LGBTQIA+ – Alma & Georges /alma-georges Le magazine web de l'UniversitĂ© de Fribourg Tue, 07 May 2024 13:28:07 +0000 fr-FR hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.5 Queer ĚÇĐÄVolg Week – Ein Dialog gegen Gewalt und fĂĽr Vielfalt /alma-georges/articles/2024/queer-studies-week-ein-dialog-gegen-gewalt-und-fuer-vielfalt /alma-georges/articles/2024/queer-studies-week-ein-dialog-gegen-gewalt-und-fuer-vielfalt#respond Tue, 07 May 2024 13:26:15 +0000 /alma-georges/articles/2024/queer-studies-week-ein-dialog-gegen-gewalt-und-fuer-vielfalt Die Queer ĚÇĐÄVolg Week (QSW), die vom 13. bis 17. Mai 2024 stattfindet, wurde als Reaktion auf den queerphoben Akt des Verbrennens von Pride-Flaggen initiiert, der im Mai 2023 in Freiburg stattfand. Im Interview erklärt Mit-Organisator Milan de Brouhns  die Ziele der QSW, das Programm und die Bedeutung dieser Initiative fĂĽr die Universität und die Stadt Freiburg.

Was hat euch dazu bewogen, die Queer ĚÇĐÄVolg Week (QSW) zu initiieren?
Diese Initiative soll eine Antwort auf den queerphoben und gewalttätigen Akt des Verbrennens von Pride-Flaggen sein, der am 17. Mai 2023 in Freiburg stattfand. Da wir dieses Ereignis als einen ernsthaften Einschüchterungsversuch gegenüber der Queer-Gemeinschaft betrachten, soll dieses Projekt auf Gewalt mit Dialog, Bewusstseinsbildung und dem Feiern von Queer-Identitäten reagieren.

Welche Ziele verfolgen ihr mit der QSW?
Die Queer ĚÇĐÄVolg Week hat drei Hauptziele. Erstens will sie eine starke Botschaft der UnterstĂĽtzung fĂĽr die Queer-Gemeinschaft senden, indem sie ihren Stimmen im öffentlichen Raum Gehör verschafft. Zweitens will sie Räume fĂĽr Dialog und Begegnung schaffen, die fĂĽr alle offen sind und einen respektvollen und wohlwollenden Austausch fördern. Als akademische Veranstaltung möchte sie das Bewusstsein der akademischen Gemeinschaft fĂĽr diese Themen schärfen und den Bereich der kritischen Queer-Studien sichtbar machen.

Welche Veranstaltungen sind während der Queer ĚÇĐÄVolg Week geplant? Welche Themen werden behandelt und welche Redner_innen sind vorgesehen?
Das wissenschaftliche Programm der Queer ĚÇĐÄVolg Week umfasst sieben Vorträge von Queer-Anthropolog_innen und -Soziolog_innen zu verschiedenen Themen, die von queer-feministischer Kunst in Zentralasien ĂĽber die Erfahrungen von queeren Migrant_innen in der Schweiz bis hin zu erotischer Ethnographie reichen. Die Vorträge werden auf Deutsch, Französisch oder Englisch gehalten und sind öffentlich zugänglich. Sie sollen die Legitimität und Vielfalt der Forschung im Bereich der Queer ĚÇĐÄVolg hervorheben.

Zu den eingeladenen Redner_innen gehören sowohl internationale Forschende wie Dr. Anima Adjepong von der Universität Cincinnati und Saltanat Shoshanova von der Universität Regensburg als auch solche aus der Schweiz wie Dr. Stefan Binder von der Universität Zürich und Dr. Serena O. Dankwa von der Universität Basel. Um eine Kultur der horizontalen Wissensproduktion zu fördern, haben wir auch junge Wissenschaftler_innen wie Simon Vuille von der Universität Neuchâtel und Clara Almeida Lozar von der Universität Freiburg eingeladen.

Das Kulturprogramm der Queer ĚÇĐÄVolg Week bietet eine Reihe von abendlichen Kunst- und Kulturveranstaltungen, darunter ein EröffnungsapĂ©ro, eine Podiumsdiskussion ĂĽber queere Elternschaft, ein ergreifendes Solo von Laurène Marx mit dem Titel «Pour un temps sois peu», ein Abend ĂĽber die Dragkunst und eine Abschlussparty im Nouveau Monde. Unbedingt zu beachten ist das Solo von Laurène Marx, die ihren Weg als trans Frau mit manchmal grausamen Details in einer eindringlichen Sprache nachzeichnet. Zu sehen im Fri-Son am Mittwoch, den 15. Mai um 19.30 Uhr.

