Eglise catholique – Alma & Georges /alma-georges Le magazine web de l'Université de Fribourg Mon, 05 May 2025 09:59:24 +0000 fr-FR hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.5 «Der Mensch hat ein Bedürfnis nach Spiritualität» /alma-georges/articles/2025/der-mensch-hat-ein-beduerfnis-nach-spiritualitaet /alma-georges/articles/2025/der-mensch-hat-ein-beduerfnis-nach-spiritualitaet#respond Tue, 08 Apr 2025 14:52:25 +0000 /alma-georges?p=22209 Der Dominikaner-Bruder Szymon Bialik (42) ist seit einem halben Jahr katholischer Seelsorger an der Universität Freiburg. Er sieht sich als Brückenbauer und sagt von sich: «Ich bin ein Spätberufener.»

Es gibt Momente im Leben, die alles verändern. Momente, in denen Weichen gestellt werden, oft ohne dass man es im ersten Augenblick erkennt. So ein Moment erlebte Szymon Bialik im Sommer 2007. Der damals 25-Jährige verbrachte, wie in vielen Jahren zuvor, zwei Wochen in Taizé (F). Dieser kleine Ort im französischen Burgund war für ihn eine Zuflucht der Stille, ein Kontrast zu seinem Alltag als Geschichtslehrer. «In dieser Zeit war ich ein Suchender», erinnert sich der in Schlesien (Polen) aufgewachsene Bialik. Taizé war für ihn stets ein Ort der Begegnung, der Spiritualität, aber 2007 wurde es ein Augenöffner. Die Communauté de Taizé, ein ökumenischer Männerorden, bekannt für seine Jugendtreffen, zog jährlich zehntausende junge Menschen aus aller Welt an. Und inmitten dieses spirituellen Aufbruchs fand Bialik eine entscheidende Erkenntnis: Klöster und Orden mögen eine jahrhundertealte Tradition haben, doch sie müssen nicht aus der Zeit gefallen sein. Hier reifte in ihm eine Überzeugung, die sein Leben verändern sollte: «In Taizé habe ich meine Berufung entdeckt.» Doch noch war die Zeit nicht reif. Es sollten noch zehn Jahre vergehen, bis aus der Erkenntnis eine Entscheidung wurde.

Zwischen zwei Welten
Szymon Bialik spricht fliessend Deutsch – und das ist kein Zufall. «Deutsch ist nicht meine Muttersprache, aber es ist auch keine Fremdsprache», sagt er mit einem Lächeln. Seine Heimat ist seit Jahrhunderten zweisprachig. Die Region liegt in der Nähe zu Deutschland und bildet eine Brücke zwischen zwei Kulturen – vergleichbar mit Freiburg. Doch Schlesiens Geschichte ist nicht nur die einer friedlichen Koexistenz. Das 20. Jahrhundert brachte zwei totalitäre Systeme, die die Sprachenfrage zu einer Frage der Identität machten. Unter den Nationalsozialisten war Polnisch verboten, unter dem kommunistischen Regime war es dann das Deutsche. «Die Generation meiner Grosseltern war die letzte, die noch ganz natürlich zweisprachig aufwuchs», erzählt Bialik. «Wir Schlesier haben ein germanisches und ein slawisches Herz.»

Faszination Ökumene
Nicht nur die Sprache, auch die Religion prägt sein Leben. Schlesien ist katholisch, doch es gibt auch eine starke lutherische Minderheit. In jedem Dorf, jeder Stadt stehen zwei Kirchen: eine katholische und eine evangelisch-lutherische. Als Kind fragte er sich: Wieso gibt es zwei Kirchen? Diese Frage liess ihn nicht los. Sie wurde zum Ausgangspunkt für seine Faszination an der Ökumene, die ihn bis heute begleitet. Zwei Sprachen, zwei Glaubensrichtungen – und doch eine gemeinsame Identität. Szymon Bialik lebt mit diesen Spannungen, doch er sieht darin keine Gegensätze, sondern eine Bereicherung. «Vielleicht ist es genau das, was uns ausmacht – wir sind Brückenbauer.»

Das letzte Puzzlestück
Ein weiterer Schlüsselmoment in seinem Leben war 2015, als die Dominikaner nach Katowice kamen. Bialik besuchte eine Messe – und war verzaubert. «Die Liturgie war anders als alles, was ich bisher erlebt hatte. Sie war lebendig, ohne kirchliche Hochsprache. Ich fühlte mich sofort angesprochen.» Rund um die Kirche entstand eine Gemeinschaft, die ihn begeisterte. Der Umgang der Brüder untereinander war offen, zugänglich. Doch das letzte Puzzlestück fiel an seinen Platz, als er ein Buch über die dominikanische Berufung las. «Es war, als würde ich meine eigene spirituelle und geistige Autobiografie lesen. Man versucht, die Puzzleteile zusammenzufügen – und plötzlich passt alles: mein Weg, mein Studium, das Unterrichten, Taizé, meine Vision von Gesellschaft.»

Die Frage der Werte
Szymon Bialik ging schon als Schüler der Frage nach, was die Gesellschaft zusammenhält, was ihr Richtung gibt. Diese Suche nach den Werten führte ihn tiefer, über philosophische und gesellschaftliche Überlegungen hinaus, hin zur Quelle, zu Gott – dem Ursprung des Schönen, des Guten, des Wahren, wie er es beschreibt. Doch Erkenntnis allein reichte ihm nicht. Er wollte darüber sprechen, den Dialog führen, das Gedachte teilen. Also suchte er eine Lebensform, die ihm das ermöglichte. 2017 und mit 35 Jahren war die Zeit reif: der Suchende hatte gefunden. Bialik trat dem Dominikanerorden bei. Es war nicht einfach für ihn, die Studierenden auf ihrem Weg zur Matura alleine zu lassen. Denn das Unterrichten war für Bialik die wichtigste Lebenserfahrung: Er konnte für Menschen da sein. «Der ganze Prozess war ein langer Weg, ich bin sozusagen ein Spätberufener.» Aber jede und jeder habe eine eigene innere Uhr, die nach einem eigenen Rhythmus ticke. «Ich bin nach meiner Zeit gegangen».

