Gian-Andri Casutt – Alma & Georges /alma-georges Le magazine web de l'Université de Fribourg Wed, 13 Apr 2016 11:32:02 +0000 fr-FR hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.5 «Wir sind auf das Engagement der Mitglieder angewiesen» /alma-georges/articles/2016/wir-sind-auf-das-engagement-der-mitglieder-angewiesen /alma-georges/articles/2016/wir-sind-auf-das-engagement-der-mitglieder-angewiesen#respond Tue, 12 Apr 2016 19:23:40 +0000 http://www3.unifr.ch/alma-georges/?p=2244 Im Einsatz für die Kolleginnen und Kollegen: Der Verein des Personals der Universität Freiburg (VPU) setzt sich für die Anliegen des administrativen und technischen Personals ein. So fordert er etwa, dass befristete Arbeitsverträge nach zwei Verlängerungen zu unbefristeten Anstellungen werden. Im Interview erzählt die Präsidentin Sophie Tritten, welches die aktuellen Schwerpunkte sind.

Was will der Verein des Personals vermitteln?
Wir sind eine Körperschaft und wollen die Angestellten der Universität Freiburg repräsentieren; sie gegenüber der Universitätsleitung vertreten. Viele Mitarbeitende identifizieren sich eher mit einer Fakultät als mit der Universität. Vor allem an der Uni Pérolles sind die Leute weit weg vom Standort Miséricorde. Wir wollen zeigen, dass wir zusammengehören und gemeinsame Interessen haben.

Welche Anliegen beschäftigen euch im Moment?
Ein Problem sind die befristeten Arbeitsverträge, die jährlich erneuert werden. Diese jährliche befristete Verlängerung ist gerade für das administrative Personal mit grosser Unsicherheit verbunden. Es fehlt damit auch eine soziale Absicherung. Einige Mitarbeitende sind über einen Fonds angestellt. Ihre Verträge werden verlängert solange Geld da ist. Wir fordern, dass die befristeten Verträge nach zwei Verlängerungen zu unbefristeten Anstellungen werden.

Ist das legal, einen Vertrag zigmal zu verlängern?
Wir befinden uns da in einer juristischen Grauzone.

Ein weiteres aktuelles Thema des VPU ist die Lohn-Einteilung nach Funktionen.
Wir haben vor allem bei den Informatikern das Problem, dass ihre Kenntnisse on the job nicht berücksichtigt werden. Die Prozesse der Einstufung in eine Funktionsklasse sind problematisch und kompliziert. Da entspricht die formale Ausbildung der Mitarbeitenden nicht immer den reellen Kenntnissen, gerade in der sich schnell entwickelnden Welt der Informatik. Ein weiteres Problem der Klassifikation stellt sich, wenn jemand einen Job einer Kollegin übernimmt, die pensioniert wird und nicht in derselben Klasse ist.

Gibt es Lösungsansätze?
Wir haben das Problem mit der Rektorin Astrid Epiney diskutiert und gesehen, wie lange und kompliziert so ein Prozess ist. Als Universität sind wir diesbezüglich sehr vom Kanton abhängig, der die finalen Entscheidungen fällt. Eine etwas frustrierende Situation.

Wie geht ihr konkret vor?
Wir machen Vorstösse und fragen nach, warum gewisse Personen tiefer klassifiziert sind als andere. Wir verstehen natürlich den finanziellen Druck seitens des Kantons, aber dieser legitimiert unserer Ansicht nach nicht jedes Vorgehen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Kanton?
Unser Pendant beim Kanton, die FEDE (Föderation der Personalverbände der Staatsangestellten des Kantons Freiburg), ist natürlich viel grösser als der VPU, aber wir arbeiten gut zusammen. Sie haben das Thema der unbefristeten Arbeitsverträge ebenfalls aufgenommen.

Der VPU hat das Rektorat als Haupt-Verhandlungspartner?
Ja, vor allem das Rektorat. Allerdings haben wir, verglichen mit der FEDE, kein grosses Gewicht; sie hat 9000 Mitglieder. Diese treffen alle sechs Wochen die Vertreter des Kantons.

Wie gross ist der VPU?
Wir zählen etwa 650 Personen, die als administrative oder technische Mitarbeitende an der Universität angestellt sind und damit zum VPU gehören. Im Vergleich dazu gibt es knapp 2’000 wissenschaftliche Mitarbeitende, die nicht bei uns sind. Diese sind also wesentlich zahlreicher.

Welches sind die Herausforderungen des nächsten Jahres?
Nächstes Jahr hören drei Vorstandsmitglieder auf, die wir ersetzen müssen. Das wird schwierig. Wir sind auf das Engagement der Mitglieder angewiesen. Wir sind keine Gewerkschaft und haben keine Anwälte, die für uns arbeiten.