Wie wichtig ist die QSW für die Universität und die Stadt Freiburg?
Die QSW ist ein Queer-Projekt von einer Grösse, die es in der Geschichte der Stadt und der Universität selten gegeben hat, sowohl was die Anzahl der Veranstaltungen angeht, als auch die Zeit und den Platz, den sie einnimmt. Das Projekt ist an sich schon wichtig, da es den Bereich der kritischen Queer ĚÇĐÄVolg sichtbar macht, der an der Universität noch immer stark unterrepräsentiert ist, und die Freiburger Queer-Gemeinschaft sichtbar macht, indem es ihr die ganze Woche ĂĽber Anerkennung zuteilwerden lässt.

Auf strategischerer Ebene bestand einer der Kernpunkte unseres Projekts auch darin, neu zu definieren, was an der Uni Freiburg möglich ist, indem wir zeigen, dass es möglich ist, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Ausserdem wollen wir den Platz, den die Universität in der Stadt einnimmt, hinterfragen, indem wir die Uni an verschiedene symbolträchtige Orte in Freiburg einladen, aber auch indem wir die gesamte Freiburger Bevölkerung zu unseren Veranstaltungen einladen.

Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen und Verbänden im Rahmen der QSW?
Obwohl viele unserer Entscheidungen zentral vom Organisationskomitee der QSW getroffen werden, hätten wir es nie geschafft, wenn wir nicht mit den verschiedenen Vereinen und Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten, zusammengearbeitet hätten (Nouveaux Monde, Fri-Son, Lago, asso|Verein trans&non-binär Fribourg TNBFR, friqueers, das BĂĽro fĂĽr gesellschaftlichen Zusammenhalt der Stadt, das Departement fĂĽr Sozialwissenschaften …).

Wir haben sehr viel Unterstützung von ihnen erhalten, und im Gegenzug konnten sie Veranstaltungen auf der Grundlage ihrer eigenen Arbeit organisieren, insbesondere die von TNBFR organisierte living library (siehe Programm) und die von Lago organisierte Podiumsdiskussion über die Queer-Kämpfe in der Schweiz.

Es erschien uns naheliegend, diese Verbindungen herzustellen, da diese Vereine schon länger als wir an der Verteidigung der queeren Sache in Freiburg arbeiten und wir auch stärkere Verbindungen zwischen der Universität und dem Freiburger Vereinswesen knüpfen möchten.

Wie können Studierende und Interessierte an der QSW teilnehmen und sich engagieren?
Zunächst einmal, indem sie an unseren Veranstaltungen teilnehmen, sie in den sozialen Netzwerken bekannt machen und die Woche geniessen!

Es ist möglich, dass es im letzten Jahr eine zweite Auflage geben wird, aber das hängt von der Mobilisierung der Studierenden ab, die daran teilnehmen möchten – das Problem mit dem Aktivismus an der Universität ist immer die Fluktuation dieser Studierenden. Wir werden unsere Aufrufe in den sozialen Netzwerken im Auge behalten müssen, um zu sehen, ob eine QSW II möglich ist!

Wie wollt ihr die Präsenz und Sichtbarkeit der queeren Gemeinschaft in Freiburg ausserhalb der QSW stärken?
Einerseits hoffen wir, dass unsere Initiative interessierte Menschen umso mehr motiviert, sich in den Partnervereinen und im Queer-Aktivismus zu engagieren. Ausserdem glauben wir, dass die Präsenz eines solchen Projekts an der Universität, die einen wichtigen Platz in der Stadt einnimmt (erinnern wir uns daran, dass die studentische Bevölkerung einen grossen Anteil an der Freiburger Gesamtbevölkerung hat), einen Einfluss auf die Präsenz und Sichtbarkeit der queeren Gemeinschaft in Freiburg haben wird!