Unter den Leuten
Der Eintritt in den Dominikanerorden war für ihn kein Bruch, sondern die konsequente Fortsetzung seines Denkens und Lebens. Die Dominikaner boten ihm, was er brauchte: Nähe zur Gesellschaft, die Möglichkeit, Brücken zu bauen und sich einzubringen. «Wir Dominikaner leben nicht abgeschieden, sondern mitten in der Welt. Unser kirchlicher Beitrag ist zugleich ein gesellschaftlicher», erklärt Bialik.

Genau das unterscheidet diesen Orden von vielen anderen. Tatsächlich war die Gründung des Ordens im 13. Jahrhundert eine kleine Revolution. Während andere Ordensmänner sich hinter Klostermauern zurückzogen, ihre Tage dem Gebet und der Schrift widmeten, gingen die Dominikaner hinaus. Sie studierten, sie mischten sich unter das Volk, sie predigten auf Märkten. Ein ungewohnter Anblick in einer Zeit, in der Ordensleben mit Abgeschiedenheit gleichgesetzt wurde. «In den Augen der etablierten Orden waren wir Vagabunden», sagt Bialik mit einem Schmunzeln. Und doch – oder gerade deshalb – fand er hier seine geistige Heimat.

Nähe zur Uni
Auch in Freiburg haben die Dominikaner ihren festen Platz – und das seit der Gründung der Universität im Jahr 1889. Schon damals besetzten sie Lehrstühle für Philosophie und Theologie und kauften ein ehemaliges Hotel, das sie in ein theologisches Konvikt verwandelten – ein Haus, in dem Professoren und Theologiestudenten gemeinsam lebten und arbeiteten. Dieses Haus, das Albertinum am Georges-Python-Platz, ist bis heute ein lebendiger Ort des intellektuellen und spirituellen Austauschs. «Die Dominikaner sind immer dort, wo die Hochschulen sind. Das ist unsere mittelalterliche Tradition», erklärt Bialik. Sie pflegen das intellektuelle Leben, verbinden Wissenschaft mit Seelsorge. Doch ihr Wirken reicht weit über akademische Kreise hinaus. So engagieren sich die Brüder auch für Obdachlose und Menschen in Not – mitten in der Gesellschaft, dort, wo sie gebraucht werden.

Zurück nach Freiburg
Nun also ist Szymon Bialik katholischer Uni-Seelsorger. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 2024 in Polen trat er direkt seine erste Stelle an. Freiburg war für ihn keine Reise ins Unbekannte, schon vor drei Jahren hatte er hier im Rahmen eines «Ordens-Erasmus» ein Semester verbracht. «Es ist eine grosse Herausforderung und gleichzeitig eine Ehre, direkt nach der Weihe nach Freiburg zu kommen», sagt Bialik. Und er trifft dort auf eine vertraute Erfahrung: das Zusammenleben verschiedener Kulturen. «In Schlesien trifft das Germanische auf das Slawische, hier in der Westschweiz trifft das Germanische auf das Romanische.» Für ihn ist es ein weiteres Zeichen, dass er genau am richtigen Ort angekommen ist.

Die Kraft des Austauschs
Bialik spürt den Wandel, die Bedeutung der Religion als Institution nimmt ab – doch etwas bleibt: das menschliche Bedürfnis nach Spiritualität. «Weil es zutiefst menschlich ist», sagt er. Als Seelsorger sieht er sich nicht nur als Zuhörer, sondern als Begleiter – für alle, unabhängig von ihrer Konfession. Er möchte Brücken bauen, über Sprach- und Religionsgrenzen hinweg. Ein spannendes Programm soll Menschen zusammenbringen, neue Perspektiven eröffnen. Besonders am Herzen liegt ihm die Disputatio-Reihe. Eine alte Tradition, die er bei deutschsprachigen Studierenden bekannter machen will. Schon viel früher, an den Universitäten, praktizierten Dominikaner die Kunst der widersprüchlichen, aber brüderlichen Debatte. Argumente wurden geschärft, Standpunkte hinterfragt – nicht um zu gewinnen, sondern um zu verstehen. Bialik glaubt an die Kraft des Austauschs. «Man muss nicht einer Meinung sein, aber in der Diskussion können neue Antworten entstehen», ist er überzeugt.

_________

]]>
/alma-georges/articles/2025/der-mensch-hat-ein-beduerfnis-nach-spiritualitaet/feed 0
Réformes. Et Fribourg resta catholique /alma-georges/articles/2023/reformes-et-fribourg-resta-catholique /alma-georges/articles/2023/reformes-et-fribourg-resta-catholique#respond Mon, 10 Jul 2023 11:58:05 +0000 /alma-georges?p=18530 On dit parfois de Fribourg qu’il est un canton conservateur, un bastion catholique. Pour Simone de Reyff, professeure émérite de littérature française à l’Université de Fribourg, la réalité est plus nuancée. Au XVIe siècle, les Fribourgeois·e·s ne se sont pas arc-bouté·e·s sur le catholicisme, mais l’ont fait évoluer de manière sensible. Le Musée gruyérien propose une exposition immersive qui raconte comment la réforme catholique issue du Concile de Trente a influencé la vie religieuse, culturelle et intellectuelle de la région à travers les siècles. 