Etwa 30 Personen nahmen am 10. März 2016 an der Generalversammlung des VPU teil. Präsidentin Sophie Tritten führte durch die Traktanden und Alexandre Gachet, Direktor IT, präsentierte danach das Projekt Campus Management. Es folgte ein gemütlicher Apéro mit vielen Diskussionen über neue Technologie.

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Website des VPU:

Fotos: Gian-Andri Casutt – Unicom
Titelbild: Daniel Wynistorf – Unicom

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Dialog mit Muslimen wichtiger denn je /alma-georges/articles/2015/dialog-mit-muslimen-wichtiger-denn-je /alma-georges/articles/2015/dialog-mit-muslimen-wichtiger-denn-je#respond Fri, 20 Nov 2015 18:03:29 +0000 http://www3.unifr.ch/alma-georges/?p=1604 Nach den Terroranschlägen in Paris steht das Verhältnis zwischen Westeuropa und dem Islam einmal mehr im internationalen Fokus. In eben diesem Spannungsfeld ist das Schweizer Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) tätig: Es unterstützt und erforscht die Integration des Islam in die Schweizer Gesellschaft.

Am Mittwoch 18. November fand an der Universität Freiburg nun die erste öffentliche Veranstaltung des SZIG statt. In der Diskussion ging es darum, wie Muslime selber den Islam auslegen und vor welchen Herausforderungen sie in der Schweizer Gesellschaft stehen.

Im Interview: Hansjörg Schmid, Leiter des Schweizer Zentrums für Islam und Gesellschaft

Wie hat sich der Terroranschlag in Paris auf die Rolle des SZIG ausgewirkt?
Wir hatten zahlreiche Medienanfragen danach. Der Wunsch nach Einordnung der Ereignisse war gross. Dies zeigt wie wichtig das SZIG ist. Muslime werden stark in die Defensive gedrängt, dabei ist es wichtig einen Dialog auf Augenhöhe zu führen, in dem auch die kritischen Fragen zur Sprache kommen. Die Universität kann eben dieser neutrale Raum sein, in dem man über den Islam in unserer Gesellschaft diskutiert.

Es kommt immer wieder die Frage nach der Imamausbildung. Gibt es diese am SZIG?
Ein für allemal: Es gibt keine formale Imamausbildung bei uns. Was wir anbieten sind verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten. Und da sind Imame natürlich eine Zielgruppe wie viele andere auch. Sie müssen wissen, wie die hiesige Gesellschaft funktioniert. Denn Imame spielen auch eine wichtige Rolle für die Integration der jungen Muslime und im Kampf gegen eine Radikalisierung.

Also keine Imamausbildung. Sondern?
Wir haben drei Schwerpunkte: Forschung, Lehre und Weiterbildung. In der Weiterbildung richten wir uns an Leute, die mit Muslimen zu tun haben, z.B. in Schulen, in der Gemeinde, im Spital, im Gefängnis etc. In der Forschung haben wir ein Doktoratsprogramm, das von der Stiftung Mercator Schweiz finanziert wird. Das Thema sind islamisch-theologische Studien im Verhältnis zur Schweizer Gesellschaft. Und dazu kommt noch die Lehre, der Unterricht an der Universität. Natürlich spielen für uns der Dialog und die Kommunikation eine wichtige Rolle. Ausserdem führen wir in verschiedenen Landesteilen der Schweiz Informationsveranstaltungen über unser Zentrum durch und wirken an Diskussionen zu Fragen des Islams in der Schweiz mit.

Warum braucht es das Schweizer Zentrum für Islam und Gesellschaft?
In der Schweiz leben rund eine halbe Million Muslime. Wir müssen also über den Islam in der Schweiz auch wissenschaftlich nachdenken. Wir können nicht nur Antworten aus dem Ausland importieren. Es gibt dafür eine grosse Nachfrage, zum Beispiel in der Prävention gegen die Radikalisierung, im Umgang mit dem Islam in der Schule, in der Spitalseelsorge etc.

Welches sind die nächsten Veranstaltungen des SZIG?
Wir haben derzeit laufend Vorlesungen und Seminare. Diese gehören zu unserem Lehrangebot. Der nächste öffentliche Anlass findet am Montag, 30. November 2015 statt. ist ein Vortrag auf Französisch von Prof. Hamadi Redissi aus Tunis. Es geht darin um die Frage, inwieweit sich Meinungsfreiheit und Pluralismus auch vom Islam her begründen lassen und welche aktuellen Entwicklungen es hier seit dem Arabischen Frühling gibt. Wer regelmässig über unsere Aktivitäten informiert sein möchte, kann unseren abonnieren.