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  • QSW auf
  • mit dem Programm der QSW

 

 

 

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Jenseits der Binarität /alma-georges/articles/2024/jenseits-der-binaritat /alma-georges/articles/2024/jenseits-der-binaritat#respond Fri, 19 Apr 2024 12:10:09 +0000 /alma-georges?p=20087 In einem Interview mit Tiziana Jäggi, einer Postdoktorandin am Departement für Psychologie, erhalten wir Einblicke in ihre faszinierende Forschung zu inklusiver Sprache und Geschlechtsidentität. Tiziana beschäftigt sich mit der Frage, wie inklusive Sprache das Denken beeinflusst und welchen Einfluss geschlechtsneutrale Pronomen auf die Identität haben können. 

Tiziana, als Postdoktorandin am Departement für Psychologie der Unifr, können Sie uns einen Einblick in Ihre Forschungsinteressen und Schwerpunkte geben?
In unserer Arbeitsgruppe «Psycholinguistik und angewandte Sozialpsychologie» beschäftigen wir uns häufig mit Fragestellungen zur inklusiven Sprache und deren Einfluss auf unser Denken. Beispielsweise, ob inklusive Sprache einen Einfluss auf die Jobwahl von Jugendlichen hat, oder ob bestimmte Formen von inklusiver Sprache (z.B. Beidnennung «Lehrerinnen und Lehrer») Frauen gedanklich verfügbarer machen können. Aktuell bin ich Teil eines internationalen Teams, das zu geschlechtsneutralen Pronomen forscht. Dabei sind wir daran interessiert, wie diese oftmals neuen Wortschöpfungen im Text verstanden werden, in welchen Kontexten sie gebraucht werden, und ob sie die gedankliche Verfügbarkeit von non-binären Personen erhöhen können. Als Psychologin bin ich aber nicht nur an der sprachlichen Seite von geschlechtsneutralen Pronomen interessiert, sondern möchte auch herausfinden, welche Bedeutung diese Pronomen für non-binäre Personen haben können.

Können Sie uns erklären, was Non-Binarität genau bedeutet, da du kürzlich einen Aufruf zur Teilnahme an der «Studie zum Pronomengebrauch bei nicht-binären Personen & die Bedeutung für die eigene Identität» gestartet hast?
Wenn wir von Non-Binarität bei Menschen sprechen, handelt es sich häufig um den Aspekt der Geschlechtsidentität. Die Geschlechtsidentität ist eine Dimension, welche unser Geschlecht ausmacht, die beschreibt, wie sich unser Geschlecht anfühlt. Bei non-binären Personen weicht die Geschlechtsidentität von den traditionellen, binären Geschlechtern Frau – Mann ab. Wie sich eine non-binäre Geschlechtsidentität anfühlt, ist sehr individuell und lässt sich nicht verallgemeinern. Bei manchen Personen kann sich dies äussern als fluider Wechsel zwischen Frau – Mann oder ausserhalb, andere Personen geben aber auch an, sich keinem Geschlecht zugehörig oder geschlechtslos zu fühlen. Einmal habe ich eine sehr poetische Beschreibung gehört, und zwar hat eine Person ihre Geschlechtsidentität als eine Art Leere wie im Weltraum, die auch etwas Expansives hat, beschrieben. Non-Binarität ist insofern auch relevant für unsere Sprache als diese binäre Strukturen aufweist, daher lässt sich Non-Binarität nicht mühelos sprachlich ausdrücken.