En 2004, plus de 30’000 ouvrages issus des couvents de Capucins de Romont, Bulle et Fribourg ont été donnés à la Bibliothèques cantonale et universitaire de Fribourg. Simone de Reyff se rend vite compte qu’elle a affaire à un véritable trésor. «J’ai aperçu des titres époustouflants, confie cette passionnée à l’enthousiasme contagieux, et je me suis dit qu’il fallait impérativement en faire quelque chose!». C’est ainsi que l’exposition temporaire «Réformes. Et Fribourg resta catholique.» a vu le jour.

Simone de Reyff, pour quelles raisons n’aimez-vous pas le terme de Contre-Réforme?
Ce terme est largement connoté. Il a été introduit par les historien protestants allemands à la fin du XIXe siècle et envisageait la réaction catholique uniquement sous son aspect défensif, autrement dit sous l’angle carrément belliqueux. Cet aspect a existé mais il a été accompagné d’une réaction proactive. L’Eglise catholique savait depuis longtemps, comme tous les chrétien·ne·s d’ailleurs, qu’il fallait une réforme. C’est dans ce contexte qu’a été convoqué le fameux Concile de Trente en 1542, qui va amener une série de mesures disciplinaires afin de remédier à certaines déficiences constatées de longue date.

Pour quelle raison qualifiez-vous cette réforme de vaste entreprise de communication?
Pour une fois, je ne crois pas que cela soit très anachronique. On n’appelait pas cela de la «com’», mais cela fonctionnait déjà sur ce modèle-là. Cela a été une époque de création, de vitalité, d’énergie. L’Eglise catholique a eu ce souci d’atteindre les chrétien·ne·s, de parler leur langage. C’est ce qui s’appelle de la communication.

Quelles en sont les axes principaux?
Il y a une communication réalisée de manière immédiate à travers la parole enseignante. C’est une époque où se développent les catéchismes, dont le plus important est celui de Pierre Canisius, fondateur du collège St-Michel en 1582. C’est également l’époque où l’on va communiquer par la prédication. Le rôle des ordres religieux a été déterminant en particulier celui des jésuites et des capucins. On compte sur eux pour prêcher et catéchiser, notamment en utilisant la musique, moyen très efficace et moderne. Nous sommes encore à une époque de l’oralité. L’alphabétisation est loin d’être une réalité pour tout le monde.

On peut supposer que cette stratégie a été efficace puisque le Canton de Fribourg reste un bastion catholique contrairement à tous ses voisins.
Au fond, les moyens de communications étaient les mêmes dans les cantons limitrophes. D’où notre utilisation du terme de réformes au pluriel, afin de montrer que les deux Réformes marchent de pair. Elles s’adressent à une chrétienté qui s’est transformée par rapport à la mentalité médiévale, mais où l’on voit l’apparition de la conscience individuelle. Cela réclame un autre langage. Fribourg ne reste donc pas catholique parce que ses habitant·e·s y seraient plus conservateurs·trices, mais parce que les autorités politiques l’ont décidé.

Et connaît-on les raisons de ce choix?
C’est assez compliqué, mais on peut mentionner des raisons d’ordre économique, l’influence de certaines personnalités, notamment du prédicateur de ville Konrad Treger, qui ont certainement influencé les autorités civiles dans le sens de la foi traditionnelle. Les cantons passés à la Réforme ont eux aussi été influencés par un théologien ou un prédicateur qui avait fait le choix de ce que l’on appelait la religion nouvelle.

Quelles empreintes cette Réforme catholique a-t-elle laissées dans le paysage du Canton?
Si vous vous promenez dans le Canton de Fribourg, vous rencontrerez de nombreuses chapelles rurales, de nombreuses croix de mission au carrefour des routes. L’exposition commence par une sorte de mise en situation des visiteurs·teuses en concentrant dans un espace toute sortes d’objets de piété relativement récents (fin XIXe- début du XXe siècle) dans le style des chromos saint-sulpiciens. Les conservateurs·trices du musée gruyérien en reçoivent en effet beaucoup de personnes qui en héritent de leurs parents, mais dont elles et ils ne savent pas trop quoi faire. J’ai trouvé que cette ambiguïté, jeter ou pas ces objets hérités, était caractéristique de la relation de nombreux Fribourgeois·e·s avec le catholicisme: on n’en veut pas beaucoup mais on ne veut pas le jeter non plus.

_________
  • Site du
]]>
/alma-georges/articles/2023/reformes-et-fribourg-resta-catholique/feed 0
«Theologisch gibt es keine stichhaltigen Einwände gegen Frauen als Priesterinnen» (Teil 2/2) /alma-georges/articles/2019/theologisch-gibt-es-keine-stichhaltigen-einwaende-gegen-frauen-als-priesterinnen-teil-22 /alma-georges/articles/2019/theologisch-gibt-es-keine-stichhaltigen-einwaende-gegen-frauen-als-priesterinnen-teil-22#respond Fri, 14 Jun 2019 07:30:15 +0000 https://www3.unifr.ch/alma-georges?p=8828 Im zweiten Teil des Interviews zu seinem neuen Buch «Ihr macht uns die Kirche kaputt … doch wir lassen das nicht zu!» spricht Theologieprofessor Daniel Bogner unter anderem über ausgewanderte Gläubige, die in dieser Kirche keine Heimat mehr finden und über das delikateste aller Themen: Frauen als Priesterinnen.