Video zur Diskussion «Islamische Selbstauslegung im Dialog»

Unter dem Titel „Zwischen Moschee, Gesellschaft und Universität. Islamische Selbstauslegung im Dialog“ führte das SZIG am 18. und 19. November ausserdem die erste wissenschaftliche Tagung durch. Rund 70 Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen waren anwesend ().

Im Mai 2016 planen wir eine grössere Tagung zum Thema Spitalseelsorge, die vor der Herausforderung einer gewachsenen religiösen Vielfalt steht.

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  • Video: Unicom, Gaël Monney
  • Link:
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« Ich duze sehr selten » /alma-georges/articles/2015/ich-duze-sehr-selten /alma-georges/articles/2015/ich-duze-sehr-selten#respond Mon, 09 Nov 2015 20:54:44 +0000 http://www3.unifr.ch/alma-georges/articles/2015/ich-duze-sehr-selten-2 Diese Frau liebt ihren Job: Die Verwaltungsdirektorin der Universität Freiburg Monique Bersier spricht über Gestern und Heute, erinnert sich an prominente Gäste und geschätzte Rektoren und erlaubt einen Einblick in ihren Arbeitsalltag.

Monique Bersier, Sie sind direkt nach dem Studium in die Dienste der Universität Freiburg getreten. Wie kam es dazu?
Noch während meines Studiums ist der damalige Adjunkt des Rektors krank geworden und musste über den Sommer um die vier, fünf Monate aussetzen. Ich bin also sozusagen in die Bresche gesprungen und habe die Stelle interimistisch übernommen. Das muss so 1977 oder 1978 gewesen sein. Das ging auch recht gut, weil es im Sommer sehr ruhig war. Nach dem Studium war ich dann in den USA und später in Zürich. Dann bin vom damaligen Rektor Augustin Macheret engagiert worden. Das war so 1989. Er kannte mich bereits vom Studium und hat mich zu einer Bewerbung ermutigt. Es hat dann, offensichtlich, geklappt.

Haben Sie in den USA gearbeitet?
Nein. Wir haben damals unseren Sohn Nicolas bekommen und ich hatte immer gesagt, wenn ich ein Kind bekomme, werde ich mich während vier Jahren ausschliesslich um das Kind kümmern. Nicht ein Jahr mehr und nicht ein Jahr weniger. Schliesslich hat ein Kind zwei Elternteile, daher müssen auch beide in der Erziehung mitmachen. Wir waren insgesamt etwa zwei Jahre in den USA und etwa zwei Jahre in Zürich.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war damals wohl noch schwieriger als heute?
Ja, damals war noch das alte Rollenmodell vorherrschend. Aber wie Sie wissen bin ich eine Frau mit Temperament und für mich war immer klar, dass ich wieder in die Arbeitswelt zurück will. Als Nicolas so vier, fünf Jahre alt war, nahm ich eine Vollzeitstelle an und mein Mann Jacques hat sich die Aufgaben zuhause mit mir geteilt. Am Dienstag, wenn die Schule aus war, war also besipielsweise ich zuständig und am Mittwoch war dann Jacques an der Reihe.

Und wenn eine Sitzung mal länger gedauert hat?
Meine Mutter hat sehr viel mitgeholfen. Nachdem wir nach Freiburg gezogen sind, hatten wir das Glück eine Mietwohnung gleich gegenüber von meiner Mutter zu finden, so war unser Sohn nie alleine, auch wenn eine Sitzung mal länger gedauert hat als bis 17 Uhr.

Seit Sie ihre Arbeit an der Universität begonnen haben, hat sich einiges verändert. Nicht zuletzt im technischen Bereich mit den Emails und dem Internet.
Die Technik hat sich tatsächlich stark verändert. Daneben hat sich aber auch die Universität unglaublich entwickelt. Wir hatten im Jahre 1989 gut 5’000 Studierende. Jetzt haben wir über 10’000 Studierende und damit natürlich auch mehr Professoren und Professorinnen, mehr Mitarbeitende etc.

Wie hat die Email das Arbeitsleben verändert?
Durch die Email schreiben wir sehr viel häufiger und damit auch viel Unwichtiges. Früher hatte man noch Briefe geschrieben, sowohl intern an den Rektor oder extern etwa an Staatsräte und musste sich gut überlegen, was man da reinschreibt. Heute schreibt man einfach drauflos.

