ich mich per Zoom zugeschaltet, ging für mich auch schon der Stress los. Da waren Studierende, aber auch Arbeitskolleg_innen online, vor denen ich mich blamieren konnte … Wo sollte ich den Laptop am besten hinstellen, um gleichzeitig zuzuhören und eine Sauce umzurühren? Warum war die Tonqualität so schlecht und warum waren alle so viel schneller als ich mit Schnippeln? Etwas Ruhe kehrte ein, als die Bolognese ca. vierzig Minuten lang vor sich hin kochen musste. Wirklich austauschen konnten wir uns in der Zeit allerdings nicht, da alle ständig in Bewegung waren, aufstanden, etwas umrührten, im Kühlschrank etwas suchten … Loetitia liess uns ein Quiz ü²ú±ð°ù eine App spielen. Ein paar Sad Facts gefällig? Zwischen 1980 und 2016 hat sich der Fleischkonsum weltweit verdoppelt. Fleisch aus der Region verursacht immer noch dreimal mehr CO2 als Gemüse, das per Schiff importiert wurde. Ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren verbraucht 15’000 Liter Wasser. Ein Kilogramm Äpfel benötigt hingegen nur 900 Liter. Selbst die ach so verteufelten Avocados benötigen dreizehn Mal weniger Wasser als Fleisch. Ich kannte diese Zahlen bereits, fragte mich aber, wie sie wohl auf jene wirkten, die zum ersten Mal davon hörten. Ich war so sehr in Gedanken versunken, dass das Nudelwasser ü²ú±ð°ùkochte (Schande ü²ú±ð°ù mein italienisches Haupt!) und ich mich beim Versuch, das Unvermeidliche zu vermeiden, verbrühte.

I can do better!
Meine Partnerin fand das Ganze lustig – sie war in der Küche so entspannt, dass sie zwischendurch sogar die Zeit fand, anderes zu erledigen. Ich nahm mir hingegen vor, nie mehr vor einem Bildschirm zu kochen, sondern darauf zu warten, dass die Kochateliers im Real Life wieder starten. Loetitia hat den Workshop gut gemacht und ich kann nur hoffen, dass er nächstes Jahr wieder angeboten wird, damit auch andere davon profitieren können. Wer aber so wie ich zwei linke Hände hat, sollte nicht unbeaufsichtigt bleiben. Kaum stand das Menü auf dem Tisch, verabschiedeten sich schon alle und verliessen das Meeting. Darauf war ich ü²ú±ð°ùhaupt nicht vorbereitet. Ich hatte mich darauf gefreut, mich hinzusetzen, gemeinsam zu essen und das Gekochte zu vergleichen und zu kommentieren. Es war aber auch schön, nach dem ganzen Tohuwabohu das Gericht mit meiner Freundin zu geniessen. Wir waren beide richtig begeistert und werden das Rezept garantiert nachkochen. Ich habe an dem Abend folgendes gelernt: 1. Mise en Place ist die halbe Miete. 2. Auch Leute wie ich, die bereits ein paar Jahre vegan leben, können Neues lernen, z.B. mit Gewürzen zu experimentieren oder den eigenen Einkauf zu optimieren. 3. Ich kann es zukünftig noch besser machen. Was ich tue, hat aber bereits einen grossen Impact auf die Umwelt. Wir brauchen nicht eine Handvoll perfekte Veganer_innen, sondern ganz viele nicht perfekte Menschen, die z.B. bewusst einen veganen Tag pro Woche einplanen, zum Beispiel mit der genialen Bolognese von Loetitia!

 

__________

  • von Loetitias Kochatelier
  • der Nachhaltigkeitswoche Freiburg
  • Webseite der Green Faculty
]]>
/alma-georges/articles/2021/fluchen-in-der-kuche-fur-den-guten-zweck/feed 0
Pot de Fries – Saison 2 #2 /alma-georges/articles/2021/pot-de-fries-saison-2-2 /alma-georges/articles/2021/pot-de-fries-saison-2-2#respond Mon, 08 Mar 2021 14:33:53 +0000 /alma-georges?p=13263 Das Centre Fries bringt Kultur und Aktuelles in einen Topf! Gäste, Meinungen, Herzensthemen, die begeistern, aufwühlen und die man bei einem Drink mit Freund_innen diskutieren kann. Ein Podcast mit Ohrenkitzel-Garantie. Zu geniessen jede Woche während des Semesters.Ìý

Haben Sie schon mal von der Nachhaltigkeitswoche der gehört? Nein? Dann wird es Zeit, dass Sie in die neueste Folge des Pot de Fries reinhören. In diesem zweisprachigen Gespräch wird ein vielfältiges Programm vorgestellt, welches dieses Jahr komplett online miterlebt werden kann.

