Personaldienste – Alma & Georges /alma-georges Le magazine web de l'Université de Fribourg Wed, 20 Jan 2021 08:06:11 +0000 fr-FR hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.5 «Wir sollen als Kompetenzzentrum für Personalfragen wahrgenommen werden» /alma-georges/articles/2021/wir-sollen-als-kompetenzzentrum-fur-personalfragen-wahrgenommen-werden /alma-georges/articles/2021/wir-sollen-als-kompetenzzentrum-fur-personalfragen-wahrgenommen-werden#respond Tue, 19 Jan 2021 15:55:19 +0000 https://www3.unifr.ch/alma-georges?p=12889 Seit Oktober leitet Patrick Erni den Personaldienst der Universität Freiburg. Er will die Digitalisierung weiter vorantreiben – auch damit sein Team weniger mit administrativen Aufgaben beschäftig ist und dafür vermehrt beratend zur Seite stehen kann, zum Beispiel bei Führungsfragen.

Patrick Erni ist ein gefragter Mann, das wird während des Interviews schnell klar. Bald einmal klingelt das Telefon, ein Bewerber hat eine Frage. Wenig später klopft es an der Tür, eine Mitarbeiterin benötigt eine Unterschrift. Seit dreieinhalb Monaten leitet Erni den Personaldienst der Universität Freiburg, mit seinem 17-köpfigen Team – alles Frauen – stemmt er eine Mammutaufgabe. Die Zahl der Uni-Angestellten variiert zwischen 2500 und 3000. Doktorassistent_innen, Lektor_innen, Gärtner_innen, Elektriker_innen, Tierpfleger_innen: Das berufliche Spektrum könnte breiter kaum sein. «Wir sind wie eine eigene kleine Stadt», sagt der zweisprachige Bieler. Da kommt einiges zusammen: Pro Jahr erstellt der Personaldienst gegen die 1800 Verträge, verarbeitet 4500 Stundenabrechnungen und bearbeitet 250 Unfallmeldungen, um nur drei Zahlen zu nennen.

Ein schwieriger Start
«Die Uni Freiburg ist eine grosse Institution, ein spannendes, dynamisches Umfeld. Mir gefällt es sehr gut», sagt Erni, der zuvor im HR-Bereich bei einer Bank arbeitete. Die Umstände beim Start waren hingegen alles andere als ideal, und sie sind es auch heute noch nicht. Als er im Oktober anfing, dauerte es nur zwei Wochen, bis im Kanton Freiburg die COVID-19-Fälle in die Höhe schnellten. Seither wird der Grossteil der Arbeit im Homeoffice gemacht, Gespräche vor allem virtuell geführt. «Das Informelle fehlt ein wenig. Als Neuer ist es momentan komplizierter, sich zu vernetzen und die Leute, mit denen man es zu tun hat, besser kennenzulernen.» Rein auf die Arbeit bezogen gelinge es dank des flexiblen Teams jedoch gut, die Prozesse im Griff zu behalten. «Zum Glück sind wir digital schon ganz gut aufgestellt. Vor fünf Jahren wurden alle Personaldossiers digitalisiert. Würden die immer noch in grossen Schränken herumstehen, wäre Homeoffice kaum möglich.»

Der digitale Schalter als wichtigstes Tool
Patrick Erni will die Digitalisierung an der Universität weiter pushen. «Es kommt kaum noch jemandem in den Sinn, ein Arztzeugnis in ein Couvert zu legen. Mittlerweile sind die meisten soweit, dass sie den Reflex haben, einen Scan zu machen und es per E-Mail zu schicken.» Das sei bereits durchaus löblich. «Aber es geht noch besser. Man kann die meisten Dokumente direkt auf unserem Onlineportal hochladen. Dann ist es sofort am richtigen Ort.» Das interne Portal MyUnifr ist für den Personaldienst das wichtigste Tool. «Unfall, Krankheit, Mutterschaft, Adoption, unbezahlter Urlaub, Bestätigungen – so gut wie alles kann über den elektronischen Schalter gemeldet und eingereicht werden.» Das Angebot werde weiter ausgebaut, verspricht Erni. «Es soll noch mehr Selfservice geben.»