Ist es jetzt besser und schlechter?
Hm, ich würde sagen schlechter auf keinen Fall. Es gibt Veränderungen und wir Menschen müssen einen Weg suchen, wie wir diese in die richtigen Bahnen lenken. Aber es ist wohl schwerfälliger geworden.

Sie haben schon mit vielen Menschen an der Universität zu tun gehabt, mit verschiedenen Rektoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mit wem haben Sie besonders gerne zusammengearbeitet oder ein spannendes Projekt umgesetzt?
Eine sehr schöne Zusammenarbeit hatte ich mit Herrn Andreas Hurni, als wir die Dienststelle Unisport aufgebaut hatten. Es war eine sehr heikle Aufgabe, die viel Gespür und Überzeugungsarbeit brauchte. Herr Hurni und ich hatten aber nie Probleme oder gar Streit. Es war stets angenehm und wir haben ein schönes Projekt umgesetzt. Aber gute Zusammenarbeiten gab es natürlich häufig. Herr Hurni ist mir einfach spontan als Erster eingefallen.

Was war denn am Ausbau des Dienstes Unisport so heikel?
Der damalige Universitätssport entwickelte das Sportangebot so wie es heute ist und organisierte auch einen Teil der universitären Ausbildung von Sportlehrerinnen und Sportlehrern. Das war eine akademische Aufgabe und wir haben diesem Bereich aus dem Unisport herausgelöst und in die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät übergeben, in den Fachbereich Sport- und Bewegungswissenschaften. Damit ist natürlich der prestigeträchtige Teil der akademischen Lehre weggefallen, was nicht allen gepasst hatte.

Gab es auch schwierige Zeiten?
Ja, natürlich das gab es. Wie Sie wissen wechselt das Rektorat alle vier Jahre. Das Personal der zentralen Dienste muss sich also immer wieder anpassen an eine andere Art zu arbeiten. Das ist manchmal einfacher und manchmal schwieriger.

Was macht die Verwaltungsdirektorin eigentlich den ganzen Tag?
Das frage ich mich manchmal auch. Früher, bis in die 90er Jahre, umfasste meine Stelle alle zentralen Dienste. 1995 haben wir die Direktion aufgeteilt und mein Kollege Lukas Bucher hat den akademischen Teil übernommen, also den Bereich für die Studierenden, der beispielsweise die Zulassungen oder auch den Sozialdienst umfasst. Mir als Verwaltungsdirektorin unterstehen die Bereiche Personaldienst, Gebäudedienst sowie verschiedene Verwaltungsbereiche, wie auch die Finanzen – ein ganz wichtiger Teil meiner Arbeit. Ich muss die Finanzen überwachen und die Budgets erstellen. Diese Arbeit mache ich zusammen mit der Rektorin und ich bin dafür besorgt, dass die Regeln eingehalten werden. Insgesamt sehe ich meine Aufgabe darin, für alle eine gute Arbeitsplatzsituation zu schaffen. Und natürlich muss ich die Direktiven des Rektorats umsetzen und an die Dienste weitergeben und allenfalls auch erklären, warum das nun so ist.

Als Herrscherin über die Finanzen erleben Sie auch immer wieder Druck von verschiedenen Seiten. Ist das für Sie ein Stress oder sehen Sie das eher technisch-pragmatisch?
Das ist schon Stress. Wenn das Budget gekürzt wird, muss ich mit der Rektorin oder dem Rektor zusammensitzen und schauen wie man das Problem am besten löst. Wo man den Rotstift ansetzen soll und welche Argumente es dafür gibt. Das sind keine angenehmen Aufgaben.

Welches Ereignis an der Universität hat sich Ihnen besonders eingeprägt?
Ein speziell grosser Anlass war der Besuch des Papstes Johannes Paul II im Jahre 1983. Das war ein eindrückliches Erlebnis. Interessant war auch der Besuch des spanischen Königs Juan Carlos, als er den Ehrendoktor erhielt. Damals musste ich für einen Tag mein Büro Königin Sophia zur Verfügung stellen, damit sie Gelegenheit hatte sich auszuruhen. Als ich am nächsten Tag zur Arbeit kam, hing immer noch dieser royale Duft in der Luft (lacht).

Promi-Besuche als besondere Herausforderung?
Ja, kann man sagen. Ein spezieller Anlass war auch der Besuch des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Ich habe noch nie so viele Menschen an unserer Uni gesehen wie damals. Man hatte den Eindruck, als wolle der ganze Kanton Freiburg Helmut Kohl hören. Wir mussten Sicherheitsschranken aufstellen und eine spezielle Security organisieren. Und trotzdem kam es zum Schluss zu einer lustigen Anekdote.


