Jean-Luc Brülhart – Alma & Georges /alma-georges Le magazine web de l'Université de Fribourg Mon, 05 May 2025 09:59:24 +0000 fr-FR hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.5 «Der Mensch hat ein Bedürfnis nach Spiritualität» /alma-georges/articles/2025/der-mensch-hat-ein-beduerfnis-nach-spiritualitaet /alma-georges/articles/2025/der-mensch-hat-ein-beduerfnis-nach-spiritualitaet#respond Tue, 08 Apr 2025 14:52:25 +0000 /alma-georges?p=22209 Der Dominikaner-Bruder Szymon Bialik (42) ist seit einem halben Jahr katholischer Seelsorger an der Universität Freiburg. Er sieht sich als Brückenbauer und sagt von sich: «Ich bin ein Spätberufener.»

Es gibt Momente im Leben, die alles verändern. Momente, in denen Weichen gestellt werden, oft ohne dass man es im ersten Augenblick erkennt. So ein Moment erlebte Szymon Bialik im Sommer 2007. Der damals 25-Jährige verbrachte, wie in vielen Jahren zuvor, zwei Wochen in Taizé (F). Dieser kleine Ort im französischen Burgund war für ihn eine Zuflucht der Stille, ein Kontrast zu seinem Alltag als Geschichtslehrer. «In dieser Zeit war ich ein Suchender», erinnert sich der in Schlesien (Polen) aufgewachsene Bialik. Taizé war für ihn stets ein Ort der Begegnung, der Spiritualität, aber 2007 wurde es ein Augenöffner. Die Communauté de Taizé, ein ökumenischer Männerorden, bekannt für seine Jugendtreffen, zog jährlich zehntausende junge Menschen aus aller Welt an. Und inmitten dieses spirituellen Aufbruchs fand Bialik eine entscheidende Erkenntnis: Klöster und Orden mögen eine jahrhundertealte Tradition haben, doch sie müssen nicht aus der Zeit gefallen sein. Hier reifte in ihm eine Überzeugung, die sein Leben verändern sollte: «In Taizé habe ich meine Berufung entdeckt.» Doch noch war die Zeit nicht reif. Es sollten noch zehn Jahre vergehen, bis aus der Erkenntnis eine Entscheidung wurde.

Zwischen zwei Welten
Szymon Bialik spricht fliessend Deutsch – und das ist kein Zufall. «Deutsch ist nicht meine Muttersprache, aber es ist auch keine Fremdsprache», sagt er mit einem Lächeln. Seine Heimat ist seit Jahrhunderten zweisprachig. Die Region liegt in der Nähe zu Deutschland und bildet eine Brücke zwischen zwei Kulturen – vergleichbar mit Freiburg. Doch Schlesiens Geschichte ist nicht nur die einer friedlichen Koexistenz. Das 20. Jahrhundert brachte zwei totalitäre Systeme, die die Sprachenfrage zu einer Frage der Identität machten. Unter den Nationalsozialisten war Polnisch verboten, unter dem kommunistischen Regime war es dann das Deutsche. «Die Generation meiner Grosseltern war die letzte, die noch ganz natürlich zweisprachig aufwuchs», erzählt Bialik. «Wir Schlesier haben ein germanisches und ein slawisches Herz.»

Faszination Ökumene
Nicht nur die Sprache, auch die Religion prägt sein Leben. Schlesien ist katholisch, doch es gibt auch eine starke lutherische Minderheit. In jedem Dorf, jeder Stadt stehen zwei Kirchen: eine katholische und eine evangelisch-lutherische. Als Kind fragte er sich: Wieso gibt es zwei Kirchen? Diese Frage liess ihn nicht los. Sie wurde zum Ausgangspunkt für seine Faszination an der Ökumene, die ihn bis heute begleitet. Zwei Sprachen, zwei Glaubensrichtungen – und doch eine gemeinsame Identität. Szymon Bialik lebt mit diesen Spannungen, doch er sieht darin keine Gegensätze, sondern eine Bereicherung. «Vielleicht ist es genau das, was uns ausmacht – wir sind Brückenbauer.»

Das letzte Puzzlestück
Ein weiterer Schlüsselmoment in seinem Leben war 2015, als die Dominikaner nach Katowice kamen. Bialik besuchte eine Messe – und war verzaubert. «Die Liturgie war anders als alles, was ich bisher erlebt hatte. Sie war lebendig, ohne kirchliche Hochsprache. Ich fühlte mich sofort angesprochen.» Rund um die Kirche entstand eine Gemeinschaft, die ihn begeisterte. Der Umgang der Brüder untereinander war offen, zugänglich. Doch das letzte Puzzlestück fiel an seinen Platz, als er ein Buch über die dominikanische Berufung las. «Es war, als würde ich meine eigene spirituelle und geistige Autobiografie lesen. Man versucht, die Puzzleteile zusammenzufügen – und plötzlich passt alles: mein Weg, mein Studium, das Unterrichten, Taizé, meine Vision von Gesellschaft.»