Sie schreiben unter anderem «Wir haben uns einlullen lassen, wenn die herrschenden Verhältnisse für richtig erklärt wurden.» Solche und ähnliche Worte hört man auch an Treffen von Anarchisten, die gegen das herrschende System wettern.
Das mag so klingen. Entscheidend ist die Frage, gegen welche Art von System man sich damit wendet. Solange der Protest gegen herrschende Verhältnisse gut begründet ist und sich auf jene Werte bezieht, für die rechtsstaatliche und auch religiöse Institutionen eigentlich stehen, halte ich ihn grundsätzlich für legitim. In der Kirche gibt es einen bestimmten Mechanismus, der es oft verhindert, dass Menschen wirklich aufstehen und ihre berechtigten Anliegen als Kirchenmitglieder einbringen: Da die kirchliche Institution als göttliche Stiftung gerechtfertigt wird, meint man, auch alles Tun und Reden ihrer Amtsträger sei göttlichen Ursprungs, weise und richtig. Man hat der Kirchenleitung deswegen oft einen überzogenen Vertrauensvorschuss eingeräumt und es zugleich versäumt, der Verantwortung zur eigenen Mitgestaltung gerecht zu werden. Wenn man dann sieht, dass nach theologischer Auffassung alle Getauften vollmächtige Glieder des «Leibes Christi» – der Kirche – sind, kann man schon zur Auffassung kommen, etwas mehr Anarchie täte in der hierarchischen Gliederung der Kirche gut.

Das Zweite Vatikanische Konzil von 1962-65 scheint Hoffnung und Enttäuschung zugleich zu sein. Wie ist es einzuordnen mit dem Wissensstand von heute?
Das Konzil war für die Kirche ein riesengrosser Schritt, der sie in vielen Bereichen wieder gesprächsfähig gemacht hat für die moderne Kultur und Gesellschaft. Das gilt etwa für den interreligiösen Dialog, für Fragen von Menschenrechten und Entwicklung, aber auch für die Bedeutung einer an den wirklichen Bedürfnissen des Menschen ausgerichteten Pastoral. Man muss aber auch feststellen, dass das Konzil auf halbem Wege stehen geblieben ist. Wenn es etwa den Freiheitsbegriff, der seiner Erklärung zur Religionsfreiheit zugrunde liegt, auch auf die Rolle der Kirchenmitglieder innerhalb der kirchliche Institution anwenden würde, wäre dies ein konsequenter Schritt, den man aber nicht gegangen ist. Das grösste Problem heute scheint mir die Konkurrenz normativer Ordnungen in der Kirche: Es gibt die theologisch motivierten und oft hilfreichen Aussagen des Konzils, es gibt das Kirchenrecht, es gibt eine Art «pastorales Gewohnheitsrecht», dann die fortlaufende lehramtliche Verkündigung. Was gilt nun – eine durchaus entwicklungsoffene Konzilstheologie, oder die Normen des kanonischen Rechts, das selbst von einer vormodernen, nicht am Wert der Freiheit orientierten Theologie des Mittelalters durchdrungen ist? Das führt mich auf mein Anliegen zurück: Wir brauchen eine Verfassungsdiskussion in der Kirche. Theologische Entwicklung und die Leitphilosophie der Kirchenordnung müssen zusammengeführt werden. Massstab hierfür muss eine am Wert der gleichen geschöpflichen Freiheit des Menschen orientierte Theologie sein.

Noch ein Wort zur Stellung der Frau in der katholischen Kirche. Ist die Zeit schon reif für Priesterinnen?
Ich sehe nicht, weshalb das nicht so sein sollte. Theologisch gibt es keine stichhaltigen Einwände dagegen: Jesus hat wohl deswegen Männer zu Jüngern berufen, weil in der patriarchalen Gesellschaft seiner Zeit Männer die sichtbaren Rollen in religiöser Praxis und Gottesdienst einnahmen und ihm an der Wirksamkeit seiner Botschaft gelegen sein musste. Heute trifft Ersteres nicht mehr zu, weil sich die Überzeugung von der Gleichwertigkeit der Geschlechter durchgesetzt hat. Die Kirche begeht einen Fehler, wenn sie das nur den Männern vorbehaltene Weiheamt zum zentralen Glaubensgut und knapp vor der Dogmatisierung ansiedelt. Es gibt auch den praktischen Einwand, es komme zu einer Kirchenspaltung, wenn die Kirche Frauen weihe. Spaltung hat aber längst stattgefunden, auf dem «kalten Weg». Man denke an die vielen ausgewanderten Gläubigen, die in dieser Kirche keine Heimat mehr finden, an die Frauen, die abgespalten werden von einer gleichberechtigten Teilhabe. Eine Öffnung hin zur Frauenweihe bräuchte freilich eine kluge Implementierung: regionale Lösungen, in Etappen eingeführt, mit begleitender Reflexion darüber, was sich damit verändert und wie es zu gestalten ist. Ein katholisches Weiheamt für Frauen wäre nicht einfach eine Kopie aus der Reformierten Kirche!

Wieso sollen Enttäuschte nicht einfach aus der Kirche austreten?
Ich werfe niemandem vor, dass er oder sie das tut. Meine Erfahrung ist: Viele Menschen gehen diesen Schritt nicht leichtfertig. Man hat sich eingebracht und bemüht, findet aber keine «Resonanz» mit diesem Engagement, wie der Soziologe Hartmut Rosa es ausdrücken würde. Manchmal ist der Austritt aus einer religiösen Organisation dann der richtige Schritt, um dem Glauben überhaupt treu bleiben zu können. Aber umgekehrt ist natürlich gerade für den christlichen Glauben die gemeinschaftliche Dimension wesentlich. Und für viele Menschen ist der ästhetische und kulturelle Ausdruck, den der Glaube in einer konfessionellen Tradition findet, die wesentliche, erlebbare Gestalt dieses Glaubens. Das kann man nicht einfach ablegen oder für irrelevant erklären. In der Kirche zu sein ist etwas Ganzheitlicheres als die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder einer Hobbygruppe, in der man bestimmten Interessen oder Neigungen nachgeht. So befindet man sich in einer Art Falle: Man ist existenziell an diese Kirche gebunden, obwohl man zutiefst ablehnt, was man an Lebensfeindlichem erfährt. Folge ist häufig eine tiefe innere Ambivalenz, die nicht jedem gut tut.