Hilfe bei zwischenmenschlichen Problemen
Die Rechnung ist einfach: Je mehr Zeit der Personaldienst dadurch spart, dass die Leute am elektronischen Schalter ihre administrativen Prozesse selbst abwickeln, desto mehr Zeit bleibt für andere Dienstleistungen. Patrick Erni hat klare Vorstellungen davon, wie er mit seinem Team diese zusätzliche Zeit nutzen will. «Wir sollen als Kompetenzzentrum für Personalfragen wahrgenommen werden», antwortet er auf die Frage nach seiner Vision. Weniger administrativer Aufwand, mehr Beratung. «Zum Beispiel bei Führungsthemen.» Was tun, wenn bei Mitarbeiter_innen plötzlich ein deutlicher Leistungsabfall zu beobachten ist? Oder sich jemand sehr oft krankmeldet? Nicht alle Akademiker_innen, die eine Führungsposition bekleiden, haben sich in ihrer beruflichen Karriere gross mit Betreuungsfragen auseinandergesetzt. «Deshalb helfen wir gerne – auch bei Konfliktsituationen und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten.» Der Personaldienst stehe allerdings nicht nur im Konfliktfall beratend zur Seite. «Wir zeigen auch gerne auf, wie man sich ein Bewerbungsdossier genau anschaut.»

In anderen Bereichen des Personalwesens möchte Erni gewisse Prozesse standardisieren, um zu helfen. Dazu gehören etwa vorgegebene Textbausteine für Arbeitszeugnisse oder auch vereinheitlichte Fragebogen für das erste Interview bei Bewerbungsgesprächen.

Einer der attraktivsten Arbeitgeber der Schweiz
«Wir wollen unsere Präsenz verstärken. Die hohe Qualität im Bereich der Dienstleistung sicherstellen», sagt Erni. Letztlich gehe es darum, dass sich die Angestellten der Universität möglichst wohlfühlten. «Die Uni Freiburg ist schon jetzt eine sehr attraktive Arbeitgeberin. In den meisten Funktionen sind die Arbeitszeiten flexibel, Teilzeitarbeit ist möglich, es gibt Angebote wie den Unisport oder den Rotkäppchendienst, der Notfall-Lösungen für die Kinderbetreuung anbietet. Zudem werden Gleichstellung und Diversität gelebt. Das Gesamtpaket stimmt.» Das zeigt auch eine Umfrage, die die „Handelszeitung“ und „Le Temps“ durchgeführt haben und im März in einer Spezialausgabe veröffentlichen werden. Tausende Mitarbeiter_innen in der Schweiz wurden befragt, ob sie ihren eigenen Arbeitgeber empfehlen können und welche anderen Arbeitgeber in ihrem Sektor sie empfehlen würden. Das Resultat: Die Universität Freiburg belegt einen der vordersten Ränge. «Das ist eine schöne Anerkennung und ein gutes Zeichen», sagt Patrick Erni. «Nun geht es darum, uns ständig weiterzuentwickeln, um attraktiv zu bleiben.»

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des Personaldienstes der Unifr

 

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Zeit ist Glück /alma-georges/articles/2017/zeit-ist-glueck /alma-georges/articles/2017/zeit-ist-glueck#respond Tue, 11 Apr 2017 08:17:01 +0000 http://www3.unifr.ch/alma-georges/?p=3975 Beat Henzirohs leitet den Personaldienst der Universität Freiburg. Nach fünf Jahren im Dienst der Uni entschied er sich für eine Auszeit. Und verbrachte drei Monate in einem Waisenhaus in Mangetti Dune, abseits der Welt im namibischen Nirgendwo.

Vom Personaldienst ins Waisenhaus: Was bewog Sie dazu, nach Mangetti Dune zu gehen?
Ich hatte Lust auf eine hundertprozentige Auszeit, hatte gerade einen runden Geburtstag gefeiert und dann kam einfach der richtige Moment. Mein Team funktionierte mit etwas Vorbereitung auch ohne mich und ich wollte etwas Neues erleben, weg von allen Verpflichtungen. Da war Mangetti Dune perfekt!

Wie muss man sich dieses Dorf denn vorstellen?
Mangetti Dune ist die Antithese zu dem, was wir hier haben. Die Leute haben nichts. Es gibt keinen Handyempfang, keine Hektik, keinen modernen Takt. Offiziell hat Mangetti etwa 300 Einwohner, tatsächlich sind es aber viel mehr, weil es da eine Schule gibt, sowie das zentrale Spital fürs ganze Buschmannland. Für Landwirtschaft ist die Gegend viel zu trocken. Die Leute, die Arbeit haben, betreiben kleine Geschäfte, sind Polizisten, Krankenpfleger oder Lehrer. Und ein paar arbeiten auch im „Casa Angelo“, dem Waisenhaus, in dem ich drei Monate gelebt habe.