Die Frage der Werte
Szymon Bialik ging schon als Schüler der Frage nach, was die Gesellschaft zusammenhält, was ihr Richtung gibt. Diese Suche nach den Werten führte ihn tiefer, über philosophische und gesellschaftliche Überlegungen hinaus, hin zur Quelle, zu Gott – dem Ursprung des Schönen, des Guten, des Wahren, wie er es beschreibt. Doch Erkenntnis allein reichte ihm nicht. Er wollte darüber sprechen, den Dialog führen, das Gedachte teilen. Also suchte er eine Lebensform, die ihm das ermöglichte. 2017 und mit 35 Jahren war die Zeit reif: der Suchende hatte gefunden. Bialik trat dem Dominikanerorden bei. Es war nicht einfach für ihn, die Studierenden auf ihrem Weg zur Matura alleine zu lassen. Denn das Unterrichten war für Bialik die wichtigste Lebenserfahrung: Er konnte für Menschen da sein. «Der ganze Prozess war ein langer Weg, ich bin sozusagen ein Spätberufener.» Aber jede und jeder habe eine eigene innere Uhr, die nach einem eigenen Rhythmus ticke. «Ich bin nach meiner Zeit gegangen».

Unter den Leuten
Der Eintritt in den Dominikanerorden war für ihn kein Bruch, sondern die konsequente Fortsetzung seines Denkens und Lebens. Die Dominikaner boten ihm, was er brauchte: Nähe zur Gesellschaft, die Möglichkeit, Brücken zu bauen und sich einzubringen. «Wir Dominikaner leben nicht abgeschieden, sondern mitten in der Welt. Unser kirchlicher Beitrag ist zugleich ein gesellschaftlicher», erklärt Bialik.

Genau das unterscheidet diesen Orden von vielen anderen. Tatsächlich war die Gründung des Ordens im 13. Jahrhundert eine kleine Revolution. Während andere Ordensmänner sich hinter Klostermauern zurückzogen, ihre Tage dem Gebet und der Schrift widmeten, gingen die Dominikaner hinaus. Sie studierten, sie mischten sich unter das Volk, sie predigten auf Märkten. Ein ungewohnter Anblick in einer Zeit, in der Ordensleben mit Abgeschiedenheit gleichgesetzt wurde. «In den Augen der etablierten Orden waren wir Vagabunden», sagt Bialik mit einem Schmunzeln. Und doch – oder gerade deshalb – fand er hier seine geistige Heimat.

Nähe zur Uni
Auch in Freiburg haben die Dominikaner ihren festen Platz – und das seit der Gründung der Universität im Jahr 1889. Schon damals besetzten sie Lehrstühle für Philosophie und Theologie und kauften ein ehemaliges Hotel, das sie in ein theologisches Konvikt verwandelten – ein Haus, in dem Professoren und Theologiestudenten gemeinsam lebten und arbeiteten. Dieses Haus, das Albertinum am Georges-Python-Platz, ist bis heute ein lebendiger Ort des intellektuellen und spirituellen Austauschs. «Die Dominikaner sind immer dort, wo die Hochschulen sind. Das ist unsere mittelalterliche Tradition», erklärt Bialik. Sie pflegen das intellektuelle Leben, verbinden Wissenschaft mit Seelsorge. Doch ihr Wirken reicht weit über akademische Kreise hinaus. So engagieren sich die Brüder auch für Obdachlose und Menschen in Not – mitten in der Gesellschaft, dort, wo sie gebraucht werden.

Zurück nach Freiburg
Nun also ist Szymon Bialik katholischer Uni-Seelsorger. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 2024 in Polen trat er direkt seine erste Stelle an. Freiburg war für ihn keine Reise ins Unbekannte, schon vor drei Jahren hatte er hier im Rahmen eines «Ordens-Erasmus» ein Semester verbracht. «Es ist eine grosse Herausforderung und gleichzeitig eine Ehre, direkt nach der Weihe nach Freiburg zu kommen», sagt Bialik. Und er trifft dort auf eine vertraute Erfahrung: das Zusammenleben verschiedener Kulturen. «In Schlesien trifft das Germanische auf das Slawische, hier in der Westschweiz trifft das Germanische auf das Romanische.» Für ihn ist es ein weiteres Zeichen, dass er genau am richtigen Ort angekommen ist.

