alimentation – Alma & Georges /alma-georges Le magazine web de l'Université de Fribourg Fri, 17 Jan 2025 13:34:45 +0000 fr-FR hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.5 Emotionen und Essanfälle – Diese Studie untersucht, wie sie zusammenhängen /alma-georges/articles/2025/emotionen-und-essanfaelle-diese-studie-untersucht-wie-sie-zusammenhaengen /alma-georges/articles/2025/emotionen-und-essanfaelle-diese-studie-untersucht-wie-sie-zusammenhaengen#respond Fri, 17 Jan 2025 13:34:45 +0000 /alma-georges?p=21919 Warum greifen manche Menschen in stressigen Situationen zu Essen, während andere cool bleiben? Eine neue Studie untersucht, wie Emotionen, Essanfälle und das Arbeitsgedächtnis zusammenhängen. Doktorandin Cindy Heinzmann vom Departement für Psychologie erklärt, worum es geht.

In Ihrer Studie untersuchen Sie den Zusammenhang zwischen Essanfällen, Emotionen und dem Arbeitsgedächtnis. Wie hängen diese Faktoren zusammen, und welche Fragestellungen möchten Sie damit beantworten?
Studien zeigen einen kausalen Zusammenhang zwischen Emotionsregulation (ER) und Essanfällen bei Binge Eating Störung. Es bleibt jedoch unklar, welche Mechanismen für diesen Zusammenhang verantwortlich sind. Aus Laborstudien ist bekannt, dass unser Arbeitsgedächtnis dabei eine zentrale Rolle spielt, indem die Auslastung des Arbeitsgedächtnisses die Fähigkeit, sich in herausfordernden Situationen selbst zu regulieren, beeinflusst. Weiter zeigen diese Untersuchungen, dass eine funktionale (adaptive) Emotionsregulation die Arbeitsgedächtniskapazität erhöht, während maladaptive Emotionsregulationsstrategien diese reduziert. In unserer von Schweizerischen Nationalfonds geförderten Studie untersuchen wir diese Zusammenhänge im Alltag und im Labor bei erwachsenen Personen (18-69 Jahre), die unter einer Binge-Eating-Störung leiden.

Sie rekrutieren Proband_innen mit einer Binge-Eating-Störung (BES). Wie wird BES in der Forschung genau definiert, und welche Kriterien sind dafür ausschlaggebend?
Das Kernmerkmal einer BES stellen objektive Essanfälle dar, wobei betroffene Personen innerhalb von ca. zwei Stunden eine erheblich grössere Nahrungsmenge zu sich nehmen als die meisten Menschen in einem vergleichbaren Zeitraum, unter vergleichbaren Bedingungen. Da die Definition einer «erheblich grössere Nahrungsmenge» Spielraum für subjektive Interpretation lässt, ist der erlebte Kontrollverlust während Essanfällen entscheidend. Das Erleben von Kontrollverlust kommt zudem meist zusammen mit schnellerem Essen, Essen ohne Hunger oder bis zu einem unangenehmen Völlegefühl vor. Nach den Essanfällen treten häufig Scham-, Ekel-, und Schuldgefühle, sowie Deprimiertheit auf, was zu einem Teufelskreis aus negativen Gefühlen und weiteren Essanfällen führt. Im Unterschied zur Bulimia Nervosa fehlen bei BES regelmässige kompensatorische Massnahmen wie Erbrechen oder exzessives Sporttreiben.

Wie leicht oder schwer kann eine Person selbst einschätzen, ob sie von BES betroffen ist oder ob es sich lediglich um gelegentliches Überessen handelt?
Ganz einfach ist diese Einschätzung nicht und im Zweifelsfall sollte dazu eine Fachperson in Klinischer Psychologie hinzugezogen werden. Am besten können wir «Überessen» von einem Essanfall unterscheiden, indem wir uns die Frage stellen, ob wir innerhalb eines bestimmten Zeitraums objektiv oder nur gemäss unserer Einschätzung (subjektiv) viel essen (Mengenkriterium). Weiter ist die Antwort auf die Frage entscheidend, ob wir dabei das Gefühl erleben, dass es nicht nur schwierig ist, weniger zu essen oder das Essen zu unterbrechen, sondern dass wir nicht in der Lage sind, mit dem Essen aufzuhören, bis wir uns unangenehm voll fühlen (Kriterium des Kontrollverlusts). Handelt es sich um einen Essanfall, so werden beide Fragen mit «Ja» beantwortet (objektiv grosse Mengen Essen, kombiniert mit dem Erleben von Kontrollverlust). Hingegen handelt es sich um Überessen, wenn zwar mehr gegessen wird als üblich oder Andere essen würden, aber ohne, dass dabei Kontrollverlust erlebt wird.