Was hat Ihr Interesse an der Untersuchung des Pronomengebrauchs bei nicht-binären Personen in der Schweiz geweckt, und welche spezifischen Fragen möchten Sie in Ihrer Forschung beantworten?
Pronomen sind ein gutes Beispiel für die Binarität der deutschen Sprache und gleichzeitig sind sie durch ihre Funktion als sprachliche Platzhalter für unseren Namen auch zum Teil identitätsstiftend. Vielleicht erinnern sich noch manche an die Schulzeit, wo wir gelernt haben, dass es im Deutschen drei grammatische Geschlechter gibt: weiblich, männlich, sächlich. Das sächliche Geschlecht klammern wir hier aus, da dies in der Regel für Dinge und Konzepte und bei Menschen höchstens bei Verkleinerungen oder mit negativer Konnotation verwendet wird. Nun bleiben noch zwei Pronomen, sie und er, und diese sind stark mit den Geschlechtern Frau – Mann Person verbunden. Wie können wir uns nun auf Personen beziehen, die non-binär sind? Diese Frage ist im Deutschen, dessen Strukturen viel grammatisches Geschlecht aufweisen, komplizierter zu beantworten als beispielsweise im Englischen, welches kein grammatisches Geschlecht aufweist. Da non-binäre Personen täglich dieser Frage ausgesetzt sind, sind es wohl auch sie, die sich kreative Lösungen dazu überlegt haben. Im ersten Teil meiner Studie zum Pronomengebrauch und der Bedeutung für die eigene Identität möchte ich also durch qualitative Interviews herausfinden, welche Themenbereiche für non-binäre Personen relevant sind im Zusammenhang mit dem eigenen Pronomengebrauch. Konkret möchte ich wissen, welche Strategien und Lösungen (z.B. Neopronomen) non-binäre Personen verwenden, in welchem Verhältnis Pronomen als Ausdruck der eigenen Geschlechtsidentität dienen, und welche Aspekte von Stigma und Diskriminierung im Zusammenhang mit den Pronomen relevant sind. In zweiten Teil der Studie, welcher vermutlich diesen Herbst/Winter ansteht, möchte ich die Ergebnisse der Interviews als Fragebogen ausbauen, um so ein besseres Abbild dieser Themen in der deutsch-sprachigen, non-binären Community zu erhalten.

Können Sie uns etwas über Neopronomen erzählen und ob bereits einige in der Schweiz weit verbreitet sind?
Neopronomen sind sprachliche Innovationen für Pronomen. Das heisst aber nicht, dass die uns bekannten Pronomen sie und er dadurch verschwinden, sondern dass neue Pronomen dazukommen, welche eben in der Lage sind non-binäres Geschlecht auszudrücken und sprachlich sichtbar zu machen. Es gibt noch nicht viel Forschung zur Verbreitung von Neopronomen im Deutschen, aber eine Masterarbeit von Myr Bloch an der Universität Genf hat im Deutschen die Neopronomen they und hen gefunden, welche ursprünglich geschlechts-neutrale Pronomen aus dem Englischen und Swedischen sind. Auf ein ähnliches Ergebnis kommt eine Umfrage vom Verein für Geschlechtsneutrales Deutsch e.V.: die beliebtesten Vorschläge für Neopronomen waren hier dey, hen, em, sier und en. Genauer kann ich diese Frage hoffentlich nach Abschluss der Studie beantworten. Eine weitere Strategie, die in meinen bisherigen Interviews öfters angesprochen worden ist, ist das Weglassen von Pronomen. Das heisst, im konkreten Fall würde man anstelle von sie oder er immer den Namen der Person einsetzen.

Glauben Sie, dass das Bewusstsein für (Neo-)Pronomen und Geschlechtsidentität in der Gesellschaft zugenommen hat? Warum wäre eine grössere Sensibilität in diesem Bereich erstrebenswert?
Konkrete Daten dazu kenne ich nicht, aber ich glaube, das Bewusstsein dazu hat nur bedingt zugenommen. Wenn Menschen eine non-binäre Person in ihrem engeren Bekanntenkreis haben, kommen sie unweigerlich dazu, sich mit dem Thema auseinander zu setzen, aber oftmals bleibt die Aufklärungsarbeit bei den non-binären Personen selbst hängen, was sehr anstrengend sein kann und im schlimmsten Fall auf Unverständnis für die eigene Identität stösst. In den Medien wird das Thema oftmals reisserisch behandelt, was wiederum mehr Unverständnis für das Thema schafft. Eine grössere Sensibilisierung führt hoffentlich dazu, dass wir mit dem Thema etwas unaufgeregter umgehen können. Oftmals kann Wissen über ein Thema helfen, Sorgen und Befürchtungen abzubauen, und man kann sich dann den wirklich spannenden Fragen mit Neugier und Empathie zuwenden. Für non-binäre Personen könnte eine grössere Sensibilisierung dazu führen, dass sie sich im Alltag weniger erklären müssen, was sich wiederum positive auf ihr Wohlbefinden auswirken kann. Denn was bisher auch in einigen Interviews angesprochen wurde, ist, dass die aktuelle rechtliche und sprachliche Situation dazu führt, dass sich einige non-binäre Personen nicht gesehen oder akzeptiert fühlen. In Bezug auf die sprachliche Sichtbarmachung von non-binären Personen hilft es, wenn sich offizielle Stellen klar positionieren und beispielsweise Leitfäden dazu verfügbar machen.