Die Kraft des Austauschs
Bialik spürt den Wandel, die Bedeutung der Religion als Institution nimmt ab – doch etwas bleibt: das menschliche Bedürfnis nach Spiritualität. «Weil es zutiefst menschlich ist», sagt er. Als Seelsorger sieht er sich nicht nur als Zuhörer, sondern als Begleiter – für alle, unabhängig von ihrer Konfession. Er möchte Brücken bauen, über Sprach- und Religionsgrenzen hinweg. Ein spannendes Programm soll Menschen zusammenbringen, neue Perspektiven eröffnen. Besonders am Herzen liegt ihm die Disputatio-Reihe. Eine alte Tradition, die er bei deutschsprachigen Studierenden bekannter machen will. Schon viel früher, an den Universitäten, praktizierten Dominikaner die Kunst der widersprüchlichen, aber brüderlichen Debatte. Argumente wurden geschärft, Standpunkte hinterfragt – nicht um zu gewinnen, sondern um zu verstehen. Bialik glaubt an die Kraft des Austauschs. «Man muss nicht einer Meinung sein, aber in der Diskussion können neue Antworten entstehen», ist er überzeugt.

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Marco Polos Bewunderung für Khubilai Khan /alma-georges/articles/2024/marco-polos-bewunderung-fur-khubilai-khan /alma-georges/articles/2024/marco-polos-bewunderung-fur-khubilai-khan#respond Tue, 21 May 2024 06:49:23 +0000 /alma-georges?p=20246 Wer war Marco Polo und was ist sein Vermächtnis? Am kommenden Donnerstag referiert Marina Münkler von der TU Dresden in Freiburg zum Thema «Marco Polos Blick auf das mongolische China». Die Literaturprofessorin stellte sich den Fragen von Alma&Georges.

Marco Polo ist heute nahezu der einzige bekannte Fernostasienreisende des Mittelalters. 1271 begleitete der damals 17-jährige Venezianer seinen Vater Niccolò und seinen Onkel Maffeo nach China, trat in den Dienst des mongolischen Grosskhans Khubilai und kehrte erst 1295 nach Venedig zurück. Sein Reisebericht galt bald als ein «Buch der Wunder». 2024 jährt sich Marco Polos Todestag zum siebenhundertsten Mal.

Über die Person Marco Polo erfährt man in seinem Reisebericht nur sehr wenig. Wie weiss man heute, ob Marco Polo, ein Kaufmann, ein Abenteurer, ein Chronist der Fremde oder ein Kulturvermittler war? War er gar alles zusammen?
Marco Polo war Kaufmann, das können wir aus venezianischen Dokumenten der Zeit entnehmen. Aus seinen Berichten erfahren wir ausserdem, dass er ein Chronist der Fremde und Kulturvermittler war und voller Bewunderung von den Mongolen spricht. Am wenigsten war er vermutlich ein Abenteurer, jedenfalls berichtet er nichts von erlebten Abenteuern. Dafür ist der Bericht insgesamt zu objektivistisch gehalten.

Seit Mitte des 13. Jahrhunderts herrschte in Europa eine Mischung aus Furcht und Faszination vor den Mongolen. War Marco Polos Aussicht auf Handel also grösser als seine Furcht?
Ob Marco Polo Furcht empfunden hat, können wir schlicht nicht wissen, denn er spricht in seinem Bericht nicht darüber. Aber die venezianischen Kaufleute hatten auf die Mongolen, die ihnen sehr viel bessere Handelsbedingungen boten als das bis dahin im Asienhandel der Fall war, sicherlich eine andere Perspektive als die europäischen Herrscher. Diese waren mit dem mongolischen Weltherrschaftsanspruch konfrontiert und sahen ihre Reiche von mongolischen Heeren bedroht.

Ob Endzeitvorstellungen oder Heilserwartungen: Asien bildete zu jener Zeit den Erwartungshorizont der europäischen Kultur. Welches Bild hatte Marco Polos von Khubilai Khan, wie sah er das mongolische China?
Für Marco Polo war Khubilai Khan der weiseste und prächtigste Herrscher, den die Welt bis dahin gesehen hatte. Aus Marco Polos Perspektive übertraf seine Herrschaft die sämtlicher europäischer Herrscher. Marco Polos Bericht präsentiert Khubilai Khan in strahlendem Licht und vermittelte so der europäischen Kultur einen Eindruck von der Überlegenheit der mongolischen Herrschaft in China. Das stand in starkem Widerspruch zu den Berichten der franziskanischen Gesandten aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, die zu den Mongolen gereist waren, um herauszufinden, ob es sich bei ihnen um die Völker der Apokalypse handelte, die den Untergang der Welt bringen würden. Zwischen ihren Berichten und Marco Polos Bericht lagen vierzig Jahre sowie die mongolische Expansion nach China. Während die franziskanischen Gesandten die Mongolen der Steppe kennenlernten, lernte Marco Polo die mongolische Herrschaft über das hochentwickelte China kennen. Von daher gibt es objektive Gründe für die Differenzen zwischen ihren Berichten, aber Marco Polo vertrat eben auch entschieden eine positive Perspektive.