Im „Casa Angelo“ haben Sie ein kleines Zimmerchen mit Blechdach bezogen. War das kein Schock?
Bei früheren Volunteerings in Namibia war ich einmal in Mangetti Dune vorbeigekommen, daher wusste ich ungefähr, was mich erwartet. Ich wusste, wie das Leben dort ist, und genau das wollte ich ja auch! Ich wollte da hin, weg von Handys und E-Mails und Newsflashs. Ich habe diese Welt gesucht. Als ich dort ankam, war ich nur glücklich und dachte mir: „Wow, ich darf das jetzt erleben!“

Und was haben Sie dann in Mangetti tatsächlich gemacht?
Meine Tage begannen normalerweise etwa um 6 oder 7 Uhr früh, wenn die Kinder an meine Tür trommelten: „Beat! Beat! We need this, we need that!“. Am Morgen gab ich meistens Nachhilfe in der Schule. Das war eindrücklich, weil das Niveau einfach unglaublich tief ist. Und dann habe ich auch viel mit den Kindern gespielt. Mikado, Volleyball, Fussball. Ich bin aber auch oft mit ihnen spazieren gegangen und habe ganz einfach Zeit mit ihnen und den Menschen in Mangetti verbracht.

Eine meiner Aufgaben war das Verteilen von Medikamenten oder das Verarzten kleinerer Wunden. In einem Waisenhaus mit 20 Kindern ist ja ständig jemand krank und manche mussten leider auch Medikamente gegen HIV oder Tuberkulose nehmen. Fast noch wichtiger war aber meine Funktion als Wasserreservoir. Ich habe 5-Liter-Flaschen gesammelt, das Wasser aufbewahrt und es wieder verteilt, wenn wir keines mehr hatten. Und in den Augen der Kinder war mein vermutlich wichtigster Job jener als Ausgabestelle für Süssigkeiten und Spielzeug.

Daneben habe ich auch sporadisch in der Spitalverwaltung ausgeholfen. Die Software dort wurde vermutlich vor langer Zeit mit einer Diskette installiert … . Internetverbindung für Updates gibt‘s ja nicht. Immer wieder sind wir auch nach Grootfontein gefahren, um Essen zu holen und einzukaufen. Und nebenbei hatte ich auch viel Zeit um Sport zu treiben, zu lesen und zu schreiben. Letztlich glich kein Tag dem andern – es war eine fantastische Zeit!

Namibia ist ein eher trockener Ort. Wie stand es denn um die Wasserversorgung?
Oh, über Wasser könnte ich sprechen, bis Ihnen langweilig wird! Es musste aus bis zu 230 Metern hochgepumpt werden und ist eigentlich sehr gut. Aber mal war die Pumpe defekt, mal lief der Generator nicht. Der Wasserhahn war deshalb ein heiliger Ort, wenn Wasser floss, ging man da hin. Floss keines, ging man eben zu einem weiter entfernten Hahn. Das Wasserschleppen war eine der wichtigsten Tätigkeiten überhaupt. Man braucht ja für alles Wasser! Zum Kochen, zum Trinken, zum Waschen, Duschen, Rasieren … . An den besten Tagen kam während vielleicht fünf oder sechs Stunden Wasser. Im schlimmsten Fall kam aber auch mal zwei Tage gar keines. Das war sehr schwierig und mit der Zeit hatte ich dann irgendwann schon auch Angst.

An Wasser herrscht Mangel, Zeit dafür gibt es sozusagen à discretion.
Eine meiner schönsten Erinnerungen: einfach Zeit zu haben. Und diese gemeinsam zu teilen. Ohne Ablenkung, ohne dass immer einer nebenher auf sein Handy starrt. Die Leute haben auch kein Zeitverständnis in unserem Sinn. Was ist 15 Uhr? 15 Uhr, das ist so (zeigt den Sonnenstand).

Ebenfalls im Überfluss vorhanden ist die Stille. Bei uns kommt ja ständig von irgendwoher ein Geräusch. In Mangetti herrscht die absolute Ruhe – besonders in der Nacht. Kein Handy, kein Mail, kein Telefon. Keine Autos, keine Flugzeuge. Eine tief gehende Erfahrung. Und wenn’s doch Geräusche gab, waren es menschliche Geräusche, keine Maschinen – ausser vielleicht die Generatoren.

Sprechen wir von „the doctor“, einer der wichtigsten Personen im Dorf.
Melitta Bosshart, ja. Sie ist Anfang der 1990er-Jahre mit der UNO ins Land gekommen und dann geblieben. Jetzt leitet sie die Buschkliniken im gesamten Buschmannland, einem Gebiet halb so gross wie die Schweiz. Die Leute in Mangetti verdanken ihr enorm viel, aber ich hoffe, sie liest das nicht – ihre Bescheidenheit ist legendär.