Welche Herausforderungen sind Ihnen bisher bei der DurchfĂĽhrung Ihrer Studie begegnet?
Soweit bin ich vor grösseren Herausforderungen verschont geblieben. Ich habe die Studie natürlich im Vorfeld gut vorbereitet, entsprechende Literatur dazu gelesen, mich mit non-binären Personen ausgetauscht und bereits Kontakte zur Community etabliert. Die Rückmeldungen auf den Aufruf waren durchwegs positiv und ich war überrascht wie viele Personen sich bereits gemeldet haben. Ich werte dies als Zeichen, dass das Thema innerhalb der non-binären Community auf grosses Interesse stösst.

Wie erhoffen Sie sich, dass die Ergebnisse deiner Studie dazu beitragen können, das Verständnis und die Unterstützung für nicht-binäre Personen zu verbessern?
In erster Linie hoffe ich, dass die Studie dazu dienen kann, eine Art Gradmesser für die deutschsprachige, non-binären Community in Bezug auf die Themen Pronomengebrauch und Identität zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass die Ergebnisse für Interessengruppen wie dem Transgender Network Switzerland oder WeExist relevant sein können. Ausserdem können sie als Grundlage für Diskussionen zur non-binären Sprachpraxis verwendet werden. Wie bereits vorher gesagt, hoffe ich, dass mehr Wissen generell zu mehr Verständnis und Unterstützung führt und im Umkehrschluss zu weniger Stigma und Diskriminierung.

Zum Abschluss: In Ihrer E-Mailsignatur haben Sie Ihre Pronomen angegeben. Haben Sie weitere leicht umsetzbare Strategien, die Sie empfehlen können, um die Sichtbarkeit und Akzeptanz von Pronomenvielfalt zu fördern?
Neben der E-Mailsignatur kann man seine eigenen Pronomen auch auf Social Media, beispielsweise LinkedIn, hinzufügen. Wenn man neue Personen trifft, kann man sich auch selber mit dem Namen und den Pronomen vorstellen. Zum Beispiel: «Hallo mein Name ist Tiziana und ich verwende die Pronomen sie/ihr.» Dies erschafft einen Rahmen, in dem andere Personen ihre Pronomen auch teilen können. Obligatorische Pronomenrunden halte ich jedoch für wenig zielführend, denn es gibt auch Situationen, in denen sich non-binäre Personen nicht outen möchten, da das Umfeld für sie nicht sicher ist oder sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Ganz zum Schluss noch einen Tipp beim E-Mail-Schreiben: Wenn ich eine Person nicht kenne und sie höflich anschreiben möchte, verwende ich die neutrale Anrede «Guten Tag, Vornamen Nachnamen».

Zur Studie

FĂĽr die aktuelle Runde haben sich bereits zahlreiche Interviewteilnehmer_innen gefunden. Der zweite Teil der Studie wird im Herbst/Winter 2024 starten. Um auf dem Laufenden zu bleiben, folgen Sie bitte dem Instagram-Account @ppsa_lab.

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«Die Stimmen der Betroffenen hören» /alma-georges/articles/2023/die-stimmen-der-betroffenen-horen /alma-georges/articles/2023/die-stimmen-der-betroffenen-horen#respond Wed, 17 May 2023 04:55:20 +0000 /alma-georges?p=18189 Anlässlich des Internationalen Tags gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie hat die Redaktion von Alma&Georges mit den Podiumsteilnehmer_innen des in diesem Rahmen veranstalteten Anlasses gesprochen. Die Diskussion wird sich um die Bedeutung von Inklusion und Anti-Diskriminierung an Hochschulen drehen und wie dies erreicht werden kann.

Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie bzw. -feindlichkeit (IDAHOBIT) ist ein jährlicher Gedenktag, der am 17. Mai begangen wird. Der Tag soll die Aufmerksamkeit auf die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen/romantischen Orientierung und Geschlechtsidentität lenken und ein Zeichen für die Gleichberechtigung und Akzeptanz setzen.

Unter dem Titel «Die Universität Freiburg: eine Institution, die alle respektiert?» diskutieren Francesca Poglia Mileti, Professorin für Soziologie, Camille Spühler und Alexi Graça Simoes vom Verein LAGO sowie Muriel Besson, Leiterin der Dienststelle Gleichstellung, Diversität und Inklusion.