__________

 

  • DasÌýÌýist eine ganz besondere Ecke der Unifr, ein soziokultureller Treffpunkt von Studierenden für Studierende, aber nicht nur … Jetzt folgen aufÌýÌýundÌý.
  • Retrouvez les événements de la Semaine de la durabilité dans l’agenda de l’Unifr: https://agenda.unifr.ch/public/Ìý
]]>
/alma-georges/articles/2021/pot-de-fries-saison-2-2/feed 0
«1968 – das war ein Jahr, in dem ich mit vielem gebrochen habe» /alma-georges/articles/2019/1968-das-war-ein-jahr-in-dem-ich-mit-vielem-gebrochen-habe /alma-georges/articles/2019/1968-das-war-ein-jahr-in-dem-ich-mit-vielem-gebrochen-habe#respond Thu, 13 Jun 2019 12:51:13 +0000 https://www3.unifr.ch/alma-georges?p=8851 Regisseur Wim Wenders kommt nach Freiburg: Der 1995 zum Ehrendoktor unserer Universität ernannte Deutsche zeigt am Donnerstag, 13. Juni 2019 um 19.30 Uhr in der Aula Magna seinen 2018 erschienenen Film «Papst Franziskus – Ein Mann Seines Wortes». Der Weltstar spricht im Interview nicht nur ü²ú±ð°ù seinen Film und den kürzlich verstorbenen Schauspieler Bruno Ganz, sondern erstaunlich offen auch darü²ú±ð°ù, wie der Tod seines Vaters ihn zum Glauben zurückgebracht hat.

Herr Wenders, in Freiburg wird Ihr Dokumentarfilm ü²ú±ð°ù den Papst gezeigt. Worauf sollten wir uns besonders achten?
Eigentlich sollten Sie auf gar nichts achten, sondern sich nur einlassen. Was ja heute nicht selbstverständlich ist. Viele Menschen haben den Film einfach nicht gesehen, «weil der Papst drin vorkommt». Da ist ihnen wegen ihrs Vorurteils eine Überraschung entgangen. Dieser Mann ruft zu einer moralischen Revolution auf, nicht nur unter Christen, sondern allen Menschen guten Willens. Das ist in der Tat hochpolitisch, heute mehr denn je, wo viele unserer ‚World Leader’ keinerlei moralische Autorität mehr darstellen.


Was ist Ihnen aus künstlerischer Sicht speziell gut gelungen?
Ich wollte von Anfang an keinen Film ü²ú±ð°ù den Papst machen, sondern einen mit ihm. Auch meine ‚Meinung’ ü²ú±ð°ù den Papst fand ich unwichtig, Meinungen sieht man in jedem Fernsehfeuilleton, die sind ‚im Dutzend billiger’. Dieser Mann sollte so viel wie möglich selbst zu Worte kommen, mit all den Themen, für die er steht. Ich habe mich ja auch selbst bewusst aus dem Bild genommen und komme als Fragesteller nicht vor, nur ein paarmal als Erzähler. Ich dachte vielmehr: «Wenn ich schon mal das Privileg habe, Auge in Auge mit Papst Franziskus sein zu können, dann möchte ich genau das mit dem Publikum teilen: diesen direkten Blickkontakt, diese Nähe.» Also habe ich mir etwas ausgedacht, das es Franziskus erlauben würde, jedem Zuschauer ins Gesicht zu schauen, als ob sie alle auf meinem Platz säßen. Das ging aber nur, indem ich selbst auf diesen Platz verzichtet habe, zumindest physisch. Der Papst saß deswegen vor einem großen Teleprompter, nur dass darauf natürlich nicht sein Text zu sehen war, er sprach ja völlig spontan, aber eben mein Gesicht, als lebende Frage sozusagen. Und so schaut er jetzt jeden Zuschauer direkt an, indem wir beide zwar ‚Auge in Auge’ waren, aber eben durch diese Technik doch getrennt.