Marina Münkler

Was – neben seinem Bericht – ist das Vermächtnis von Marco Polos Reise ins mongolische China?
Sein Vermächtnis besteht sicherlich darin, dass er nicht aus der Perspektive einer selbstgewissen eigenen Überlegenheit auf das mongolische China blickte, sondern für die fremde Kultur der Mongolen ebenso grosses Interesse wie Bewunderung aufbrachte. Das hat seinen Grund sicherlich in der kaufmännischen Grundperspektive des Berichts, auch wenn diese in manchen Fassungen und Übersetzungen relativiert wurde. Fernhandelskaufleute mussten sich an die Umgebung, in der sie Handel treiben wollten, anpassen und wenn die Bedingungen für sie günstig waren, reagierten sie darauf mit Sympathie und Bewunderung, ohne die kulturellen Differenzen zu negieren oder negativ zu bewerten.

Marco Polos Vater, den er auf der Reise begleitete, war Jahre zuvor schon bei Khubilai Khan. War es für den damals 17-jährigen Marco trotzdem eine Reise ins Ungewisse?
Vermutlich hat er von seinem Vater und seinem Onkel auf der Reise schon einiges über Khubilai Khan und die Mongolen erfahren. Und es gab zweifellos auch schon andere Venezianer in China. Dennoch wird man von einer Reise ins Ungewisse sprechen können, denn das, was ihm mündlich vermittelt worden sein dürfte, waren zweifellos nur Bruchstücke von Wissen. Die Gewissheit eigener Erfahrung konnten sie sicherlich nicht produzieren.

War der Reisegrund nur wirtschaftlicher Natur oder war da auch Neugierde an neuen Kulturen?
Der Reisegrund dürfte ausschliesslich wirtschaftlicher Natur gewesen sein. Venezianische Fernhandelskaufleute reisten nicht aus Neugier auf andere Kulturen, sondern um gewinnbringenden Handel zu treiben. Natürlich lernten sie dabei auch die lokalen Sprachen und die sozialen Regeln fremder Kulturen so weit zu begreifen, dass sie sich innerhalb dieser Kulturen bewegen konnten.

Die Meinung hält sich hartnäckig, dass Marco Polo gar nie in China war, er ein Hochstapler gewesen sei. Wie begegnen Sie dieser Kritik?
Die These, Marco Polo sei nicht in China gewesen, ist in den letzten beiden Jahrzehnten insbesondere von der britischen Sinologin Frances Wood vertreten worden. Sie argumentiert mit dem, was Marco Polo nicht beschrieben hat: die chinesische Mauer, den chinesischen Tee und die gebundenen Füsse der Frauen. Solche «argumenta e silentio» (Argumente aus dem Schweigen, d. h. der Nichterwähnung) hat schon Cicero kritisiert, weil sich aus ihnen keine ernsthafte Schlussfolgerung ziehen lässt. Sie sind zumal bei einem Autor unangemessen, der vor 700 Jahren verstorben ist, weil sie unterstellen, wissen zu können, wovon er demzufolge hätte berichten müssen. Die chinesische Mauer, die Wood für so wichtig hält, gab es vor 700 Jahren so noch gar nicht, den Tee tranken die Chinesen, aber nicht unbedingt die Mongolen … Der Sinologe Hans-Ulrich Vogel hat demgegenüber gezeigt, dass Marco Polo die Herstellung von Papiergeld und Salzgeld sehr korrekt beschreibt, was er aus keiner europäischen Quelle der Zeit erfahren haben, sondern nur aus eigener Augenzeugenschaft wissen konnte.

Zur Person
Marina Münkler, Professorin für Ältere und frühneuzeitliche deutsche Literatur an der TU Dresden, ist Expertin für mittelalterliche Reiseberichte, insbesondere für die Verbreitung und Rezeption von Marco Polos Reisebericht in ganz Europa.

Öffentlicher Vortrag
Im Rahmen der «Freiburger Gastprofessur für Germanistische Mediävistik» wird jedes Frühjahr eine international renommierte Forscherpersönlichkeit eingeladen, an der Universität Freiburg eine Lehrveranstaltung zur Literatur des Mittelalters im europäischen Kontext anzubieten. Zudem werden im Rahmen eines öffentlichen Vortrags der interessierten Öffentlichkeit aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt:

Donnerstag, 23. Mai 2024, 18 Uhr
Museum für Kunst und Geschichte Freiburg

Marina Münkler (TU Dresden) referiert zum Thema «Im Reich des Grosskhans. Marco Polos Blick auf das mongolische China». Der Vortrag wird musikalisch umrahmt von Bayanzul Damdinsuren, Spezialist für mongolische Musik und Pferdekopfgeigenspieler.