Veranstaltungshinweis:
Die Medienkonferenz «Wenn die Kirche eine Zukunft haben will….» findet in Köln, Deutschland am 14. Juni 2019 um 19:00 Uhr statt. Neben Professor Daniel Bogner wird auch Doris Wagner teilnehmen. Die ehemalige Nonne im Vatikan wurde durch den ARTE-Dokumentarfilm Gottes missbrauchte Dienerinnen (französischer Titel: «Religieuses abusées, l’autre scandale de l’Eglise») bekannt.

 

__________

  • Erster Teil des Interviews «»
  • ARTE-Dokumentarfilm «»
  • Bayerischer Rundfunk,
  • Documentaire ARTE, «»
  • Neuerscheinung «»
]]>
/alma-georges/articles/2019/theologisch-gibt-es-keine-stichhaltigen-einwaende-gegen-frauen-als-priesterinnen-teil-22/feed 0
«In der Kirche fehlen Gewaltenteilung, Kontrolle von Herrschaft und Teilhaberechte» (Teil 1/2) /alma-georges/articles/2019/in-der-kirche-fehlen-gewaltenteilung-kontrolle-von-herrschaft-und-teilhaberechte-teil-12 /alma-georges/articles/2019/in-der-kirche-fehlen-gewaltenteilung-kontrolle-von-herrschaft-und-teilhaberechte-teil-12#respond Wed, 12 Jun 2019 07:50:40 +0000 https://www3.unifr.ch/alma-georges?p=8815 Theologieprofessor Daniel Bogner hat sich in seinem neusten Buch den Frust über den Zustand der katholischen Kirche von der Seele geschrieben. Enttabuisierend, rebellierend, aber auch konstruktiv-kritisch. Im Gespräch äussert er sich zu fehlenden «Checks and Balances», der unmöglichen Rolle der Bischöfe und sagt, wieso etwas mehr Anarchie der Kirche gut täte.

«Ihr macht uns die Kirche kaputt … doch wir lassen das nicht zu!» heisst die Kritik, die sich als Stimme in die (kirchen-)politische Debatte einmischen will. Ob Sexualität, Missbrauch oder Rolle der Frau – der 47-jährige Deutsche lässt nichts aus. Im Gegensatz zu schockierenden Dokumentarfilmen und Skandalgeschrei besinnt sich der Moraltheologe aber auch auf die akademische Seite. So fordert er unter anderem eine kirchliche Verfassungsdiskussion, sucht Vergleiche zwischen der Institution der Kirche mit dem demokratischen Rechtsstaat und kritisiert die Vermischung von der Kirche als «Lehrkörper» (mit einer Glaubenswahrheit) und als «Sozialkörper», die sich einer deutlich strengeren Kontrolle unterwerfen soll.

Herr Professor Bogner, wenn ein Unternehmen oder eine Organisation in einer grossen Krise steckt, holt es sich üblicherweise externe Hilfe, um wieder Vertrauen herzustellen. Sind Sie als Teil dieser Kirche nicht viel zu emotional?
Theologie muss man sich ein bisschen vorstellen wie die «teilnehmende Beobachtung» in der Ethnologie. Sie ist konzipiert als eine kritische Funktion aus der Teilnehmerperspektive. Darin liegt gerade ihre Stärke. Denn sie ist nicht der Kirche als sozialer Organisation verpflichtet, dann wäre sie wirklich ideologisch, sondern ist bezogen auf den Sachgehalt des christlichen Glaubens. Von daher kann und muss sie kritisieren, wie die Kirche agiert und was diese aus dem inhaltlichen Anspruch des Glaubens macht. Gegenwärtig heisst das: Theologie ist Anwältin der Kirchenmitglieder, weil deren berechtigte Anliegen in der kirchlichen Verfassungsordnung der absolutistischen Monarchie nicht angemessen vorkommen. Grundsätzlich gilt: Beide Blickrichtungen, die Kritik von innen (Theologie) und die von aussen (z.B. Religionswissenschaften), ergänzen sich, beide sind notwendig. Unternehmensberatungen hat sich die Kirche übrigens schon öfter eingekauft.

Sie sagen, dass die gegenwärtige Krise der Kirche so gravierend ist, dass es zunächst einer sehr gründlichen Analyse und Diagnose bedarf. Das tönt nach Stillstand während mindestens zehn Jahren.
Nein, im Gegenteil! Zu sagen, wir brauchen eine grundständige Diagnose, heisst nicht, das ist eine Ewigkeitsaufgabe, sondern nur, dass wir den Fokus anders ansetzen müssen als bisher. Momentan ist es doch häufig so: Der Reformflügel des Katholizismus verlegt sich auf die «guten» Botschaften des II. Vatikanischen Konzils und versucht, diese exemplarisch umzusetzen. Aber man ist oft blind für die Frage nach den Gefässen und Verfahren, ohne die das erneuerte Denken nicht umgesetzt werden kann. Und hier kommen Kirchenstruktur und Recht ins Spiel. Vielfach wurde ausgeblendet, wie zentral diese Dimension ist. Dass man eben nicht eine partizipationsorientierte Kirche in der Rechtsgestalt einer absolutistischen Monarchie errichten kann! Es ist deshalb dingend erforderlich, den Finger in diese Wunde zu legen und eine kirchliche Verfassungsdiskussion zu beginnen. Ziel wäre eine kirchliche Rechtskultur, in der «Menschenwürde» nicht nur nach aussen verkündet wird, sondern auch zum verbindlichen Kriterium des eigenen, kirchlichen Rechts und der Institution Kirche würde. Die Missbrauchskrise zeigt den Bedarf dafür unübersehbar an: Es fehlt in der Kirche, die ja nicht nur geistliche Grösse, sondern als Sozialkörper eben auch eine Organisation mit Zuständigkeiten, Befugnissen und unterschiedlichen Funktionen und Rollen ist, an zentralen rechtsstaatlichen Errungenschaften: Gewaltenteilung, eine wirklich verbindliche Kontrolle von Herrschaft und echte Teilhaberechte. Es ist dramatisch, dass erst die Missbrauchskrise mit dem unsäglichen Leid, das sie schuf, den Blick für diese Schieflagen öffnete.