Francesca Poglia Mileti, warum wird der IDAHOBIT (International Day Against Homo-, Bi- and Transphobia) heute noch gebraucht? Insbesondere in der Schweiz?
Francesca Poglia Mileti:
Les mouvements pour la dĂ©fense des droits des personnes LGBTQIA+ ont luttĂ© pour une meilleure connaissance – et reconnaissance juridique – des rĂ©alitĂ©s vĂ©cues par ces dernières. En Suisse, par exemple, le a lĂ©galisĂ© le  depuis 2020, le Code pĂ©nal et militaire (2020) a Ă©tĂ© modifiĂ© afin de tenir compte de la discrimination basĂ©e sur l’ et la procĂ©dure de changement Ă  l’état civil des personnes transgenre et intersexes a Ă©tĂ© simplifiĂ©e. Les manifestations telles que l’IDAHOBIT se justifient encore en Suisse, car si la violation des droits des personnes LGBTQIA+ n’est pas comparable aux pays oĂą l’homosexualitĂ© est punie pĂ©nalement (env. 70 pays), les limitations et discriminations restent nombreuses: inĂ©galitĂ© de traitement sur le marchĂ© du travail, moindres droits reproductifs, inadĂ©quation des pratiques mĂ©dicales, invisibilisation de la diversitĂ© des identitĂ©s de genre dans les Ă©coles, violences verbales ou physiques dans l’espace public, catĂ©gories administratives inadaptĂ©es, marginalisation sociale, rejets familiaux, etc.

Welche institutionellen Herausforderungen sehen Sie bei der Förderung von Vielfalt und Inklusion an Hochschulen und wie können diese angegangen werden?
Francesca Poglia Mileti: Si aujourd’hui les hautes écoles reconnaissent le bien-fondé des politiques inclusives (genre, handicap, etc.), les actions concrètes sont encore très timides. La promotion de la diversité rencontre des résistances, parce que reconnaître la pluralité des identités de genre remet en question nos représentations sociales et morales, tout comme les mesures concrètes peuvent modifier nos pratiques professionnelles et bousculer des rapports de pouvoir institués. Pourtant, l’université serait le meilleur endroit pour ouvrir la réflexion sur les possibilités de leur mise en œuvre: langage inclusif, usage des pronominalisations et des titres, catégories administratives, toilettes non genrées, etc. Pour ce faire, il est impératif d’inclure activement les personnes concernées afin d’éviter que la promotion de la diversité ne se transforme en un débat idéologique stérile.

Muriel Besson, heute stehen alle Buchstaben im LGBTIQA+-Akronym im Fokus. Jedoch scheint diese Vielfalt auf dem Podium nicht repräsentiert zu sein. Werden hier nicht erneut bestimmte strukturelle Ungleichheiten reproduziert?
Muriel Besson:
Für die Organisation dieser Podiumsdiskussion wollte die Dienststelle Gleichstellung, Diversität und Inklusion (GDI) eine Professorin oder einen Professor für den Austausch zum Thema anfragen. Wir haben uns für Professorin Francesca Poglia Mileti entschieden, die das Thema Vulnerabilität, einschliesslich derjenigen, die Geschlechterminderheiten und sexuelle Minderheiten betreffen, behandelt. LAGO hingegen ist ein Verein, der LGBTIQA+ Personen vertritt und zwei Vertreter_innen werden anwesend sein. Als Leiterin der Abteilung für GDI werde ich die Unifr vertreten, die ein offenes, respektvolles und wohlwollendes Studien- und Arbeitsumfeld fördert, in dem jede Person sich entfalten und ihre Fähigkeiten entwickeln kann. Ich werde kurz die Massnahmen vorstellen, die die EDI-Dienststelle durchführt, um besser bekannt zu machen, was bereits unternommen wird. So scheint es mir, dass wir versuchen, keine Ungleichheiten zu reproduzieren, sondern diese vielmehr zu diskutieren und die Möglichkeit haben, die Stimmen der betroffenen Teilnehmenden zu hören. Ich hoffe, dass es in den kommenden Jahren möglich sein wird, einen Aufruf zu formulieren, damit die Betroffenen an einer solchen Podiumsdiskussion noch besser vertreten sind, insbesondere innerhalb der verschiedenen akademischen Körperschaften.