Der Eintritt ist frei.

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  • in der Unifr-Agenda
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«Als Influencer tragen wir eine Verantwortung» /alma-georges/articles/2024/als-influencer-tragen-wir-eine-verantwortung /alma-georges/articles/2024/als-influencer-tragen-wir-eine-verantwortung#respond Thu, 22 Feb 2024 09:01:32 +0000 /alma-georges?p=19799 Wenn Valentin Manhart (26) nicht gerade an seiner Masterarbeit schreibt oder unterrichtet, ist er mit grosser Wahrscheinlichkeit mit seiner Kamera in den Bergen anzutreffen. Der Ostschweizer hat die Fotografie schon früh zu einem beruflichen Standbein gemacht.

Markante Gipfel, idyllische Bergseen, Nebel verhangene Bergflanken oder stimmungsvolle Sonnenaufgänge: Valentin Manharts Berg- und Landschaftsbilder haben eine Wirkung. Auf Instagram erreicht er damit eine Viertelmillion Follower_innen, zwei Bildbände mit Wandervorschlägen sind schon erschienen und eine Social-Media-Agentur hat er auch ins Leben gerufen. Immer an seiner Seite: sein Cousin Roman Flepp.

Valentin Manhart, Sie sind Influencer, Masterstudent, Berufsschullehrer und co-leiten eine Social-Media-Agentur: Wie viele Stunden hat eigentlich Ihr Tag?
Das mag nach viel klingen, aber tatsächlich bin ich aktuell weniger in den Bergen unterwegs und fokussiere mich sehr auf das Studium. Ich möchte im Juni meine Masterarbeit abschliessen und anschliessend Praktika absolvieren für das Mittelschul-Lehrerdiplom. Denn es ist mein Ziel, als Lehrer tätig zu sein. Zumindest in einer Teilzeit-Stelle. Seit bald zwei Jahren unterrichte ich an einer Berner Berufsschule und es gefällt mir sehr gut. Den Nebenjob mit Fotografieren und meiner Agentur möchte ich aber unbedingt behalten.

Wie wurde aus dem jungen Gymnasiasten, der sich vor zehn Jahren im Fotografieren versuchte, ein Influencer und Firmeninhaber?
Alles fing an einem Samstagnachmittag in Quinten am Walensee statt. Eine Tourismus-Organisation lud zu einem Insta-Meet ein, mit meinem Cousin und weiteren Gymi-Kollegen habe ich daran teilgenommen. Bis dahin hatten wir keine grosse Erfahrung mit Fotografie.

Und daraus entstand der heute viel beachtete Instagram-Account?
Ja, hinter twintheworld stecken mein Cousin Roman Flepp und ich. Wir hatten schon zu Gymi-Zeiten die Idee, ein cooles Projekt zu starten. So entstand mit der Zeit ein Account mit einer Viertelmillion Follower_innen. Mit unseren Berg- und Landschaftsbildern haben wir viele Personen angesprochen und plötzlich kamen auch Mandate rein. Als Teenager Aufträge zu erhalten, war natürlich eine coole Sache – nicht zuletzt dank der Verdienstmöglichkeit.

Das ist noch nicht das Ende der Geschichte.
Es war anfangs natürlich nicht geplant, aus der Fotografie ein berufliches Standbein zu machen. Trotzdem haben wir wegen steigender Nachfrage 2017 eine Social-Media-Agentur gegründet. Wir bieten Foto- und Videoproduktionen an und helfen unter anderem Tourismusdestinationen beim Aufbau und Kuratieren von Social-Media-Accounts. Bei all unseren Aktivitäten stehen immer Berge und Landschaften im Mittelpunkt. Die Akquise kommt aktuell wegen der Masterarbeit etwas kurz, aber wir sind zufrieden mit dem Auftragsvolumen.

Mit ihrem Cousin Roman Flepp teilen Sie nicht nur die Leidenschaft zur Fotografie, sondern auch die verschiedenen Projekte.
Tatsächlich stehen wir seit zehn Jahren täglich in Kontakt. Er ist auch Teil des Fotograf_innen-Kollektivs «The Alpinists», das die Bildbände herausgibt, und Mitgründer der Agentur. Die Faszination ist nicht die Fotografie alleine, es ist vielmehr das gemeinsame Projekt. Wenn man es mit Wanderungen verbindet, dann ist es etwas vom Schönsten, das man machen kann.