Das Waisenhaus, in dem ich drei Monate mitgeholfen habe, ist ein Nebenprojekt von Melitta Bosshart (die übrigens die Schwester des emeritierten Freiburger Professors Louis Bosshart ist). Das „Casa Angelo“ kümmert sich um Kinder, deren Eltern schwer krank oder an AIDS oder Tuberkulose gestorben sind, aber auch um Kinder, die einfach irgendwo ausgesetzt worden sind.

Das klingt nach schwierigen Schicksalen.
Die Kinder haben es wirklich nicht leicht. Mir fiel erst nach einigen Wochen auf: Es kommt ja gar nie jemand vorbei. Keine Tante, kein Cousin, der schauen würde, wie es der kleinen Sofia so geht, oder Luca oder Bossie. Darum werden die Kinder für sich gegenseitig zur Familie. Die Lebensbedingungen in Mangetti sind für niemanden einfach und die Leute werden darum auch nicht alt. Als ich sagte, dass ich 41 bin, sagten sie: „Was? Du solltest schon längst tot sein!“

Was überwog: Schönes oder Schwieriges?
Schönes! Kurz vor Weihnachten etwa sind Melitta Bosshart und ich mit den Kindern nach Grootfontein gefahren. Nur schon der Übergang vom Schotter auf die Asphaltstrasse war für die Kinder ein Ereignis! Die meisten Kinder hockten hinten im Auto, nur Absalom sass zwischen mir und Melitta Bosshart. Der ist normalerweise ein Plappermaul, aber auf der Fahrt war er ganz still. Ich sagte „you’re so quiet“, da antwortete er: „Beat, I’m so happy!“. Es war wundervoll, diesen Moment mit ihm teilen zu können.

In der Stadt – ein eher wüstes Einkaufsnest – angekommen, war die ganze Bande dann völlig überwältigt. Normalerweise sind sie ziemlich wild, aber im Trubel der Stadt wurden sie zu Lämmchen. Sie waren enorm glücklich, einmal im Jahr etwas Besonderes zu erleben.

Wie blicken Sie jetzt auf Ihren Einsatz zurück? Konnten Sie etwas für die Kinder erreichen?
Ich ging nicht mit dem Anspruch, die Welt zu verändern. Ich wusste, was ich schenken kann, ist vor allem Zeit. Wenn ich darüber hinaus ein paar Spuren hinterlassen kann: schön.

Manchmal konnte ich für jemanden da sein, der gerade etwas brauchte. Dafür bin ich gegangen. Ich weiss: das ist weniger als ein Tropfen auf den heissen Stein. Bei Melitta Bosshart ist es anders, sie setzt sich mit ihrem Leben und ihren Fähigkeiten für diese Leute ein und das hilft definitiv. Immer wieder gelingt es ihr, Kinder an höhere Schulen zu bringen.

Aber bei so einem Kurzeinsatz darf man sich keine Illusionen machen. Von früheren Volontären hingen noch Tafeln mit Regeln herum – dabei können die Kinder nicht mal lesen! Dieses „ihr müsst nur diszipliniert sein“, „man muss euch nur Anreize geben“ – das funktioniert nicht. Mein ganze einfache Mission war: Ich bin da.

Und was konnten Sie aus diesem Einsatz mit nach Hause nehmen?
Vielleicht hatte ich „the time of my life“. Und ich verdanke Mangetti Dune eine grosse Portion Gelassenheit. Der Aufenthalt dort hat mich ausbalanciert. Und auf höchst intensive Weise habe ich gelernt, wie wichtig es ist, zusammen zu sein und gemeinsam Zeit zu haben. Das nehme ich mit, den Wert der Zeit. Und die Freude am eigenen Leben. Die Kinder haben ja nichts. Sie haben keine Familie und nicht mal die Kleider, die sie tragen, gehören ihnen. Trotzdem gehen sie herum und sind stolz darauf, wer sie sind und neugierig auf alle anderen.

Was wenn es Ihnen nun jemand gleichtun und ebenfalls eine Auszeit nehmen möchte?
Keine Sekunde würde ich zögern und die Person so gut ich kann unterstützen.

Und wenn sich jemand für Mangetti Dune interessiert?
Soll er oder sie zu mir kommen. Ich bin jetzt offizieller Botschafter von Mangetti Dune (lacht).

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