Sie haben ein ambivalentes Verhältnis zur katholischen Kirche, sind sogar aus ihr ausgetreten. Woher dennoch Ihr Interesse am Thema Religion?
Ich bin durchaus immer ein gläubiger Mensch gewesen, aber nicht unbedingt ‚religiös’. Das ist gewaltiger Unterschied, und dazu sagt schon Paulus jede Menge in seinen Briefen. Aber es stimmt, ich bin 1968 aus der Kirche ausgetreten, damals als sozialistischer Student. Das war ein Jahr, in dem ich mit vielem gebrochen habe. Da ging alles Mögliche ab, da waren die Demos, da haben wir gegen Vietnam protestiert, unter anderem die Filmhochschule besetzt und nicht zuletzt die bestehenden Zustände unterwandert und nachhaltig verändert. Danach ging das Filmemachen los, dann eine lange Psychoanalyse, was auch nicht gerade eine ‚religiöse’ Übung ist. Ich war damals auch viel in Japan und hab mich mit dem Buddhismus auseinandergesetzt. Aber bereits Ende der Achtziger bin ich in einem großen Bogen zum Glauben meiner Kindheit zurückgekehrt, ausgelöst durch den Tod erst meines Bruders und dann meines Vaters, die beide im selben Jahr starben, 1989. Meinen Vater habe ich in den letzten Monaten begleitet. Er wusste als Arzt auf den Tag genau, wann er sterben würde, war dabei völlig gelassen und angstfrei und ist dem Tod geradezu froh entgegengegangen, als der Verheißung, die für ihn damit verbunden war. Das hat mich auf eine ganz existentielle Weise zum Glauben zurückgebracht. Ein paar Jahre später bin ich auch wieder in die Kirche eingetreten, jedoch nach dem zwanzigjährigen Umweg nicht durch die katholische, sondern durch die evangelische Tür. Heute bin ich ü²ú±ð°ùzeugter ‚ökumenischer Christ’.

Der kürzlich verstorbene Schweizer Bruno Ganz war einer der Hauptakteure in Ihrem Film «Der Himmel ü²ú±ð°ù Berlin», in dem er den Engel Damiel spielte. Was zeichnete ihn als Schauspieler aus?
Seine große Herzlichkeit, Ehrlichkeit und geradezu fanatische Genauigkeit beim Erkunden eines jeden seiner Charaktere. Ich hatte das Privileg, dreimal mit Bruno arbeiten zu dürfen. Er war mit Sicherheit der größte deutschsprachige Schauspieler seiner Zeit, hat aber aus seiner phänomenalen Begabung nie ein großes Bohei gemacht, sondern war auch immer ungemein bescheiden und um das Wohl seiner Mitschauspieler besorgt, in der Weise, dass er sie auch immer zu Höchstleistungen mitgezogen hat.

An der Universität Freiburg gibt es mit Unicam das grösste Studierendenfernsehen der Schweiz. Wie erklären Sie der Generation Y oder Z die Faszination für eine Kamera?
Diese Faszination muß man denen, glaube ich, nicht erklären. Heute macht praktisch jeder Bilder und Filme und sendet sie sofort in die ganze Welt. Die Faszination der Kamera hat sich multipliziert, auch durchaus auf eine Weise, die man sich vor einem Vierteljahrhundert noch nicht vorgestellt hätte. Erinnern Sie sich an das erste Telefon, das nicht nur eine, sondern auch eine zweite Linse hatte, die ‚nach hinten’ losging? Ich glaube, das war ein Nokia. Damals wurde das vielleicht nur als ein Gimmick angesehen, aber die Selfie-Kultur, die das mit sich gebracht hat, hat auf jeden Fall unser Verständnis von Photographie verändert, letztendlich sogar unsere Gesellschaft. Heute hat ja jeder Mensch praktisch so eine Smartphone-Kamera bei sich, die eben in beide Richtungen Fotos schießt und filmt. Und ich denke mal, das ‚zweite Auge’ wird mindestens so oft genutzt wie das erste, ist dabei aber ungemein narzisstischer ausgestattet als das erste, das sich mehr für die Welt interessiert.

Womit kann man Sie eigentlich begeistern?
Mit Musik (fast) jeder Art. Mit Malerei (fast) jeder Art. Mit Architektur. Mit Romanen. Mit Gedichten.

__________

  • Wim Wenders’
  • Wim Wenders im Gespräch mit Roger
  • Wim Wenders auf im Rahmen des Zürich Film Festival
]]>
/alma-georges/articles/2019/1968-das-war-ein-jahr-in-dem-ich-mit-vielem-gebrochen-habe/feed 0
Tierisch lecker – ganz ohne Tierleid /alma-georges/articles/2018/tierisch-lecker-ganz-ohne-tierleid /alma-georges/articles/2018/tierisch-lecker-ganz-ohne-tierleid#respond Wed, 07 Nov 2018 13:08:53 +0000 https://www3.unifr.ch/alma-georges?p=7355 Die Anzahl der Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, wird weltweit auf eine Milliarde geschätzt. Einige von ihnen, aber auch neugierige Omnivoren, treffen sich regelmässig zum Austausch und gemeinsamen Abendessen im Centre Fries. Ein Exkursbericht ü²ú±ð°ù das Eindringen in eine Subkultur, die keine mehr ist.