Woher kommt Ihre Faszination für die Berge?
Die Berge wecken aufgrund meiner Herkunft am Fuss der Churfirsten zwar Heimatgefühl, aber entscheidend für mich ist die Nähe zur Natur. An wenigen Orten in Europa kann man sich so mit ihr verbunden fühlen wie in den Alpen. Raue Felswände, Jahrtausende alte Gletscher und tosende Wasserfälle haben eine beruhigende Wirkung, sie lassen einen ehrfürchtig werden vor der Schönheit unserer Umwelt. Zudem sind sie ein Spielfeld vor unserer Haustüre, die zur Entdeckungstour einladen. Auch nach zehn Jahren fotografischer Tätigkeit bergen die Alpen für mich noch immer viele Geheimnisse und Fotomotive. Meine Art Fotografie hat bestimmt damit zu tun, wo ich aufgewachsen bin: inmitten von Bergen.

Wandern Sie noch oder reisen Sie zum Spot, drücken auf den Auslöser und das war’s?
Uns zeichnet aus, dass wir – mit Ausnahme der Kund_innenaufträge – nicht nur die Spots abklappern, sondern auch Wandertipps mitgeben. Wir sind der Meinung, dass sich die schönen Spots eben auch verdient werden müssen.

Sie sind schon sehr viel in den Bergen herumgekommen. Haben Sie eine Lieblingstour?
Es ist natürlich schwierig, eine Tour hervorzuheben. Trotzdem: Eine Wanderung vor meiner Haustüre in der Ostschweiz hat es mir besonders angetan. Sie führt vom höchsten mit der Bergbahn erreichbaren Punkt in den Flumser Bergen zuerst auf einer Gipfelkette weg vom Walensee und später direkt auf ihn zu. Die Aussicht ist atemberaubend. Später geht’s zur Seebenalp mit den drei Seen, die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche sind sehr fotogen.

Aufgewachsen am Südufer des Walensees, liegen auch die Ursprünge meiner Fotografie im St.Galler Oberland. Valentin Manhart Am Fusse der Gastlosen. Die imposante Bergkette in den Freiburger Voralpen sollten alle Studierenden der Uni Freiburg einmal gesehen haben.

Solchen Spiegelungen begegnet man in Ihren Büchern und auf Ihrem Insta-Account ab und zu. Haben Sie Tipps für Hobby-Fotograf_innen für Aufnahmen in den Bergen?
Es geht nichts über eine gute Spot-Recherche. Wegen des Lichteinfalls, der in der Fotografie sehr wichtig ist, sollte man sich die Frage stellen: Zu welcher Tageszeit will ich wo sein? Es existieren Apps und Kartentools, die den Sonneneinfall berechnen und so bei der Planung helfen. Aber ebenso wichtig ist es, offen zu sein für die spontanen Motive. Am Ende des Tages machen die nämlich zwei Drittel des Bildmaterials aus.

Es ist ja bekannt, dass das Gezeigte – gerade auf Instagram – oft nicht ganz der Realität entspricht. Wie weit gehen Sie bei der Bearbeitung der Bilder?
Ich gehöre zur Instagram-Generation und natürlich bearbeite ich die Bilder. Es geht jedoch nicht darum, das Bild zu verzerren oder etwas einzufügen, das nicht hingehört. Ich bearbeite mit Mass die Farben oder helle die Kontraste auf. Unsere Kund_innen, gerade die Tourismusregionen, erwarten von uns, dass wir die Realität abbilden. Es geht letztlich um Authentizität.

Und darum, eine Tourismusregion oder einen Spot bekannt zu machen. Wie verträgt sich Influencing mit eurem eigenen Anliegen eines sanften Tourismus? Aus einem einsamen Ort kann wegen Instagram schnell ein Hotspot werden.
Als Influencer tragen wir natürlich eine Verantwortung, dieser waren wir uns in den Anfängen nicht bewusst. Ein Beispiel: Vor neun Jahren wurde unser Sujet von einem malerischen Bergsee von der dortigen Tourismus-Organisation geteilt. Mit entsprechender Wirkung. Heute überlegen wir uns gut, was wir wo posten. Diese Art Promotion ist ja kein komplett neues Phänomen, denken wir bloss an die klassischen Fotokalender mit Bildern von Destinationen oder Natur. Sie existieren seit Jahrzehnten. Grundsätzlich wollen wir aber schon die Schönheit der Berge vermitteln und die Leute von der Couch holen.

Gibt es den Geheimtipp heute noch?
Wenn man ehrlich ist: Es existiert kaum etwas, das noch nicht erfasst wurde. Jedes Tal der Schweiz, es kann noch so abgelegen sein, wurde schon fotografiert. Wir legen jeweils Wert auf einen besonderen Blickwinkel, unsere eigene Handschrift, die in den Bildern erkennbar ist.