Sprechen wir konkret über Missbrauchsfälle in der Kirche. Sie betonen die wichtige Rolle der Bischöfe. Wieso gerade sie Bischöfe?
In ihrer gegenwärtigen Verfassung vereint der Bischof in der Katholischen Kirche alle drei Gewalten in einer Person: Regentschaft, Gesetzgebung und Rechtsprechung. Bischöfe haben deshalb höchste Macht, aber dann auch höchste Verantwortung, der sie gerecht werden müssen. Das gilt gerade in der Missbrauchskrise. Das Problem ist: Mit diesem Modell von Herrschaft gibt es in der Kirche keinen Mechanismus von «Checks und Balances», über den sich die drei Gewalten gegenseitig kontrollieren könnten. Es ist beinahe alles vom guten Willen der Person des Bischofs abhängig. In einer Situation, in der Menschen zu Opfern schwerer Verbrechen geworden sind, ist es nicht sehr beruhigend, allein auf Geist und Haltung der Kirche und ihrer Verantwortungsträger setzen zu müssen. Und deswegen ruft diese Missbrauchskrise auch so laut nach «systemischen» Reformen.

Immer wieder sieht man in Dokumentarfilmen Priester, die entschuldigend angeben, dass sie vom Teufel beseelt waren. Ihre Opfer «entschädigen» sie mit Gebeten. Hand aufs Herz: Kann es je besser werden, wenn das Weltbild dieser Priester derart weit von einem zeitgemässen Rechtssystem ist?
Das ist absurd und verrät jeden religiösen Sinn von Gebet und jede moralische Vorstellung von Verantwortung. Auch wo sexuelle Gewalt als Akte religiöser oder spiritueller Praxis ausgegeben werden, findet eine unsägliche Camouflage statt. Man bedient sich der religiösen Semantik, um dem Narzissmus des eigenen Begehrens nachgehen zu können. Dass Ordensschwestern bis ins Mark verletzt sind, weil sie der spirituellen Semantik stets trauten, zeigt die ARTE-Dokumentation «Gottes missbrauchte Dienerinnen» sehr eindrücklich. Hier in Freiburg hat die Theologie vielleicht eine besondere Aufklärungspflicht, wenn man an den Fall Marie-Dominique Philippe denkt. Der Dominikanerpater war Professor an der hiesigen Fakultät, bevor er als geistlicher Rektor der von einigen seiner Studenten gegründeten «Johannesgemeinschaft» wurde. In dieser Funktion begleitete er auch Frauen, die er dann sexuell missbrauchte, alles unter dem Deckmantel des von ihm entwickelten Elaborats der sogenannten «Freundschaftsliebe», mit der die körperliche Annäherung als vermeintliche Form der Gottesbegegnung ausgegeben wird. Das ist wirklich perfide und abstossend – und hier ist die kritische, aufklärende Funktion der Theologie gefragt. Weder können die zentralen Inhalte des christlichen Glaubens so ausgelegt werden, dass sie derartige Übergriffigkeiten erlauben, noch dürfen die Strukturen der Kirche als ein Biotop dafür dienen.

__________

  • ARTE-Dokumentarfilm «»
  • Bayerischer Rundfunk, «»
  • Documentaire ARTE, «»
  • Neuerscheinung «»

 

]]>
/alma-georges/articles/2019/in-der-kirche-fehlen-gewaltenteilung-kontrolle-von-herrschaft-und-teilhaberechte-teil-12/feed 0
La maison de la parole de Dieu /alma-georges/articles/2018/la-maison-de-la-parole-de-dieu /alma-georges/articles/2018/la-maison-de-la-parole-de-dieu#respond Thu, 08 Feb 2018 14:27:05 +0000 https://www3.unifr.ch/alma-georges?p=5777 Comment répandre le message de l’Evangile aujourd’hui? Dans son dernier ouvrage, l’Abbé François-Xavier Amherdt, professeur à la Chaire de théologie pastorale, pédagogie religieuse et homilétique développe pas moins de 120 propositions résolument orientées vers la pratique.

Extrait
Dans son exhortation La joie de l’Évangile (Rome 2013), le pape François abonde dans le sens de son prédécesseur Benoît XVI en affirmant  «La Sainte Écriture est source de l’évangélisation. Par conséquent, il faut se former continuellement à l’écoute de la Parole. L’Église n’évangélise pas si elle ne se laisse pas continuellement évangéliser. Il est indispensable que la Parole de Dieu ‹devienne toujours plus le cœur de toute activité ecclésiale›» (Evangelii gaudium, n. 171, citant Verbum Domini, n. 1).

éܳé
Quand Benoît XVI parle dans son exhortation apostolique sur la Parole de Dieu Verbum Domini de «l’animation biblique de toute la pastorale» (n. 73), il adopte pour l’ensemble de l’Église ce qui constitue l’intuition fondatrice de la Fédération biblique catholique internationale et la source de l’engagement de l’Association biblique catholique de Suisse romande (depuis plus de 30 ans): non pas seulement proposer quelques activités autour des Écritures, à côté d’autres domaines pastoraux, mais faire de la Parole de Dieu la source même de l’agir ecclésial, autant dans la catéchèse et la prédication, dans la liturgie et les sacrements, que pour le rassemblement de la communauté ou le service de la justice et de la paix.

Pourquoi le lire?
L’ouvrage est résolument orienté vers la pratique. Il est absolument unique, car il n’offre pas moins de 120 suggestions concrètes pour montrer comment faire de l’Église «la maison de la Parole de Dieu pour le monde», aussi bien dans l’annonce et le témoignage, la célébration, la vie des paroisses et communautés, que pour l’engagement dans la culture et la société. Un outil indispensable, au cœur de la nouvelle évangélisation, pour chaque agent pastoral et toute personne intéressée par la Bible.