Wie können Hochschulen sicherstellen, dass alle Studierenden und Mitarbeitenden sich sicher und unterstützt fühlen, insbesondere wenn sie sich nicht offen zu ihrer sexuellen bzw. romantischen Orientierung oder Geschlechtsidentität bekennen möchten oder können?
Muriel Besson: Den Hochschulen ist es ein Anliegen zu gewährleisten, dass alle Menschen in einem offenen, respektvollen und wohlwollenden Umfeld studieren und arbeiten können, welches frei von Diskriminierung ist. Um dieses Ziel in Bezug auf Geschlechterminderheiten und sexuelle Minderheiten zu erreichen, organisieren die Hochschulen Sensibilisierungsmassnahmen, insbesondere in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Verbänden, an der Unifr mit dem Verein LAGO. Für das administrative und technische Personal wird ein Workshop angeboten, in dem es darum geht, angemessen auf Anliegen und Fragen von betroffenen Personen aus den Studierendenumfeld und dem Personal zu reagieren. Es ist klar, dass aufdringliche Fragen zu Intimität oder Sexualität nicht akzeptabel sind. Ein Beispiel hierfür ist die sowohl den Studierenden als auch dem Personal eingeräumte Möglichkeit, einen gebräuchlichen Vornamen für ihre E-Mail-Adresse zu verwenden, oder z.B. ihren Vornamen während des Studiums oder für offizielle Dokumente zu ändern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage, wie man im Falle einer Diskriminierung vorgehen kann. Die Ombudsstelle sowie die GDI-Dienststelle bieten eine verständnisvolle und vertrauliche Anlaufstelle und eine Betreuung an. Die Unifr muss Massnahmen ergreifen, um ihre Mitglieder zu schützen. Derzeit sind wir dabei, die Verfahren sowie die gegebenenfalls vorgesehenen Sanktionen zu klären.

Welche Projekte/Massnahmen visiert die Dienststelle für Gleichstellung, Diversität und Inklusion für die nächsten zwei, drei Jahre an?
Muriel Besson: Der Aktionsplan, den die Unifr bis 2024 umsetzt, beinhaltet Sensibilisierungsmassnahmen wie diese Podiumsdiskussion. Tatsächlich arbeiten wir mit unseren Kolleg_innen an den universitären Hochschulen der Romandie am Projekt «Vers des unis arc-en-ciel» zusammen. Dieses zielt auf den Austausch unserer Best Practices ab und hat Synergien geschaffen, insbesondere bei der Organisation des Workshops «Accueillir et accompagner les personnes LGBTIQ aux études et au travail: Quelles enjeux de posture et pratiques professionnelles?». Dieser Workshop wird am 6. Juni an der Unifr für das administrative und technische Personal erneut angeboten, nachdem er im Dezember letzten Jahres zum ersten Mal stattgefunden hat. Die GDI-Dienststelle wird am Mittwoch eine kurze Umfrage starten, die sich an die Studierenden richtet. Im Jahr 2024 soll der oben genannte Workshop erneut stattfinden, da wir feststellen, dass es eine Nachfrage gibt. Am 17. Mai soll erneut eine Veranstaltung organisiert werden, wenn möglich in Zusammenarbeit mit unseren Partner_innen in der Romandie. In der Folge werden wir über weitere Aktionen für den nächsten Zeitraum 2025-2028 nachdenken, da ein neuer Aktionsplan ausgearbeitet werden soll.

Der IDAHOBIT an der Universität Freiburg
Die Universität Freiburg ist gemäss ihren Statuten in all ihren Tätigkeiten dem Grundsatz der Nichtdiskriminierung verpflichtet. Um das Bewusstsein der Gemeinschaft zu schärfen fĂĽhrt die Unifr jedes Jahr mehrere ´ˇ°ěłŮľ±±ąľ±łŮäłŮen und Kampagnen durch mit dem Ziel, ein offenes, respektvolles und wohlwollendes Studien- und Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich jede Person entfalten und ihre Kompetenzen entwickeln kann.