Sie haben 2017 Ihr Studium begonnen, weshalb an der Uni Freiburg?
Ich komme aus einem 450-Seelen-Dorf neben Walenstadt. Zürich wäre zu gross gewesen. Mir hat zudem das Studium in Geschichte mit seinen interessanten Vertiefungen zugesagt. Hier habe ich mich sehr schnell wie zu Hause gefühlt, nicht zuletzt Dank der Nähe zu den Bergen. Zugegeben: Ich kannte Freiburg vorher nicht, ja, nicht einmal die Gastlosen waren mir bekannt! Für Ostschweizer_innen ist die Westschweiz weit weg. Nicht in erster Linie geografisch, sondern kulturell.

Seit sechs Jahren sind Sie nun in Freiburg, wie gut kennen Sie die Gipfel der Voralpen?
Ich bin noch zu wenig einheimisch, als dass ich Geheimtipps geben könnte. Aber sowohl die Kaiseregg als auch die Gastlosen habe ich im Bildband beschrieben. Und natürlich kenne ich die wichtigsten Berge im Kanton. Für Freiburg Tourismus zum Beispiel durften wir das Insta-Projekt «Grand Tour des Vanils» umsetzen. Meine Bucketlist wird immer länger, dazu gehört ein Sonnenuntergang auf dem Vanil Noir zu erleben. In den letzten sechs Jahren konnte ich auch das Waadtland entdecken, besonders angetan hat es mit die Tour d’Aï ob Leysin.

Sie unterrichten schon länger an der Berner Berufsschule und haben Jugendliche vor sich, die bekanntlich viel von der Währung «Anzahl Follower» halten. Wissen Ihre Schüler_innen von Ihrem Erfolg auf Instagram?
Früher oder später im Schuljahr haben das meine Schüler_innen immer herausgefunden und waren dann schon ganz «aus dem Häuschen». Sie wollen wissen, wie ich zu so vielen Follower_innen gekommen bin und ob ich damit wirklich so viel Geld verdiene … Wichtig zu sagen ist, dass ich privat auf den sozialen Medien unterwegs bin und meine Rolle als Influencer meine Art zu unterrichten natürlich nicht beeinflusst.

Zur Person: Valentin Manhart (26) ist in Mols/SG am Walensee aufgewachsen. Seit 2017 studiert er an der Uni Freiburg. Aktuell schreibt er seine Masterarbeit und ist am Lehrdiplom für Maturitätsschulen.

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Vom Vorlesungssaal auf die europäische Bühne /alma-georges/articles/2023/vom-vorlesungssaal-auf-die-europaische-buhne /alma-georges/articles/2023/vom-vorlesungssaal-auf-die-europaische-buhne#respond Thu, 13 Jul 2023 07:47:07 +0000 /alma-georges?p=18624 Ende Juni hat das Unifr-Fussballteam an der Hochschul-Europameisterschaft 2023 in Albanien teilgenommen und sich mit 15 anderen Unis gemessen. Zehn Tage, die für die Studierenden unvergessen bleiben werden.

«Wir haben uns in Albanien manchmal wie Fussballprofis gefühlt. Es ist schon ein bisschen verrückt, was wir erleben durften», sagt Lionel Buntschu (26) nach der Rückkehr aus Tirana. Der herzliche Empfang bei der Ankunft, die Transfers mit dem Reisecar, die sechs Partien in zehn Tagen und die zum Teil sehr gute Infrastruktur seien eine einmalige Erfahrung gewesen. Das erste Spiel gegen die Universität von Rouen (F) fand auf dem Trainingsgelände der albanischen Nationalmannschaft statt. «Die Kabinen, das Spielfeld – einfach alles top», schwärmt Buntschu. Stolz ist er, nicht nur die Unifr repräsentiert zu haben, sondern auch ein bisschen die Schweiz.

Kontakte knüpfen
Gar von einer «unglaublichen Lebenserfahrung» spricht Yohann Weber (28), Captain der Unifr-Mannschaft. Denn mehr noch als der sportliche Wettkampf haben der Zusammenhalt im Team und der Austausch mit anderen Teilnehmenden gezählt. Die 16 Männer- und 12 Frauenteams (die Uni Basel als Schweizer Vertreterin) haben alle im gleichen Komplex in Tirana logiert, am Abend spielte Musik, man trank ein Bier und tauschte sich über gegnerische Mannschaften aus. Speziell mit den Studierenden der Universität für Biowissenschaften (EST), der Technische Universität Danzig (POL), der Universität von Rouen (F) und der Uni Porto (POR) sei der Kontakt gut gewesen. «Es war sehr freundschaftlich – auf und neben dem Spielfeld», sagt Yohann Weber.