__________

  • François-Xavier Amherdt, L’animation biblique de la pastorale. 120 propositions pratiques, coll. « Pédagogie pastorale », n. 12, Namur, Lumen Vitae, 2017
  • sur le Réseau romand
]]>
/alma-georges/articles/2018/la-maison-de-la-parole-de-dieu/feed 0
Une année après La Havane – Le dialogue continue /alma-georges/articles/2017/une-annee-apres-la-havane-le-dialogue-continue /alma-georges/articles/2017/une-annee-apres-la-havane-le-dialogue-continue#respond Tue, 07 Feb 2017 13:02:24 +0000 http://www3.unifr.ch/alma-georges/?p=3719 Il y a un an, le Pape de Rome et le Patriarche de Moscou se rencontraient pour la première fois à La Havane. Une réunion historique pérennisée par une déclaration commune et dont le premier anniversaire sera fêté officiellement le dimanche 12 février à l’Université de Fribourg. A cette occasion, Alma&Georges a rencontré les représentants des deux Eglises, le Cardinal Kurt Koch et le Métropolite Hilarion (Alfeyev).

Vous avez participé à la rencontre à La Havane et également à sa préparation. Que s’est-il passé ce jour-là?
Cardinal Kurt Koch:
La rencontre à La Havane fut un entretien intense, fraternel et ouvert de deux heures entre le Pape François et la Patriarche Cyrille, pendant lequel les questions respectives et communes ont pu être abordées. Une Déclaration a ensuite été signée par les deux chef d’Eglises et la rencontre s’est terminée par de brefs discours. Il s’agit d’une réunion historique, qui a certainement ouvert la porte à d’autres rencontres et à un approfondissement du dialogue.
Métropolite Hilarion: C’était la première rencontre du Pape de Rome avec le Patriarche de Moscou, une rencontre très cordiale et bienveillante. La première tentative d’organiser une telle réunion remonte à presque vingt ans, en 1997, quand le Pape Jean Paul II et le Patriarche Alexis II avaient prévu de se voir en Autriche. Mais cette rencontre a, finalement, été annulée, car les protagonistes n’ont pas pu se mettre d’accord sur la substance de la déclaration commune. Dans le cas de la rencontre à La Havane, le texte a été préparé à l’avance et les intervenants se sont accordés sur tous les points substantiels de la déclaration. Le contenu de la déclaration a été préparé de manière strictement confidentielle et, une fois finalisé, nous avons pu concrétiser la date et le lieu de la réunion. Le Patriarcat de Moscou a toujours insisté sur le fait qu’une rencontre était nécessaire, pas uniquement pour se serrer la main et poser devant les caméras, mais afin de discuter nos défis communs.

Pourquoi avoir choisi Cuba comme lieu de réunion?
Cardinal Kurt Koch:
Le Pape François a déclaré à plusieurs reprises: «J’aimerais rencontrer le Patriarche Cyrille; le Patriarche peut dire quand et où la rencontre doit avoir lieu – et je viendrai!» Il a ainsi accepté la proposition du Patriarche Cyrille de se rencontrer à La Havane. Celui-ci ne voulait pas que la première rencontre prenne place en Europe, car c’est là qu’ont eu lieu les ruptures historiques de l’Eglise. Par ailleurs, le Patriarche avait déjà prévu une visite à Cuba. Le Pape François a alors interrompu un voyage au Mexique pour se rendre à La Havane.
Métropolite Hilarion: C’était une proposition du Patriarche Cyrille, qui ne voulait pas que la rencontre ait lieu en Europe. Il souhaitait en effet que la toute première rencontre entre le Pontife romain et le Patriarche de Moscou ne soit pas éclipsée par les souvenirs amers des conflits entre catholiques et orthodoxes, qui se sont déroulés sur la terre européenne.

AG_Cuba_Hilarion_Koch
Le Métropolite Hilarion (Alfeyev) et le Cardinal Kurt Koch.

Qu’est-ce qui a changé depuis? Comment ont évolué les relations entre les deux Églises?
Cardinal Kurt Koch:
Les deux Eglises entretenaient déjà des relations avant La Havane. Des rencontres et différentes coopérations existaient déjà, mais, depuis, elles se sont intensifiées. Ce qui est très important, c’est les deux chefs d’Église s’y sont rencontrés personnellement. C’est un signe important et encourageant pour les fidèles des deux Églises, que nous avons l’intention de rapprocher.
Métropolite Hilarion: Beaucoup de choses ont changé, car la rencontre a donné un nouvel élan à nos relations mutuelles. Dans plusieurs domaines, nous avons maintenant une coopération plus étroite, y compris concernant la situation au Proche-Orient, qui représentait un des thèmes majeurs de la discussion entre le Pape et le Patriarche. Nous suivons la situation ensemble, nous sommes impliqués dans des actions humanitaires communes et nous coordonnons nos efforts. Ce nouvel esprit se reflète dans différents domaines, en particulier celui de la culture et de l’échange d’étudiants.

Vous fêtez la première année de ce rapprochement à Fribourg. Quel rôle tient cette petite ville helvétique dans cette grande Histoire?
Cardinal Kurt Koch:
Le Métropolite Hilarion a proposé ce lieu, entre autres parce qu’il a de bonnes relations avec la Faculté de théologie fribourgeoise. En raison de mes origines helvétiques, je me réjouis tout à fait que la Suisse soit le cadre de cette célébration. Je suis très reconnaissant envers la Conférence des évêques suisses pour son hospitalité et envers l’Institut d’études œcuméniques, qui accorde depuis longtemps une attention particulière au dialogue catholique-orthodoxe auquel il apporte son soutien actif.
Métropolite Hilarion: Fribourg héberge une université avec des fortes racines catholiques. De plus, nous la connaissons bien tous les deux: le Cardinal Koch a été évêque en Suisse pendant plusieurs années, ainsi que président de la Conférence des évêques suisses. Je suis moi-même professeur titulaire de la Faculté de théologie. Quand j’ai proposé ce lieu pour marquer cet anniversaire, ma proposition a donc été acceptée avec plaisir.