Die Räumlichkeiten wirken zu Beginn etwas zu gross für den Anlass, obwohl die in Bierflaschen eingesteckten Kerzen für warmes Licht sorgen. Vorstandsmitglieder der Organisation NEUF (Nachhaltige Entwicklung Universität Freiburg) und Freiwillige der Arbeitsgruppe Mensa unterhalten sich in lockerer Atmosphäre – dass niemand zum veganen Abendessen kommen könnte, befürchten sie nicht. Gefeiert wird ein besonderes Jubiläum – fünf Jahre Bestehen. Keine Viertelstunde später ist das ganze Haus voll. Junge Menschen in ihren Zwanzigern, aber auch etwas ältere Doktorand_innen und vermutlich Professor_innen stehen vor der Bar an, um ein Ticket zu ergattern. Sechs Franken für ein Drei-Gänge-Menü. Ein Schnäppchen – aber wie gut ist das Essen dabei?


Veganismus, nicht nur für die Tiere.Ìý

Klischee ade
Eines steht fest: Veganer_innen ernähren sich nicht nur von rohen Karotten. Während Restaurants und Kantinen vor lauter Überforderung häufig nur Beilagen servieren können, zaubert hier ein junges und motiviertes Team ein erstaunlich leckeres Menü auf den Teller. Die kulinarische Reise beginnt mit einem Feldsalat und knusprigen Croutons. Zwei Salatsaucen stehen dabei zur Auswahl. Wer eine Viertelstunde nach Einlass auftaucht und mitessen möchte, wird vertröstet. Die Portionen wurden für höchstens achtzig Gäste berechnet – das Event ist bereits ausverkauft. Die Letzten in der Warteschlange konsumieren ihren Salat auf kleinen Frühstückstellern oder mithilfe eines Löffels – in der Küche herrscht Hochbetrieb, weil das Geschirr knapp ist. Vor lauter Scheppern, Stuhlrücken und intensiven Gesprächen versteht man das eigene Wort kaum noch. Ein paar Worte mit den Sitznachbarn kann man dennoch wechseln. Beim Hauptgericht – karamellisierten Marroni, Rotkohl, einem Seitan-Ragout mit Kürbis und Rosmarinkartoffeln aus dem Ofen – erzählen sie von sich. Einige kennen das NEUF-Angebot bereits, andere leben nicht vegan und sind neugierig auf diesen ersten Abend. Man unterhält sich ü²ú±ð°ù Nachhaltigkeit und Tiertransporte, aber auch ü²ú±ð°ù das ganz gewöhnliche Studi-Leben. Ab und zu blättert jemand die Broschüren diverser Tierschutz-Organisationen durch, die auf den Tischen herumliegen. Schliesslich ist World Vegan Month: Der November steht traditionellerweise unter dem Zeichen der veganen Ernährung. Nicht-Veganer_innen nehmen die Challenge an und versuchen während eines Monats, gänzlich auf tierische Produkte zu verzichten. Bei einigen wird ein Monat der Abstinenz, wenn man es so nennen mag, zu einem ganzen Leben.

Positiv in die Zukunft schauen
NEUF setzt sich ein für mehr vegetarisches und veganes Essen an Universitätsmensen. Dass eine Nachfrage nach mehr fleischlosen Gerichten besteht, ist spätestens nach diesem Abend mehr als offensichtlich. Auch dass das Dessert rein pflanzlich zubereitet wurde, ist kaum zu glauben. Drei verschiedene Tiramisù mit Früchten stehen zur Auswahl, cremig und mit Suchtpotenzial sind sie alle. Hinterher lecken ein paar wenige Student_innen sogar ihren Teller ab – das ist wohl gelebtes No-Food-Waste und irgendwie sympathisch. Wird die Welt eines Tages komplett vegan leben? Ambitiös ist der Gedanke durchaus, aber nicht unmöglich.

Heute haben wir viele Möglichkeiten
So schwer wäre eine Ernährungsumstellung nicht mehr. Veganes Essen ist nicht nur Öko-Hipstern in Birkenstock-Sandalen vorbehalten. Es gibt mittlerweile für alles ein veganes Produkt. Selbst Raclette und Fondue sind möglich geworden. Veganismus scheint zumindest als Option für Zwischendurch in der Bevölkerung angekommen zu sein, da sicht- und greifbarer geworden. Ein paar Stimmen aus einer Bewegung, die sich zum Trend entwickelt:

Veganes Essen besteht nicht nur aus ein paar Spaghetti mit Tomatensauce.Ìý
__________

  • von NEUF
]]>
/alma-georges/articles/2018/tierisch-lecker-ganz-ohne-tierleid/feed 0