Chillen am Meer
Ein Spiel hat 70 Minuten gedauert, die grosse Hitze – es herrschten über 30 Grad – machte den Spielern zu schaffen. «Wir sind uns solche Temperaturen nicht gewohnt und mussten während den Partien viel Flüssigkeit zu uns nehmen», so Weber. Deshalb war die Regeneration zwischen den Spielen umso wichtiger. Zeit, die mit Gesellschaftsspielen, Jassen und natürlich Ausruhen verbracht wurde. Sechs Spiele in zehn Tagen: für Amateure auch bei normalen Temperaturen ein sehr anspruchsvolles Programm.

Am spielfreien Tag stand ein Ausflug ans Meer auf dem Programm. «Erholung pur», beschreibt Weber diesen Trip an die Adria. Solche Momente in der Gruppe zu erleben seien ebenso wichtig wie Siege. «Wir haben am Strand Pizza gegessen und es uns wirklich gut gehen lassen. Als letztes Team haben wir abends die Rückreise nach Tirana angetreten», sagt Buntschu, der sich am spielfreien Tag noch von seinem kleinen Sonnenstich erholen konnte.

Eine zusammengewürfelte Truppe
Delegationsleiter war Alain Curty von der Dienststelle Universitätssport. Im Vorfeld musste er zuerst einmal abklären, ob überhaupt eine Mannschaft zusammengestellt werden kann. Denn: Es ist eine zusammengewürfelte Gruppe Männer, die sonst nie zusammen trainiert und nur im Rahmen der Hochschulmeisterschaften gemeinsam antritt. Die meisten spielen Meisterschaft bei ihrem Stammklub. Ebenfalls musste Curty einen offiziellen Schiedsrichter aus der Schweiz finden. Es war Yanick Ottmann, das 25-jährige Schiedsrichtertalent aus Steffisburg, der die Reise ebenfalls antrat.

Einen Monat vor dem Turnier wurde das Projekt konkret, die sechzehn Namen waren beisammen und am Samstag, 24. Juni um 3 Uhr in der Früh, war dann Treffpunkt vor der Uni im Pérolles. «Das Abenteuer konnte beginnen», so Curty. «Wir waren sehr stolz, die Uni auf europäischer Ebene vertreten zu dürfen.» Auch er streicht die menschliche Erfahrung in Albanien hervor. Zehn Tag und Nächte in der Gruppe zu verbringen, das schweisst zusammen. Auch die Niederlagen konnten dem guten Teamgeist nichts anhaben.

Ziel: Europameisterschaft 2025
Doch wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass die Unifr die Schweizer Hochschulen an der Europameisterschaft 2023 vertreten durfte? Das Team um Captain Yohann Weber hat im vergangenen Jahr nichts weniger als den Schweizermeistertitel geholt und sich so für das europäische Turnier qualifiziert. Das Gros dieser Mannschaft blieb für die Europameisterschaft unverändert, das Team musste jedoch ersatzgeschwächt in Albanien antreten. «Uns war es wichtig, dass alle viel Spielzeit haben. Der Zusammenhalt in der Mannschaft hat mehr gezählt als das Siegen», so Weber.

Trotz des 15. Schlussrangs überwiegen die positiven Erinnerungen. Sie sind so stark, dass sich das Team 2024 zum Ziel gesetzt hat, erneut Schweizermeister zu werden und im Folgejahr an der Hochschul-Europameisterschaft in Camerino (I) teilnehmen zu können. Und sich während zehn Tagen zu fühlen wie Fussballprofis.

Lionel Buntschu (26) beginnt im Herbst seinen Master in Sportwissenschaften und Geografie. Er ist wohnhaft in Formangueires und spielt beim ES Belfaux (2. Liga).

Yohann Weber (28) startet im Herbst seine Ausbildung zum Mittelschullehrer. Er hat kurz vor dem Abflug nach Albanien den Master in Sportwissenschaften, Pädagogik und Psychologie angeschlossen. Weber ist wohnhaft in Bulle, spielt beim FC La Combert (2. Liga) und war Captain der Unifr-Fussballmannschaft.

Alain Curty (34) ist Universitätssportlehrer beim Unisportdienst. Er war Verantwortlicher der Unifr-Delegation.

Dienststelle Universitätssport

Die Dienststelle Universitätssport bietet sportliche Aktivitäten für die Universitätsgemeinschaft sowie für die umliegenden Fachhochschulen an. Jede Woche werden in 80 verschiedenen Sportarten rund 140 Trainingseinheiten angeboten. 2022 wurde die Unifr Hochschul-Schweizermeisterin im Fussball, 2023 im Eishockey.

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