In Ihrer Studie induzieren Sie gezielt schlechte Laune. Wie genau wird das durchgeführt, und warum ist dieser Aspekt für Ihre Untersuchung von Bedeutung?
Die Forschung und unter anderem auch Arbeiten aus unserer Arbeitsgruppe zeigen, dass weniger schlechte Laune, aber das Erleben negativer Gefühle wie Stress, Frustration, Ärger, Traurigkeit, Verzweiflung, Langeweile oder Leere, wichtige Vorläufer für Essanfälle darstellen. Um den Einfluss dieser Gefühle und des Umgangs damit auf Essanfälle besser zu verstehen, induzieren wir im Labor negative Stimmung durch Bilder und Videos. In dieser Stimmung werden Proband_innen trainiert, verschiedene Strategien zur  Emotionsregulation anzuwenden. Wir interessieren uns dafür, wie sich diese Strategien auf die Befindlichkeit und die BES auswirken.

Auf sozialen Medien gibt es einen Trend, bei dem Personen mit BES ihre täglichen Essensmengen dokumentieren und zeigen. Wie bewerten Sie diesen Ansatz – sehen Sie darin Potenzial, Risiken oder beides?
Bei Social-Media-Trends wie «What I eat in a day» oder «What I eat on a binge day» ist es wichtig, zwischen unterschiedlichen Intentionen der Creators zu unterscheiden. Nutzt ein Creator das Format, um funktionale Strategien wie Selbstfürsorge (z. B. unterstützende Selbstinstruktion) nach einem Essanfall zu fördern, um die negativen Gefühle besser aushalten zu können, kann das positive Effekte haben. In der Psychotherapie bei BES wird die Selbstbeobachtung der täglichen Nahrungsaufnahme in Kombination mit dem Protokollieren von situativen Bedingungen, Gedanken, körperlichen Zuständen und Gefühlen angewendet. Auf diese Weise hilft das Dokumentieren der Nahrungsaufnahme herauszufinden, was Essanfälle auslöst und aufrechterhält. Das blosse Dokumentieren der Essensmengen ist nicht nützlich, und den Fokus auf kompensatorisches Verhalten wie z.B. Erbrechen etc. zu legen, ist schädlich. Allgemein ist beim Konsum sozialer Medien zu beachten, dass wir selten so gut lernen, wie am Modell und dass wir die Modelle auf sozialen Medien genauso kritisch betrachten und aussuchen sollten wie im echten Leben …

Sie suchen weiterhin nach Proband’innen für Ihre Studie. Wie herausfordernd ist es, passende Personen zu finden? Und wie viele Menschen sind Ihrer Einschätzung nach insgesamt von BES betroffen?
Die BES ist die am weitesten verbreitete Essstörung mit einer Lebenszeitprävalenz (= es wird ermittelt, wie viele Personen irgendwann in ihrem Leben schon einmal an BES gelitten haben, Anmerkung der Redaktion) von 1,9 bis 4%. Zudem kommt sie bei Personen mit bei Geburt zugewiesenem weiblichen und männlichen Geschlecht beinahe gleich häufig vor, was die BES auf den ersten Blick zu einer leicht zugänglichen Zielgruppe für die Forschung machen könnte.

Für experimentelle Studien im Labor und Behandlungsstudien gilt allgemein, so auch für die BES, dass die Rekrutierung immer schwieriger verläuft als angenommen. Dies kann daran liegen, dass betroffene Personen selbst nicht erkennen, dass sie unter einer BES leiden, da das Störungsbild in der Allgemeinbevölkerung noch nicht ausreichend bekannt ist. Weitere Gründe beinhalten die Scham betroffener Personen, über ihr Problem zu sprechen und sich für eine Studie zum Thema anzumelden. Dies gilt vor allem fürs Überessen, was durch den gesellschaftlichen Druck, sich vermeintlich perfekt kontrollieren können zu müssen, verstärkt wird.