Hochschulen haben eine wichtige Rolle bei der Förderung von Vielfalt und Inklusion. Studierende und Mitarbeitende unterschiedlicher Herkunft mit unterschiedlichen Identitäten kommen zusammen, um zu lernen, zu forschen und zu arbeiten. Der IDAHOBIT ist für die Unifr deshalb eine Gelegenheit, ihre Bemühungen um eine inklusive Umgebung zu thematisieren und sichtbar zu machen. Dadurch können Studierende und Mitarbeitende ihr Wissen und Verständnis für die Belange von LGBT+-Personen erweitern. Die Unifr schliesst sich dabei der Stadt Freiburg an, die als Legislaturziel die Integration fördern und dabei Vielfalt berücksichtigen will.

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Ces Ă©tudiant·e·s qui font l’uni: Sharon (11/13) /alma-georges/articles/2020/ces-etudiant%c2%b7e%c2%b7s-qui-font-luni-sharon /alma-georges/articles/2020/ces-etudiant%c2%b7e%c2%b7s-qui-font-luni-sharon#respond Thu, 28 May 2020 09:36:09 +0000 https://www3.unifr.ch/alma-georges?p=10074 Souriante et dĂ©contractĂ©e, Sharon n’en est pas moins une personne de conviction. Depuis trois ans, l’Ă©tudiante en philosophie et anglais milite pour les droits des personnes LGBTQIA+ au sein de l’association LAGO.

Comment es-tu devenue présidente de l’association LAGO?
La présidence m’est un peu tombée dessus suite au départ de mon prédécesseur, mais j’avais de toute manière l’intention de m’engager dans la vie associative. Je craignais surtout de voir l’association disparaître si personne n’en reprenait les rennes. C’est important qu’elle ne meure pas. Je sais que les membres de la communauté LGBTQIA+ ont besoin d’un endroit où elles peuvent être elles-mêmes, rester tranquilles, un lieu où demander de l’aide, ne serait-ce même qu’une page facebook.

Quelle est la patte Sharon?
Je voulais plus de débats. J’ai par exemple mis sur pied une projection sur un film concernant l’orthodoxie juive, suivie d’un «café queer», une sorte de café scientifique, où l’on a abordé les liens entre religion et la communauté LGBTQIA+. On organise ces événements dans des lieux publics, comme au Tunnel, afin que nous ne débattions pas qu’entre nous, mais aussi avec des personnes plus critiques envers la communauté et sa place dans la société.

Sharon, étudiante en philosophie et anglais.

C’est un engagement politique en somme?
Nous ne sommes pas trop impliqués dans la politique. Cela dit, en tant que communauté LGBTQIA+, prendre place dans un lieu publique est déjà un geste politique, mais la seule action vraiment politique que nous ayons jamais organisée a eu lieu en octobre, avec la manifestation pour la suspension de l’enseignant qui a tenu des propos homophobes.

En quoi consiste ton cahier des charges?
Je dois avant tout gérer les collègues, m’assurer que la tâche qui leur a été attribuée soit correctement exécutée, comme par exemple réserver un local, créer un événement facebook ou prendre des contacts. Les membres du comité de LAGO sont des gens en or, très engagés, ils amènent pleins d’idées et me facilitent grandement la tâche.

Mais est-ce que ton engagement empiète parfois sur tes études?
C’est arrivé une fois, ce semestre, lors de la manifestation d’octobre. En général, on n’agit pas dans l’urgence, ce qui me permet de gérer correctement mes études.

Une anecdote positive ou négative qui te vient spontanément?
On reçoit souvent des messages de personnes qui tiennent à nous remercier, par exemple après un apéro au Centre Fries, qui nous écrivent que ça leur fait vraiment du bien de voir des gens comme elles.

Qu’est-ce que tu retires de cette expérience?
Je n’étais pas du genre à aller au-devant des gens, j’ai dû sortir de ma zone de confort. J’ose désormais passer un coup de fil, envoyer un mail, insister. Bref! J’ai moins peur d’exister et de demander au monde d’interagir.

 

Questionnaire existentiel express

La vie d’étudiant· e, c’est une vie…
De bonheur!

DiplĂ´me en poche, que feras-tu de ta vie?
Pas de politique, mais je vais rester dans l’académique.

Dans 20 ans, comment vois-tu ta vie?
Je ne sais pas.

Le rĂŞve de ta vie?
Changer le monde.

Le regret de ta vie?
Pas encore avoir changé le monde

Une devise pour la vie?
Beaucoup d’amour, pas de haine!

Sur ton lit de mort, en jetant un œil dans le rétroviseur, tu te diras que ta vie c’était quand même…
…Pas mal.

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