Quel est votre message aujourd’hui?
Cardinal Kurt Koch:
Ce premier anniversaire veut montrer que la rencontre à La Havane n’était pas simplement un entretien unique, qui appartient au passé, mais un nouveau départ, orienté vers l’avenir, une communion plus engagée et des relations plus profondes. Face aux grands défis du monde actuel – crise des réfugiés, terrorisme, affrontement guerriers, persécutions de chrétiens – il faut saluer chaque pas vers plus de solidarité et d’unité parmi les chrétiens.
Métropolite Hilarion: Le même message qui conclut la Déclaration commune: «Le Christ est la source de la joie et de l’espérance. La foi en Lui transfigure la vie de l’homme, la remplit de sens. De cela ont pu se convaincre par leur propre expérience tous ceux à qui peuvent s’appliquer les paroles de l’apôtre Pierre : ‹Vous qui jadis n’étiez pas un peuple et qui êtes maintenant le Peuple de Dieu, qui n’obteniez pas miséricorde et qui maintenant avez obtenu miséricorde› (1 P 2, 10) ». Nous ne pouvons rien offrir de plus important et de plus attrayant à l’humanité moderne que Jésus Christ. Nous devons nous efforcer de l’apporter au peuple, de le faire connaître aux jeunes, de montrer que sa personne et son enseignement ne sont pas moins pertinents aujourd’hui qu’il y a deux mille ans.

On dit que les petits cours d’eau font les grandes rivières. Les deux Eglises vont-elles continuer à se rapprocher? Et de quelle manière?
Cardinal Kurt Koch:
Tout d’abord, il est important de soigner les petits ruisselets déjà existants et de les réunir. Cela signifie, notamment, poursuivre les initiatives déjà vivantes dans les domaines caritatif, éthique et culturel et s’efforcer de connaître mieux et plus profondément l’autre Eglise – toujours dans la perspective d’atteindre la réconciliation et l’unité parmi l’Église catholique et orthodoxe.
Métropolite Hilarion: Nous ne devons pas nous presser de dépasser nos différences dans les domaines de la théologie et de la structure ecclésiastique. Elles sont nombreuses et doivent être soigneusement discutées par des théologiens. Dans ces discussions, menées par des commissions théologiques appropriées, nous devons être honnêtes. Nous ne devons pas cacher nos différences ou éviter d’en parler. Des questions pénibles, comme l’uniatisme, doivent être abordées en lien avec le deuxième millénaire de notre existence commune, pendant lequel beaucoup d’erreurs, qui ont encore des répercussions, ont été commises. Cette discussion honnête sur nos différences ne doit nullement nous empêcher d’agir ensemble, pour le bien de nos communautés et du monde entier, sur les nombreux terrains où notre coopération est opportune et nécessaire. Nous devons entreprendre tous les efforts pour défendre les chrétiens persécutés au Proche-Orient, qui tentent de rester là où ils sont nés et où le christianisme existe depuis deux mille ans. Nous pouvons développer de nombreuses occasions de coopération et d’amitié, sans être infidèles à nos propres traditions, ni faire des concessions en matière doctrinale et ecclésiologique.

L’Église catholique est engagée dans des dialogues avec l’ensemble des Églises orthodoxes et avec des Églises orientales orthodoxes. Quelle est la signification du dialogue bilatéral avec le Patriarcat de Moscou pour les relations avec le monde orthodoxe ?
Cardinal Kurt Koch:
On distingue l’œcuménisme de la vérité et l’œcuménisme de la charité. Le premier se réfère au dialogue théologique au sujet de questions de la foi qu’il faut traiter ensemble. Ce dialogue est mené par l’Église catholique non de manière bilatérale, mais multilatérale dans une Commission mixte internationale comprenant toutes les Églises orthodoxes et dans une commission propre à la famille des Églises orientales orthodoxes. Le dialogue de la charité veut approfondir les relations fraternelles et amicales qui s’établissent plutôt de manière bilatérale, pourtant toujours en vue de servir l’unité avec toute l’orthodoxie.

L’Eglise russe est l’Eglise orthodoxe avec le plus grand nombre de fidèles. Que signifie le dialogue avec l’Eglise catholique pour les relations intra-orthodoxes ?
Métropolite Hilarion:
Nous participons au dialogue officiel entre l’Eglise catholique et l’Eglise orthodoxe en tant qu’une des quinze Eglises orthodoxes locales. Mais nous avons aussi nos relations bilatérales avec l’Eglise catholique romaine, dans différents domaines, pas uniquement au niveau du Pape et du Patriarche, mais aussi au niveau des diocèses, monastères, paroisses et individus. Ces relations sont multiples et diverses. Notre célébration à Fribourg, le 12 février, est un événement parmi d’autres qui se tiennent régulièrement et approfondissent notre compréhension mutuelle. J’espère qu’en étant ensemble et en délibérant sur la suite de la rencontre historique entre le Pape François et le Patriarche Cyrille, nous pourrons approfondir davantage notre entente et préparer le chemin vers de nombreuses réalisations futures. Que le Seigneur Jésus Christ nous vienne en aide !

__________

  • La cérémonie officielle se déroulera le dimanche 12 février à l’Aula magna de l’Université de Miséricorde.
  • Informations et contact: Barbara Hallensleben, Institut d’études œcuméniques, barbara.hallensleben@unifr.ch
  • de l’Institut d’études œcuméniques
]]>
/alma-georges/articles/2017/une-annee-apres-la-havane-le-dialogue-continue/feed 0