Unsere Forschungsgruppe arbeitet seit Jahren genau an der Überwindung dieser Schwierigkeiten und hat zum Ziel, das Verständnis und das gesellschaftliche Bewusstsein für die Behandelbarkeit von Essstörungen zu verbessern. In der aktuellen Untersuchung können wir dank der Unterstützung des SNF die finanzielle Vergütung betroffener Personen bei der Klärung unserer Forschungsfragen ermöglichen. */**

Betroffene Personen mit BES, die Behandlung suchen, informieren sich gerne über unsere Webpage (PTPS) über das Vorgehen. Neu bieten wir nebst der Behandlung in Präsenz ein begleitetes Onlineprogramm zur Behandlung der BES an unserer Praxisstelle an.

*Psychologiestudierende erhalten Versuchspersonenstunden für Ihre Teilnahme an den Untersuchungen.

** Alle weiteren Teilnehmenden können für ihre Teilnahme an beiden Teilstudien mit einem Betrag von insgesamt CHF 430CHF für ihren Aufwand entgolten werden.

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La démocratie passe par l’assiette /alma-georges/articles/2023/la-democratie-passe-par-lassiette /alma-georges/articles/2023/la-democratie-passe-par-lassiette#respond Mon, 20 Feb 2023 13:09:20 +0000 /alma-georges?p=17657 Donner une impulsion pour transformer toute la chaîne de l’alimentation en Suisse. Voilà l’objectif fixé par l’Assemblée citoyenne pour une politique alimentaire. Début février, celle-ci a officiellement transmis ses recommandations au monde politique et économique. Une fausse bonne idée? Le point avec la professeure de sociologie à l’Unifr Muriel Surdez.

La démocratie semi-directe est l’une des fiertés nationales de la Suisse. Mais le système politique helvétique est-il aussi représentatif qu’il prétend l’être? Pas toujours. L’alimentation est l’un des domaines qui passent entre les mailles du filet. «Les consommatrices et consommateurs suisses ont jusqu’à présent été relativement peu consultés dans l’élaboration des politiques concernant l’alimentation, ce malgré la voix au chapitre des organisations les défendant», constate Muriel Surdez. «D’ailleurs, l’alimentation a longtemps été considérée comme ne relevant pas directement de la politique; on la percevait plutôt comme un sous-produit de la politique agricole», ajoute la professeure de sociologie à l’Unifr.
A une époque où de plus en plus de voix s’élèvent pour appeler à une transformation de toute la chaîne alimentaire, «il est devenu d’autant plus important que les citoyen·ne·s sachent ce qu’il se passe tout au long de cette chaîne, notamment aux étapes de la transformation en produits industriels et de la distribution», poursuit Muriel Surdez. «Dans ce contexte, les programmes de prévention traditionnels atteignent leurs limites.» Si certain·e·s consommatrices et consommateurs «montrent qu’ils veulent reprendre la main sur l’alimentation, notamment en privilégiant les circuits courts, les paniers de fruits et légumes, etc.», l’enjeu est d’offrir cette possibilité «à toutes les catégories de la population». Une tendance que les autorités ne peuvent plus ignorer. De fait, la Stratégie pour le développement durable 2030 de la Suisse suit les recommandations de l’OCDE et prévoit que le Conseil fédéral accompagne la transformation vers des systèmes alimentaires durables en dialoguant avec un groupe représentatif de parties prenantes.