Retrouvez, en français, les anecdotes qui ont marqué Monique Bersier.

Was ist passiert?
Kohl hat seine Rede gehalten. Danach erhob sich der damalige Syndic der Stadt Freiburg, Dominique de Buman, um dem Bundeskanzler eine Strassentafel zu übergeben. Einige Wochen zuvor hatte Freiburg nämlich entschieden, die Strasse bei der Uni Miséricorde in Avenue de l’Europe umzubenennen. De Buman hob die Strassentafel mit der Bezeichnung „Av. de l’Europe 20“ hoch und erklärte feierlich, dass Freiburg eben auch in Richtung Europa schaue. Die Idee war, dass Kohl im Anschluss die Tafel aufhängen sollte. Doch dieser hatte das offenbar nicht verstanden und die Tafel dann einfach mitgenommen, weil er dachte, sie wäre ihm als Geschenk überreicht worden. Die Tafel muss jetzt also irgendwo in Berlin sein.

An der Uni gibt es ja viele spannende Personen. Welche haben Sie besonders beeindruckt im Laufe Ihrer langen Karriere?
Da gibt es einige. Professor Luigi Tagliavini war sehr faszinierend. Oder Prof. Jean-Marie Valarché, ein Ökonom. Man hatte den Eindruck, er sei ein wandelndes Buch. Er wusste einfach alles. Eine beeindruckende Persönlichkeit hat auch Prof. Othmar Keel, der das Museum Bibel + Orient gegründet hatte. Er konnte einen mit seiner Begeisterung richtig anstecken. Und natürlich Paul-Henri Steinauer, der Rechtsprofessor und spätere Rektor. Ich kannte ihn gut, weil ich auch Kurse bei ihm besucht hatte. Er war ein Intellektueller und hatte eine beeindruckende Persönlichkeit. Ihn umgab eine Aura. Zudem war er auch ein Visionär. Wenn er etwas gesagt und erklärt hatte, dann hat man es einfach geglaubt und war überzeugt auf dem richtigen Weg zu sein. Ich habe sehr gerne mit Rektor Steinauer zusammengearbeitet.

Duzt man sich eigentlich, wenn man so nahe zusammenarbeitet?
Nein, ich habe nie geduzt. Die einzige Person, die ich duze, ist die aktuelle Rektorin. Dies liegt daran, dass wir uns schon vorher gekannt haben. Ich duze sehr selten. Dass mein Kollege Bucher und ich uns sehr lange Zeit gesiezt haben, hat zu manch einem Spruch geführt. Lukas Bucher kam ja auch schon 1995 an die Uni und wir haben uns erst so um 2012 zu duzen begonnen, als ich mal an einem Anlass gemurmelt habe, dass man sich eigentlich auch „Du“ sagen könnte. Das „Sie“ bringt halt etwas mehr Distanz als das „Du“ und das ist mir lieber.

Welcher Teil Ihrer Arbeit ist Ihnen der liebste?
Am liebsten mache ich die Finanzen. Das ist das Spannendste. Auch interessante ist der Bereich der Gebäudeverwaltung. Da muss ich immer ein bisschen kämpfen und es ist stets innovativ.

Was mögen Sie nicht an Ihrem Job?
Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit. Was ich manchmal nicht so mag sind zu viele Sitzungen. Weil ich dadurch in einigen Dossiers dann nicht weiterkomme.

Ist die Uni noch dieselbe wie damals, als Sie studiert haben?
Ich finde die Studierenden von heute sind nicht mehr so frei im Kopf, wie wir es waren. Wir haben noch aus Lust studiert. Heute gilt es, etwas daraus zu machen, die Karriere zu planen – und das spürt man. Ich glaube, die heutigen Studierenden sind weniger glücklich. Wir haben natürlich auch studiert und waren fleissig, aber wir hatten auch noch Zeit zum Feiern.

Gab es früher mehr Parties als heute?
Also wenn ich auf meinen Freundeskreis zurückschaue, dann denke ich, dass wir mehr Parties machten als dies heute der Fall ist. Wobei erst kürzlich einige Junge ja ein grosses Fest in der BlueFactory organisiert haben, die Unifactory. Es gibt sie also schon noch, die Parties. Aber natürlich sollte man nicht nur feiern, sondern auch studieren (schaut streng).

Ihre Arbeit macht Ihnen offensichtlich noch immer Spass…
Ja absolut. Wenn ich Leute an der Uni sehe, die gebeugt gehen und keine Lust mehr haben, dann denke ich immer, sie sollten etwas verändern. Dieses Gefühl hatte ich persönlich nie.

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Video: Christian Doninelli

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