Etiquettes, aliments végétaux et conditions-cadres
Soucieuses de garantir cette représentativité, la fondation Biovision, l’association Agriculture du futur et le Sustainable Development Solutions Network (SDSN Suisse) ont créé le projet Avenir Alimentaire Suisse. L’un de ses volets est la mise sur pied d’une Assemblée citoyenne pour une politique alimentaire. Concrètement, 85 personnes ont été choisies au hasard parmi les habitant·e·s du pays. Elles émanent de localités de diverses tailles et régions et sont aussi représentatives que possible de la population en termes d’âge, de sexe ou encore de langue. Entre juin et novembre 2022, les participant·e·s à l’Assemblée se sont réuni·e·s à plusieurs reprises afin de débattre de la question suivante: à quoi devrait ressembler, d’ici 2030, une politique alimentaire nationale qui mette à la disposition de toutes et tous des aliments sains, durables, respectueux des animaux et produits de manière équitable?
Lors de la dizaine de rencontres agendées, ce panel de citoyen·ne·s était épaulé par un groupe d’expert·e·s composé de plus de 30 scientifiques. Ensemble, ils ont élaboré un catalogue de plus de 100 recommandations qui a fait l’objet d’une votation finale à l’interne. Dévoilées fin 2022, ces recommandations ont été officiellement remises aux politiques, à l’administration et aux praticien·ne·s lors du premier sommet national du système alimentaire qui s’est tenu à Berne début février 2023. Responsable du secteur Affaires internationales, développement durable et systèmes alimentaires auprès de l’Office fédéral de l’agriculture, Alwin Kopše, cité sur le site internet de l’Assemblée, commente: «La transformation des systèmes alimentaires ne peut réussir que si tous les acteur·rice·s sont impliqué·e·s; c’est pourquoi nous saluons ce dialogue entre citoyen·ne·s et apprécions beaucoup le travail accompli».
Les solutions proposées par l’Assemblée concernent aussi bien le domaine de l’environnement que ceux de la production, du social, de l’économie et de la santé. Elles portent par exemple sur l’information pour les consommateur·rice·s. Il est ainsi conseillé de rendre les indications sur les étiquettes plus lisibles et accessibles ou encore de transformer le marketing en informations orientées sur les consommateurs·trices. Côté réduction du gaspillage alimentaire, l’assemblée recommande l’augmentation de l’achat de produits hors normes par les intermédiaires et les grands distributeurs. La promotion d’une alimentation équilibrée – et moins axée sur la viande – n’est pas en reste: enseignement d’une approche respectueuse de la nourriture, préservation des surfaces d’assolement, encouragement de la production d’aliments végétaux, etc. On peut aussi citer la création de conditions-cadres politiques pour la coopération entre les entreprises, la politique et la société. Le catalogue complet des recommandations est disponible .

Des fraises en hiver?
Muriel Surdez estime que cette ouverture des discussions stratégiques autour de l’alimentation à un panel représentatif de citoyens est une piste intéressante pour aider à transformer les consommateur·rice·s en consomm’acteur·rice·s. «A condition que le panel en question soit réellement représentatif et qu’il n’y ait pas de biais de la parole», c’est-à-dire que les personnes qui ont un avis ou des habitudes de consommation s’éloignant du ‘politiquement correct’ aient la possibilité de s’exprimer librement. «Je pense par exemple aux gens qui ne voient pas l’intérêt de renoncer à manger au quotidien des chips et de la viande.» Ou encore «aux femmes, qui portent encore souvent la responsabilité de cuisiner». Certaines d’entre elles, notamment pour des questions de conciliation entre vie privée et professionnelle, peuvent être amenées à opter pour des aliments transformés tertiaires.
La sociologue rappelle par ailleurs qu’un travail de fond doit être effectué au niveau de l’offre. «Actuellement, on pointe les consommateur·rice·s du doigt lorsqu’ils achètent des fraises en hiver; mais si les rayons en sont pleins, à des prix dérisoires…» Parallèlement, «il ne faut pas oublier que nous avons une responsabilité envers les pays depuis lesquels nous avons, durant des décennies, importé certains types de denrées alimentaires». Si l’on cesse brutalement d’acheter des fruits exotiques, «on prend le risque de dégrader fortement les conditions de vie de producteur·rice·s à l’autre bout du monde». Transformer la chaîne alimentaire en profondeur constitue donc un vrai exercice d’équilibriste, avertit la professeure de l’Unifr. «Et si le panel réuni parvient à trouver des solutions consensuelles pour transformer les systèmes alimentaires, encore faudra-t-il qu’elles puissent être mises en œuvre, même si elles bousculent certains intérêts établis…»

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  • Muriel Surdez est professeure ordinaire au Département des sciences sociales de l’Unifr. Elle a notamment organisé un cycle de conférences consacrées à l’alimentation.
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